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08-Die Abschussliste

08-Die Abschussliste

Titel: 08-Die Abschussliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Die Fenster waren schmutzig, und vor den meisten hingen schiefe, defekte Jalousien.
    Der Schreibtisch der Empfangssekretärin war verwaist. In dem großen Raum vor uns saßen zwei Kriminalbeamte, die beide Tweedjacken trugen und uns den Rücken zukehrten. Clark war einer von ihnen. Er telefonierte gerade. Ich rüttelte an der Gittertür, dass sie klapperte. Beide Männer drehten sich um. Clark zögerte sekundenlang überrascht und winkte uns dann herein. Wir zogen Stühle heran und setzten uns an die Querseiten seines Schreibtischs. Er telefonierte weiter. Wir warteten. Ich verbrachte die Zeit damit, mich in dem Raum umzusehen. Das Büro des Lieutenants hatte ab Hüfthöhe verglaste Wände. Drinnen stand ein großer Schreibtisch, hinter dem niemand saß, doch auf seiner polierten Platte konnte ich zwei Gipsabdrücke erkennen, genau so, wie sie unser Pathologe angefertigt hatte. Ich stand nicht auf, um an die Glaswand zu treten und sie mir näher anzusehen. Das wäre mir unhöflich vorgekommen.
    Clark beendete sein Gespräch, legte den Hörer auf und notierte sich etwas auf einem gelben Schreibblock. Dann atmete er geräuschvoll aus und schob seinen Drehstuhl weit vom Schreibtisch weg, um uns beide im Blick zu haben. Er sagte nichts. Er wusste, dass wir ihm keinen Höflichkeitsbesuch abstatteten. Andererseits wollte er nicht mit der Tür ins Haus fallen und fragen, ob wir einen Namen für ihn hätten. Weil er nicht dumm dastehen wollte, wenn wir verneinten.
    »Wir sind nur auf der Durchfahrt«, sagte ich.
    »Okay.«
    »Wir bräuchten ein wenig Hilfe.«
    »In welcher Beziehung?«

    »Ich dachte, Sie könnten uns Ihre Notizen über Brecheisen geben. Nachdem Sie sie nun nicht mehr benötigen, weil Sie Ihre Tatwaffe gefunden haben.«
    »Notizen?«
    »Sie haben eine Liste mit allen möglichen Eisenwarengeschäften angefertigt. Wir würden etwas Zeit sparen, wenn wir dort weitermachen, wo Sie aufgehört haben.«
    »Ich hätte Ihnen die Liste faxen können«, sagte er.
    »Sie ist wahrscheinlich ziemlich lang. Wir wollten Ihnen keine Mühe machen.«
    »Ich hätte unterwegs sein können.«
    »Wir sind ohnehin auf der Durchreise.«
    »Okay«, wiederholte er. »Notizen über Brecheisen.« Er stand auf und trat an einen Karteischrank. Kam mit einem ungefähr anderthalb Zentimeter dicken grünen Schnellhefter zurück. Ließ ihn auf seinen Schreibtisch fallen.
    »Viel Erfolg«, meinte er.
    Detective Clark setzte sich wieder. Ich nickte Summer zu. Sie griff nach dem Schnellhefter, schlug ihn auf. Er war voller eingehefteter Seiten. Sie blätterte darin. Verzog das Gesicht. Reichte ihn mir. Ich sah ellenlange Listen von einschlägigen Geschäften zwischen New Jersey und North Carolina, las Namen, Anschriften und Telefonnummern. So ungefähr die ersten neunzig Eintragungen waren abgehakt. Danach kamen etwa vierhundert ohne Häkchen.
    »Noch ein Hinweis«, erklärte Clark. »Manche Geschäfte sprechen von Brecheisen, manche von Brechstangen. Man muss darauf achten, dass sie wissen, wovon man redet.«
    »Gibt’s denn verschiedene Größen?«
    »Jede Menge. Unseres ist ziemlich groß.«
    »Kann ich es mal sehen? Oder liegt es im Asservatenraum?«
    »Es ist kein Beweismittel«, antwortete er. »Es handelt sich nicht um die Tatwaffe. Es ist nur ein identisches Brecheisen, das wir uns in Sperryville ausgeliehen haben. Vor Gericht wertlos.«
    »Aber es passt in Ihre Gipsabdrücke?«

    »Einwandfrei«, sagte Clark. Er stand wieder auf, betrat das Büro seines Lieutenants und nahm die Gipsabdrücke vom Schreibtisch. Kam mit je einem zurück und legte sie auf seinen Schreibtisch. Sie sahen unseren Abdrücken sehr ähnlich. Auch hier gab es jeweils ein Positiv und ein Negativ. Mrs. Kramers Kopf war im Durchmesser kleiner gewesen als Carbones. Deshalb war der Abdruck der tödlichen Verletzung etwas kürzer als unserer. Aber er war ebenso tief und hässlich. Clark griff danach und fuhr mit dem Zeigefinger durch die Vertiefung.
    »Sehr kräftiger Schlag«, sagte er. »Wir suchen einen großen Mann, stark, Rechtshänder. Haben Sie so jemanden gesehen?«
    »Bei jedem Blick in einen Spiegel«, antwortete ich.
    Auch der Abdruck des Brecheisens war etwas kürzer als unserer, ansonsten aber sehr ähnlich. Das gleiche kreidige Material, hier und dort mit winzigen Unregelmäßigkeiten im Gips, aber im Prinzip gerade und glatt.
    »Kann ich das Brecheisen mal sehen?«, fragte ich.
    »Klar«, meinte Clark. Er beugte sich seitlich hinunter und zog eine

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