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08-Die Abschussliste

08-Die Abschussliste

Titel: 08-Die Abschussliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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mich an, falls Sie mich brauchen«, sagte ich. »Sie wissen schon, wenn ich irgendwas tun kann.«
    Der Adjutant nickte.
    »Danke für den Besuch«, meinte er. »Besser als ein Anruf.«
Ich fuhr zu meiner Dienststelle zurück. Summer war nicht da. Ich vergeudete über eine Stunde mit ihrer Personalliste und beschloss, das Verfahren abzukürzen, indem ich den Pathologen aus der Liste strich, dann Summer, Andrea Norton und alle Frauen. Der medizinische Befund in Bezug auf Größe und Stärke des Angreifers war ziemlich eindeutig. Ich strich das Personal des O Clubs. Ihr vorgesetzter Sergeant hatte gesagt, alle hätten sich eifrig um den General und seine Gäste bemüht. Ich strich die Köche und das Personal in der Bar und die MP-Wachposten am Haupttor. Ich strich alle, die im Lazarett lagen und als nicht gehfähig gekennzeichnet waren. Ich strich mich selbst. Ich strich Carbone, weil er nicht Selbstmord verübt hatte.
    Dann zählte ich die verbleibenden Häkchen und schrieb die Zahl neunhundertdreiundsiebzig auf einen Notizzettel. Das war die Gesamtzahl unserer Verdächtigen. Ich starrte ins Leere. Mein Telefon klingelte. Ich nahm den Hörer ab. Der Anruf kam wieder von Sanchez drunten in Fort Jackson.
    »Das Columbia PD hat eben angerufen«, sagte er. »Um mir die ersten Ermittlungsergebnisse mitzuteilen.«
    »Und?«
    »Der Gerichtsmediziner stimmt nicht völlig mit mir überein. Der Tod ist nicht vorletzte Nacht zwischen drei und vier Uhr morgens eingetreten, sondern um ein Uhr dreiundzwanzig.«
    »Das ist sehr präzise.«
    »Eine Kugel hat seine Armbanduhr getroffen.«
    »Eine stehen gebliebene Uhr? Darauf kann man sich nicht unbedingt verlassen.«
    »Nein, daran ist nicht zu rütteln. Sie haben noch viele weitere Untersuchungen vorgenommen. Falsche Jahreszeit für feststellbare Insektenaktivität, die nützlich gewesen wäre, aber der Mageninhalt war genau richtig für jemanden, der fünf bis sechs Stunden zuvor reichlich zu Abend gegessen hatte.«
    »Was sagt die Ehefrau dazu?«
    »Er ist abends um acht nach dem Essen verschwunden. Vom Tisch aufgestanden und nicht mehr zurückgekommen.«

    »Was hat sie daraufhin unternommen?«
    »Nichts«, antwortete Sanchez. »Er war bei den Special Forces. In ihrer gesamten Ehe wird er immer wieder ohne Vorwarnung verschwunden sein: mitten beim Abendessen, mitten in der Nacht, jeweils für Tage oder Wochen, ohne später erklären zu dürfen, warum und wohin. Das war sie gewöhnt.«
    »Hat er einen Anruf oder sonst was erhalten?«
    »Sie vermutet, dass er irgendwann einen bekommen hat, weiß es nicht sicher. Vor dem Abendessen war sie im Whirlpool. Sie hatten gerade zweiundsiebzig Löcher gespielt.«
    »Kannst du sie nicht selbst anrufen? Mit dir redet sie eher als mit zivilen Cops.«
    »Ich könnt’s versuchen, denke ich.«
    »Sonst noch was?«, fragte ich.
    »Die Schusswunden stammen von einer Neunmillimeterpistole«, sagte er. »Zwei Schüsse, beide durch und durch, saubere Einschusslöcher, üble Austrittswunden.«
    »Stahlmantelgeschosse«, erklärte ich.
    »Aufgesetzte Schüsse«, sagte er. »Mit Pulververbrennungen. Und Schmauchspuren.«
    Ich schwieg. Das konnte ich mir nicht vorstellen. Zwei Schüsse abgegeben? Aufgesetzte Schüsse? Eine der Kugeln dringt also ein, tritt wieder aus, beschreibt einen Bogen, kommt zurück, fällt nach unten und zertrümmert seine Armbanduhr?
    »Hatte er die Hände auf dem Kopf?«
    »Er ist von hinten erschossen worden, Reacher. Mit zwei Schüssen in den Hinterkopf. Peng, peng, danke und gute Nacht. Der zweite Schuss muss den Schädel durchschlagen und seine Armbanduhr getroffen haben. Schräge Schussbahn. Groß gewachsener Schütze.«
    Ich sagte nichts.
    »Genau«, fuhr Sanchez fort. »Wie wahrscheinlich ist das alles? Hast du ihn gekannt?«
    »Nicht persönlich«, sagte ich.
    »Er hat weit über dem Durchschnitt gestanden. Ein echter
Profi. Und wirklich clever. Er kannte jeden Trick, jeden Kniff, jede Masche und war bereit, sie einzusetzen.«
    »Trotzdem hat er sich von hinten erschießen lassen?«
    »Er hat den Kerl definitiv gekannt. Muss ihn gekannt haben. Wem hätte er sonst mitten in der Nacht auf einer finsteren Gasse den Rücken zugekehrt?«
    »Überprüfst du Leute aus Jackson?«
    »Das sind verdammt viele.«
    »Wem sagst du das?«
    »Hatte er Feinde in Bird?«
    »Nicht dass ich wüsste«, sagte ich. »Weiter oben gab es genügend Feinde.«
    »Solche Weicheier vereinbaren keine Treffs mitten in der Nacht auf finsteren

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