Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
08-Die Abschussliste

08-Die Abschussliste

Titel: 08-Die Abschussliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
Vom Netzwerk:
Ansonsten strichen wir jeweils die zweite und alle weiteren Einfahrten durchs Haupttor.
    Das ergab eine Liste mit einundvierzig Personen, alle mit Namen,
Dienstgrad und abgekürzten Vornamen aufgeführt. Daran ließ sich nicht erkennen, welche Personen Männer und welche Frauen, und auch nicht, welche Männer groß und kräftig und Rechtshänder waren.
    »Ich stelle erst mal fest, wer was ist«, erklärte Summer. »Ich habe noch die gesamten Personallisten. Auf denen stehen die vollständigen Namen.«
    Ich nickte. Hängte mich ans Telefon. Trieb den Pathologen auf und bat ihn, sich sofort mit mir vor der Leichenhalle zu treffen.
     
    Ich fuhr mit dem Chevy von meiner Dienststelle zu seiner, weil ich nicht wollte, dass jemand mich mit einem Brecheisen herumlaufen sah, parkte vor dem Eingang der Leichenhalle und wartete. Der Mann tauchte innerhalb von fünf Minuten auf - zu Fuß aus Richtung O Club. Wahrscheinlich hatte ich ihn vom Nachtisch weggeholt. Vielleicht sogar vom Hauptgang. Ich stieg aus, um ihn zu begrüßen, beugte mich wieder in den Wagen und nahm das Brecheisen vom Rücksitz. Er warf einen Blick darauf, schien zu verstehen, was ich wollte. Wir gingen in sein Dienstzimmer. Dort machte er Licht, schloss seine Schreibtischschublade auf und nahm das Brecheisen heraus, mit dem Carbone erschlagen worden war. Legte es auf den Schreibtisch. Ich legte das ausgeliehene Exemplar daneben. Wickelte es aus dem Seidenpapier. Richtete die beiden Werkzeuge parallel aus. Sie waren völlig identisch.
    »Gibt’s große Unterschiede?«, fragte der Pathologe. »Bei Brecheisen?«
    »Mehr, als man für möglich halten möchte«, antwortete ich. »Ich habe mir heute einen Vortrag über Brecheisen angehört.«
    »Diese beiden sehen gleich aus.«
    »Sie sind auch gleich. Wie Erbsen aus derselben Schote. Darauf können Sie Gift nehmen. Sie werden nur auf Bestellung angefertigt und sind weltweit einzigartig.«
    »Haben Sie Carbone persönlich gekannt?«
    »Nur flüchtig«, sagte ich.

    »Wie war seine Haltung?«
    »In welcher Beziehung?«
    »Hat er sich krumm gehalten?«
    Ich dachte an das düstere Innere des Striplokals und an den hell beleuchteten Parkplatz. Schüttelte den Kopf.
    »Dafür war er nicht groß genug«, erwiderte ich. »Er sah drahtig, muskulös aus, hat sich ziemlich gerade gehalten. Wirkte sportlich, immer wie auf dem Sprung.«
    »Okay.«
    »Wieso?«
    »Der Schlag wurde von schräg oben geführt. Nicht wie ein Axthieb, aber ein horizontaler Schwung, der vor dem Auftreffen etwas abgesackt ist. Vielleicht knapp unterhalb der Waagrechten. Carbone war eins achtundsiebzig groß. Hat er aufrecht dagestanden, war die Verletzung eins fünfundsechzig über dem Boden. Aber der Schlag ist von oben gekommen. Also war der Angreifer groß.«
    »Das haben Sie uns bereits erklärt«, sagte ich.
    »Nein, ich meine groß«, sagte er. »Ich habe mich eingehend damit befasst, mir den Ablauf überlegt. Der Kerl muss eins dreiundneunzig bis eins sechsundneunzig groß gewesen sein.«
    »Wie ich«, sagte ich.
    »Und auch so schwer wie Sie. Nicht leicht, jemandem den Schädel so zu zertrümmern.«
    Ich stellte mir den Tatort vor. Erinnerte mich an einzelne trockene Grasbüschel und hier und da armdicke Äste auf dem Boden, aber im Prinzip war das Gelände ziemlich eben. Unmöglich, dass ein Mann höher als der andere gestanden haben konnte. Unmöglich, einen relativen Höhenunterschied anzunehmen, wenn es tatsächlich keinen gab.
    »Eins dreiundneunzig bis eins fünfundneunzig«, sagte ich. »Könnten Sie das beschwören?«
    »Vor Gericht?«
    »Das war ein Dienstunfall«, entgegnete ich. »Wir gehen nicht vor Gericht. Diese Sache betrifft nur Sie und mich. Vergeude ich
meine Zeit, wenn ich mich mit Kerlen befasse, die unter eins dreiundneunzig groß sind?«
    Der Mediziner holte Atem.
    »Eins neunzig«, sagte er. »Um ganz sicherzugehen. Um Luft für Fehler bei der Versuchsanordnung zu haben. Eins neunzig würde ich beschwören.«
    »Okay.«
    Er scheuchte mich aus der Tür, knipste das Licht aus und schloss wieder ab.
     
    Als ich zurückkam, saß Summer untätig an meinem Schreibtisch. Sie war mit der Geschlechtsanalyse fertig. Dafür hatte sie nicht lange gebraucht. Wie der meiste Papierkram der Army waren die Personallisten umfassend, vollständig und alphabetisch geordnet.
    »Dreiunddreißig Männer«, sagte sie. »Dreiundzwanzig Unteroffiziere und Mannschaften, zehn Offiziere.«
    »Wer sind sie?«
    »Von allem etwas. Bei Delta Force

Weitere Kostenlose Bücher