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08-Die Abschussliste

08-Die Abschussliste

Titel: 08-Die Abschussliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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ihrem Rücken, wo das Fleisch erwärmt worden war.
    »Er hat im Kofferraum eines Autos gelegen«, erklärte ich.
    »Genau über dem Schalldämpfer«, sagte Sanchez. »Drei Stunden Fahrt, reichlich Hitze.«
    »Das ändert vieles.«
    »Es erklärt auch, warum sie seinen Chevy nicht in Columbia finden konnten.«
    »Oder irgendwelche Zeugen«, sagte ich. »Oder die Patronenhülsen oder die Geschosse.«
    »Was bedeutet das praktisch?«
    »Drei Stunden mit dem Auto?«, sagte ich. »Nachts auf leeren Straßen? Ein Gebiet mit einem Radius bis zu zweihundert Meilen.«
    »Das ist ein ziemlich großer Umkreis«, stellte Sanchez fest.
    »Über dreihundertzwanzigtausend Quadratkilometer«, sagte ich. »Pi mal Radius hoch zwei. Was unternimmt das Columbia PD in dieser Sache?«
    »Es lässt sie wie eine heiße Kartoffel fallen. Jetzt ist das FBI dafür zuständig.«
    »Was hält das Bureau von dem angeblichen Drogenhandel?«
    »Sie sind etwas skeptisch. Rechnen sich aus, dass Heroin
nicht unbedingt unser Fall ist und wir eher auf Marihuana und Amphetamine stehen.«
    »Schön wär’s«, sagte ich. »Ich könnte jetzt ein bisschen von beidem brauchen.«
    »Andererseits wissen sie, dass die Delta-Männer überall im Einsatz sind. Pakistan, Südamerika. Dort kommt das Heroin her. Deshalb werden sie’s für den Fall, dass sie nicht weiterkommen, in Reserve halten - genau wie’s das Columbia PD getan hat.«
    »Damit vergeuden sie ihre Zeit. Heroin? Ein Kerl wie Brubaker wäre lieber gestorben.«
    »Sie vermuten, er könnte genau deshalb umgebracht worden sein.«
    Am anderen Ende wurde aufgelegt. Ich schaltete den Lautsprecher aus und legte den Hörer auf die Gabel zurück.
    »Wahrscheinlich ist es irgendwo im Norden passiert«, sagte Summer. »Brubaker ist in Raleigh losgefahren. Wir sollten seinen Wagen irgendwo dort oben suchen.«
    »Nicht unser Fall.«
    »Okay, das FBI sollte ihn dort suchen.«
    »Das tun sie bestimmt schon.«
    Dann klopfte jemand an die Tür, und ein MP-Korporal kam mit einer Klarsichthülle unter dem Arm herein. Er salutierte zackig, trat einen Schritt vor und legte die Hülle auf meinen Schreibtisch. Ging wieder einen Schritt zurück und salutierte nochmals.
    »Fotokopien des Wachbuchs vom Haupttor, Sir«, meldete er. »Erster bis Vierter dieses Monats, Zeiten wie von Ihnen angegeben.«
    Er machte kehrt und verließ mein Dienstzimmer. Ich betrachtete die Klarsichthülle. Sie enthielt sieben oder acht Blatt Papier. Nicht allzu schlimm.
    »An die Arbeit!«, sagte ich.
     
    Das Unternehmen »Gerechte Sache« kam uns wieder zu Hilfe. Die erhöhte Verteidigungsbereitschaft bedeutete, dass man viele
Urlaube gestrichen hatte. Eigentlich ohne rechten Grund, weil die Geschichte in Panama keine große Sache war, aber so funktionierte das Militär eben. Zwecklos, die Verteidigungsbereitschaft abzustufen, wenn sie nicht herabgesetzt oder erhöht werden konnte, und zwecklos, sie überhaupt zu ändern, wenn das keine Konsequenzen nach sich zog. Zwecklos, ein kleines Auslandsdrama zu inszenieren, wenn das gesamte Establishment dabei nicht einen vagen Schauder verspürte.
    Auch zwecklos, Urlaube zu streichen, ohne die Leute anderweitig zu beschäftigen. Deshalb waren zusätzliche Ausbildungseinheiten und tägliche Bereitschaftsübungen angesetzt. Die meisten waren anstrengend und begannen früh am Morgen. Für uns brachte das den großen Vorteil, dass fast alle, die an Silvester unterwegs gewesen waren, relativ früh zurückgekommen und in die Falle gegangen waren. Sie mussten die Wache gegen drei, vier oder fünf Uhr morgens passiert haben, denn nach sechs Uhr waren nur noch sehr wenige Einfahrten verzeichnet.
    In den achtzehn Stunden, die uns am Neujahrstag interessierten, waren neunzehn Personen auf den Stützpunkt gekommen, zwei davon Summer und ich - von dem Besuch bei der Witwe in Green Valley und aus dem Walter Reed Hospital in Washington, D. C., zurückkehrend. Wir strichen uns von der Liste.
    Am zweiten Januar hatten außer uns beiden sechzehn Personen das Tor passiert. Am dritten Januar waren es zwölf, am vierten bis zwanzig Uhr siebzehn gewesen. Insgesamt zweiundsechzig Namen in den in Frage kommenden sechsundachtzig Stunden. Neun davon, zivile Lastwagenfahrer, strichen wir von der Liste. Elf Personen tauchten mehrmals auf. Sie waren hereingekommen, hinausgefahren und wieder hereingekommen. Wie berufstätige Pendler. Meine Nachtschicht-Sergeantin gehörte zu ihnen. Wir strichen sie, weil sie eine Frau und klein war.

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