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08-Die Abschussliste

08-Die Abschussliste

Titel: 08-Die Abschussliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Kaffee.
    »Die Delta-Leute sind unruhig«, sagte sie. »Sie wissen, dass Sie den Bulgaren verhaftet haben.«
    »Ich habe ihn nicht verhaftet, sondern nur ein paar Fragen gestellt.«
    »Mit solchen Spitzfindigkeiten wollen sie sich offenbar nicht aufhalten. Heute tauchten hier mehrmals Leute auf, die nach Ihnen gefragt haben.«
    »Waren sie bewaffnet?«
    »Die brauchen keine Waffen. Sie sollten sie unter Hausarrest stellen. Schließlich vertreten Sie hier den MP-Kommandeur.«

    Ich schüttelte den Kopf. »Sonst noch was?«
    »Sie müssen Oberst Willard bis Mitternacht anrufen, sonst erstattet er Anzeige gegen Sie wegen unerlaubter Entfernung von der Truppe. Darauf können Sie sich verlassen, sagt er.«
    Ich nickte. Dass Willard es als Nächstes damit versuchen würde, lag auf der Hand. Eine unerlaubte Entfernung von der Truppe fiel nicht auf den Kommandeur zurück. Erweckte nicht den Eindruck, als habe er seinen Laden nicht im Griff. Sie traf immer nur den Mann, dem dieser Vorwurf gemacht wurde.
    »Sonst noch was?«, wiederholte ich.
    »Sanchez will ein 10-16«, antwortete sie. »Drunten in Fort Jackson. Und Ihr Bruder hat wieder angerufen.«
    »Irgendeine Nachricht?«
    »Keine Nachricht.«
    »Okay.«
    Ich setzte mich an meinen Schreibtisch, nahm den Telefonhörer ab. Summer trat an die Wandkarte. Ließ die Fingerspitzen über die Stecknadeln gleiten: von Washington nach Sperryville, Sperryville nach Green Valley, Green Valley nach Fort Bird. Ich wählte Joes Nummer. Er meldete sich nach dem zweiten Klingeln.
    »Ich habe Mom angerufen«, sagte er. »Sie hält sich noch ziemlich wacker.«
    »Sie hat ›bald‹ gesagt, Joe. Das heißt nicht, dass wir täglich Wache halten müssen.«
    »Das Ende kommt bestimmt schneller, als wir denken. Und als es uns lieb ist.«
    »Welchen Eindruck hattest du?«
    »Sie hat zittrig geklungen.«
    »Und wie geht’s dir?«
    »Nicht schlecht! Und dir?«
    »Bisher kein tolles Jahr.«
    »Du solltest sie als Nächster anrufen«, bemerkte er.
    »Das tue ich. In ein paar Tagen.«
    »Am besten gleich morgen.«

    Joe legte auf, und ich blieb eine Minute lang nachdenklich sitzen. Dann tippte ich auf die Gabel, damit die Leitung frei wurde, und bat meine Sergeantin, mich mit Sanchez in Jackson zu verbinden. Ich hielt den Hörer ans Ohr und wartete. Summer sah mich an.
    »Täglich Wache halten?«, fragte sie.
    »Sie wartet darauf, dass der Gips runterkommt«, antwortete ich. »Er ist ihr lästig.«
    Summer betrachtete mich noch eine Weile, bevor sie sich wieder der Karte zuwandte. Ich schaltete den Lautsprecher ein und ließ den Hörer auf dem Schreibtisch liegen. Nach einem Klicken in der Leitung meldete sich Sanchez.
    »Ich habe dem Columbia PD wegen Brubakers Chevy Impala zugesetzt«, teilte er mir mit.
    »Haben sie ihn noch nicht gefunden?«, fragte ich.
    »Nein«, sagte er. »Und sie haben sich anscheinend überhaupt nicht bemüht, ihn zu finden. Was mir rätselhaft vorkam. Also habe ich sie weiter gelöchert.«
    »Und?«
    »Sie sind endlich mit der Wahrheit rausgerückt.«
    »Nämlich?«
    »Brubaker ist nicht in Columbia erschossen worden, er wurde dort nur zurückgelassen, das war alles.«

17
    Sanchez erklärte uns, die Gerichtsmediziner in Columbia hätten bei Brubaker unterschiedlich ausgebildete Totenflecke festgestellt, die ihrer Ansicht nach bewiesen, dass er schon ungefähr drei Stunden tot gewesen war, als man ihn auf der Gasse zurückließ. Toten- oder Leichenflecke bilden sich nach dem Tod eines Menschen. Das Herz bleibt stehen, der Blutdruck fällt ab, und das Blut sackt durch die Schwerkraft in die tiefsten Körperstellen.
Dort bildet es nach einiger Zeit bläulich purpurrote Hautflecken. Drei bis sechs Stunden später wird diese Färbung wie bei einem entwickelten Foto permanent fixiert. Ein Mensch, der tot auf dem Rücken landet, hat dann eine blasse Brust und einen purpurroten Rücken. Das Umgekehrte gilt für einen Menschen, der aufs Gesicht fällt. Aber Brubaker wies überall Totenflecke auf. Die Gerichtsmediziner in Columbia vermuteten, er sei ermordet worden, habe danach ungefähr drei Stunden auf dem Rücken gelegen und sei dann auf den Bauch gedreht in der Gasse zurückgelassen worden. Was die Dreistundenfrist betraf, waren sie sich ihrer Sache ziemlich sicher, denn nach drei Stunden begann die Fixierung der Flecke. Sie hatten frühzeitig fixierte Totenflecke auf dem Rücken der Leiche und später dann auf deren Vorderseite gefunden. Außerdem einen breiten Streifen auf

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