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08-Die Abschussliste

08-Die Abschussliste

Titel: 08-Die Abschussliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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lauten die Befehle?«
    Er griff nach einem Blatt Faxpapier auf seinem Schreibtisch. Die Telefone schrillten weiter. Ich nahm das Blatt nicht entgegen, sondern las den Text über die Schulter des Korporals hinweg. Der Text bestand aus zwei einzeilig geschriebenen Absätzen. Willard befahl mir, die Wareneingangs- und -ausgangsbücher des hiesigen Versorgungsdepots zu kontrollieren und so festzustellen, was sich hier auf Lager befand. Dann sollte ich die jeweiligen Mengen durch Nachzählen verifizieren, eine Liste aller fehlenden Gegenstände aufstellen und schriftlich Vorschläge für ihre Wiederbeibringung machen. Diese Befehle sollte ich prompt und ohne Verzögerungen ausführen und ihn sofort nach deren Erhalt anrufen, um den Empfang zu bestätigen.
    Das war eine klassische Strafarbeit. In der schlechten alten Zeit hatte man Kohle weiß anmalen oder Sandsäcke mit Teelöffeln füllen oder Fußböden mit Zahnbürsten putzen müssen. Dies war die moderne MP-Version davon: eine geistlose Tätigkeit, für die ich mindestens zwei Wochen gebraucht hätte. Ich grinste.
    Die Telefone klingelten noch immer.
    »Diese Befehle habe ich nie zu Gesicht bekommen«, sagte ich. »Ich bin nicht hier.«
    »Wo sind Sie sonst?«
    »Sagen Sie ihm, dass irgendjemand ein Kaugummipapier ins Blumenbeet vor der Standortkommandantur geworfen hat und ich nicht zulasse, dass Armeeeigentum auf diese Weise beschädigt wird. Und dass ich lange vor Tagesanbruch mit den Ermittlungen begonnen habe.«
    Ich verließ zusammen mit Summer das Gebäude.
    »Arschloch«, sagte ich.
    »Sie sollten auf Tauchstation gehen«, meinte sie. »Er wird überall anrufen.«

    Ich blieb stehen. Schaute mich um. Kaltes Wetter. Graue Gebäude, grauer Himmel.
    »Nehmen wir uns den Tag frei«, schlug ich vor. »Fahren wir irgendwohin.«
    »Wir haben zu arbeiten.«
    Ich nickte. Carbone. Kramer. Brubaker.
    »Ich muss hier verschwinden«, sagte ich. »Also können wir wegen Carbone nicht allzu viel unternehmen.«
    »Wollen Sie nach Columbia fahren?«
    »Nicht unser Fall«, antwortete ich. »Mehr als Sanchez können wir dort auch nicht ausrichten.«
    »Zu kalt für den Strand«, bemerkte Summer.
    Ich nickte wieder. Plötzlich wünschte ich mir, es wäre nicht zu kalt für den Strand. Ich hätte Summer gern am Strand gesehen. Im Bikini. Am liebsten in einem sehr kleinen.
    »Wir müssen arbeiten«, sagte sie.
    Ich sah an den Gebäuden vorbei nach Südwesten. Dort ragten kahle Bäume vor dem Horizont auf. Daneben erhob sich eine mächtige Tanne, auch sie leblos im Winterschlaf. Sie musste in der Nähe der Stelle stehen, an der wir Carbone gefunden hatten.
    Carbone.
    »Wir fahren nach Green Valley«, sagte ich, »und besuchen Detective Clark. Wir könnten ihn um seine Notizen in der Sache mit dem Brecheisen bitten. Eine vierstündige Autofahrt könnte sich in diesem Stadium als gute Investition erweisen.«
    »Und vier Stunden für die Rückfahrt.«
    »Wir könnten irgendwo zu Mittag oder zu Abend essen. Wir könnten desertieren.«
    »Sie würden uns finden.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Mich würde keiner finden«, sagte ich. »Niemals.«
     
    Ich wartete auf dem Gehsteig, während Summer ein Auto besorgte. Sie erschien fünf Minuten später mit dem grünen Chevy,
mit dem wir schon mal unterwegs gewesen waren, hielt dicht am Randstein und öffnete ihr Fenster.
    »Ist das klug?«, fragte sie.
    »Es ist unsere einzige Hoffnung.«
    »Nein, ich meine, dass Sie im Wachbuch am Haupttor stehen werden. Ausfahrtzeit zehn Uhr dreißig. Willard könnte nachfragen.«
    Ich schwieg. Sie lächelte.
    »Sie könnten sich im Kofferraum verstecken«, sagte sie, »und wieder rauskommen, wenn wir das Tor passiert haben.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe keine Lust, mich zu verstecken. Nicht wegen eines Arschlochs wie Willard. Kontrolliert er das Wachbuch, erzähle ich ihm, dass die Jagd nach dem Kaugummipapiersünder plötzlich über die Staatsgrenze hinausgeführt hat. Oder vielleicht sogar ins Ausland. Wir könnten nach Tahiti fliegen.«
    Ich stieg neben ihr ein, fuhr meinen Sitz ganz zurück und begann wieder, an Bikinis zu denken. Sie nahm den Fuß von der Bremse und beschleunigte die Hauptstraße entlang. Bremste dann und hielt am Tor. Aus dem Wachlokal trat ein MP-Gefreiter mit einem Schreibbrett, der unser Kennzeichen notierte. Wir zeigten unsere Dienstausweise vor, und er schrieb unsere Namen auf. Warf einen Blick in den Wagen, um sich davon zu überzeugen, dass hinten niemand

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