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08-Die Abschussliste

08-Die Abschussliste

Titel: 08-Die Abschussliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Esstisch. Meine Mutter telefonierte herum und erreichte, dass einer geliefert wurde. Er traf flach in einem Karton verpackt ein. Ich versuchte, ihr beim Zusammenbau zu helfen. Alle Teile waren vorhanden: eine Resopalplatte, vier verchromte Beine und vier große Stahlschrauben. Wir legten sie in der Essnische auf dem Fußboden zurecht. Tischplatte, vier Beine, vier Schrauben. Aber es war unmöglich, sie zusammenzusetzen. Wir knieten nebeneinander und mühten uns damit ab, doch wir schafften es nicht, den Tisch zusammenzubauen. Joe kam nach Hause, versuchte es und schaffte es nicht. Mein Dad versuchte es und schaffte es nicht. Wir aßen vier Wochen lang in der Küche. Wir versuchten noch immer, den Tisch zusammenzubauen, als wir wieder umzogen. Jetzt hatte ich das Gefühl, vor einem ähnlichen Problem zu stehen. Nichts passte zusammen. Zuerst sah alles bestens aus, aber dann geriet die gesamte Konstruktion ins Stocken und stellte einen vor unlösbare Rätsel.
    »Das Brecheisen ist nicht von selbst auf den Stützpunkt gekommen«, sagte Summer. »Eine dieser achtundzwanzig Personen hat es mitgebracht. Es kann nicht anders reingekommen sein.«
    Ich schwieg.
    »Sollen wir zum Abendessen gehen?«
    »Ich kann besser denken, wenn ich hungrig bin«, antwortete ich.
    »Uns sind die Dinge ausgegangen, über die man nachdenken könnte.«
    Ich nickte. Sammelte die achtundzwanzig Gesundheitsbogen wieder ein und schob sie ordentlich zusammen. Legte Summers ursprüngliche Liste mit dreiunddreißig Namen auf den Stapel. Dreiunddreißig minus Carbone, weil er das Brecheisen nicht mitgebracht und damit Selbstmord verübt hatte. Ohne den Pathologen, weil er kein überzeugender Verdächtiger und klein war und weil seine Probeschläge mit dem Brecheisen schwach
gewesen waren. Auch ohne Vassell, Coomer und ihren Fahrer Marshall, weil ihre Alibis zu gut waren. Vassell und Coomer hatten im O Club gegessen, und Marshall war nicht einmal mitgekommen.
    »Warum war Marshall nicht hier?«, fragte ich.
    Summer nickte. »Das beschäftigt mich schon die ganze Zeit. Als ob Vassell und Coomer etwas vor ihm hätten verbergen wollen.«
    »Sie haben hier nur zu Abend gegessen.«
    »Aber Marshall muss mit ihnen auf Kramers Beerdigung gewesen sein. Also haben sie ihm ausdrücklich befohlen, sie nicht herzufahren.«
    Ich nickte. Stellte mir die lange Reihe schwarzer Dienstwagen unter einem bleigrauen Januarhimmel auf dem Nationalfriedhof Arlington vor. Die Zeremonie, das Zusammenlegen der Fahne, den Ehrensalut über das Grab hinweg. Die Prozession zu den Limousinen zurück, barhäuptige Männer, das Kinn wegen der Kälte im Mantelkragen vergraben. Ich stellte mir vor, wie Marshall die hinteren Türen des Mercurys aufhielt, erst für Vassell, dann für Coomer. Er musste sie zum Parkplatz des Pentagon zurückgebracht haben und dort ausgestiegen sein, um Coomer den Platz am Steuer zu überlassen.
    »Wir sollten mit ihm reden«, erklärte ich. »Uns genau erzählen lassen, was sie zu ihm gesagt oder welchen Grund sie ihm genannt haben. Das muss ein etwas peinlicher Augenblick gewesen sein. Nachdem er bis dahin ihr Liebling war, hat er sich bestimmt ausgeschlossen gefühlt.«
    Ich wies meine Sergeantin an, mir Major Marshalls Telefonnummer zu besorgen. Erklärte ihr, er sei vom XII. Korps zur Dienstleistung ins Pentagon abkommandiert. Summer und ich saßen schweigend da und warteten. Ich betrachtete die Wandkarte und überlegte mir, dass wir die Stecknadel aus Columbia herausziehen sollten. Sie verfälschte das Bild. Brubaker war nicht dort ermordet worden, sondern irgendwo anders. Nördlich, südlich, östlich oder westlich davon.

    »Rufen Sie Willard noch an?«, fragte Summer.
    »Wahrscheinlich«, antwortete ich. »Vielleicht morgen.«
    »Nicht vor Mitternacht?«
    »Diese Befriedigung will ich ihm nicht gönnen.«
    »Das ist riskant.«
    »Er kann mir nichts anhaben.«
    »Irgendwann vielleicht doch.«
    »Spielt keine Rolle. Bald ist die Delta Force hinter mir her. Verglichen damit erscheint alles andere irgendwie theoretisch.«
    »Rufen Sie Willard heute Abend an«, insistierte sie. »Das wäre mein Rat.«
    Ich sah sie an.
    »Als Freundin«, meinte sie. »Unerlaubte Entfernung von der Truppe ist eine ernste Sache. Hat keinen Zweck, alles noch schlimmer zu machen.«
    »Okay.«
    »Tun Sie’s jetzt. Warum nicht?«
    »Okay.« Ich wollte den Telefonhörer abnehmen, aber bevor meine Hand ihn berührte, streckte meine Sergeantin den Kopf zur Tür herein. Sie teilte

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