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08-Die Abschussliste

08-Die Abschussliste

Titel: 08-Die Abschussliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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sind wegen des gestohlenen Brecheisens hier.«
    Er lächelte flüchtig. »Sie sind bei der Army. Ist denn das Kriegsrecht ausgerufen worden?«
    »Wir führen parallele Ermittlungen«, erklärte Summer.
    »Sie sind bei der Militärpolizei?«
    »Ja«, sagte Summer. Sie nannte unsere Namen und Dienstgrade.
    »Wir brauchen Hintergrundinformationen«, sagte ich. »Über den Brecheisenmarkt.«

    Seinem Gesichtsausdruck nach war er interessiert, aber nicht gerade begeistert. Als würde man einen Gerichtsmediziner statt nach DNA-Spuren nach Fingerabdrücken fragen. Ich hatte den Eindruck, die Brecheisenentwicklung sei schon vor langer Zeit zum Stillstand gekommen.
    »Wo soll ich anfangen?«, fragte er.
    »Wie viele verschiedene Arten sind auf dem Markt?«
    »Dutzende«, erwiderte er. »Es gibt mindestens sechs Hersteller, deren Produkte ich selbst führen würde. Und viele andere, mit denen ich nichts zu schaffen haben möchte.«
    Ich sah mich im Laden um. »Weil Sie nur Qualität anbieten.«
    »Genau«, sagte er. »Ich kann preislich nicht mit den großen Ketten mithalten. Deshalb muss ich höchste Qualität und besten Service bieten.«
    »Nischengeschäft«, bemerkte ich.
    Er nickte wieder.
    »Einfache Brecheisen kommen aus China«, erklärte er. »Massenprodukte aus Stahlguss oder billigem Schmiedeeisen. Daran bin ich nicht interessiert.«
    »Was führen Sie also?«
    »Beispielsweise in Europa hergestellte Brecheisen aus Titan«, sagte er. »Sehr teuer, aber unverwüstlich und vor allem sehr leicht. Sie sind für Polizei und Feuerwehr gedacht. Oder für Unterwasserarbeit, wo Korrosion eine Rolle spielt.«
    »Aber von denen ist keines gestohlen worden.«
    Der Alte schüttelte den Kopf. »Nein, die Brecheisen aus Titan sind etwas für Spezialisten. Die anderen, die ich führe, sind konventioneller.«
    »Und um welche Modelle handelt es sich?«
    »Dies ist ein kleiner Laden«, antwortete er. »Was ich führe, muss ich sehr sorgfältig auswählen. Das ist in gewisser Weise eine Last, aber auch ein Vergnügen, weil jede Wahlmöglichkeit befreiend wirkt. Ein Brecheisen müsste aus Chromstahl mit hohem Kohlenstoffgehalt bestehen. Dann erhebt sich die Frage: einfach oder doppelt gehärtet? Ich würde mich wegen der höheren
Belastbarkeit immer für doppelt gehärtet entscheiden und sehr dünne Klauen wählen, weil sie den Gebrauchswert erhöhen. Und aus Sicherheitsgründen müssten sie einsatzgehärtet sein. In manchen Situationen wäre das lebensrettend. Stellen Sie sich einen Mann vor, dem auf einem hohen Dachbalken die Klaue bricht. Er würde abstürzen.«
    »Es kommt also auf den richtigen Stahl an, der zweifach gehärtet ist und zusätzlich gehärtete Klauen hat. Für welches Modell haben Sie sich entschieden?«
    »Nun, bei einem habe ich sogar einen Kompromiss geschlossen. Mein bevorzugter Lieferant stellt keine Brecheisen unter fünfundvierzig Zentimetern Länge her. Aber ich brauchte natürlich eines mit dreißig Zentimetern.«
    Ich machte ein verständnisloses Gesicht.
    »Für Arbeiten unter beengten Verhältnissen«, erklärte der Mann. »Hat man nur vierzig Zentimeter lichte Weite, kann man kein fünfundvierzig Zentimeter langes Brecheisen benutzen, stimmt’s?«
    »Nein, wahrscheinlich nicht«, sagte ich.
    »Also beziehe ich ein halbzölliges Modell mit dreißig Zentimetern Länge von einem Lieferanten, obwohl es nur einfach gehärtet ist. Ich halte es trotzdem für zufrieden stellend, was seine Belastbarkeit angeht. Bei nur dreißig Zentimetern Hebellänge dürfte die ausgeübte Kraft nicht genügen, um es zu verbiegen.«
    »Okay.«
    »Außer diesem kurzen Brecheisen und den Sonderanfertigungen aus Titan bestelle ich exklusiv bei Fortis, einer sehr alten Firma in Pittsburgh. Sie stellt zwei Ausführungen für mich her: fünfundvierzig und neunzig Zentimeter lang. Beide mit dreiviertel Zoll Durchmesser. Doppelt gehärteter Chromstahl mit hohem Kohlenstoffgehalt, einsatzgehärtete Klauen, erstklassige Lackierung.«
    »Und das größere Modell wurde gestohlen«, sagte ich.
    Er starrte mich an, als sei ich ein Hellseher.

    »Detective Clark hat uns das Muster gezeigt, das Sie ihm geliehen haben«, erklärte ich.
    »Ich verstehe.«
    »Ist das dreiviertelzöllige Fortis mit neunzig Zentimetern Länge also eher selten?«
    Er verzog das Gesicht, als sei er ein wenig enttäuscht.
    »Ich verkaufe eines pro Jahr«, sagte er. »Mit viel Glück auch zwei. Sie sind teuer. Und das Qualitätsbewusstsein der Kunden nimmt

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