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08-Die Abschussliste

08-Die Abschussliste

Titel: 08-Die Abschussliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Gassen.«
    »Wo liegt die Gasse?«
    »In keinem ruhigen Viertel.«
    »Hat jemand was gehört?«
    »Keine Menschenseele«, sagte Sanchez. »Das Columbia PD hat herumgefragt, aber nichts erfahren.«
    »Merkwürdig.«
    »Das sind lauter Zivilisten. Was sonst?«
    Er machte eine Pause.
    »Hast du Willard schon kennen gelernt?«, fragte ich ihn.
    »Er ist gerade hierher unterwegs. Scheint ein richtiges Arschloch zu sein.«
    »Was für eine Gasse war das?«
    »Voll mit Nutten und Crackdealern. Nichts, was die Stadtväter von Columbia in ihre Tourismusbroschüren aufnehmen würden.«
    »Willard hasst Peinlichkeiten«, sagte ich. »Er wird wegen des Images nervös sein.«
    »Wegen des Images von Columbia? Was kümmert ihn das?«
    »Wegen des Images der Army«, entgegnete ich. »Er wird nicht wollen, dass Brubaker mit Nutten und Crackdealern in Verbindung gebracht wird. Nicht als Oberst einer Eliteeinheit.
Er glaubt, dass die Sache mit den Sowjets große Umwälzungen bringen wird und wir jetzt gute PR brauchen. Er glaubt, dass er den großen Überblick hat.«
    »Dann müsste er wissen, dass ich ohnehin nicht an diesen Fall herankomme. Wie viel Einfluss hat er also beim Columbia PD und beim FBI? Den würde er nämlich brauchen.«
    »Mach dich jedenfalls auf Ärger gefasst«, sagte ich.
    »Stehen uns sieben magere Jahre bevor?«
    »So lange dauert’s nicht.«
    »Wieso nicht?«
    »Nur so ein Gefühl«, antwortete ich.
    »Ist’s dir recht, wenn ich weiter Verbindung halte? Oder soll ich veranlassen, dass sie dich direkt anrufen? Brubaker ist eigentlich dein Toter.«
    »Bleib weiter dran«, sagte ich. »Ich hab schon genug zu tun.«
    Wir legten auf, und ich blätterte wieder in Summers Liste. Neunhundertdreiundsiebzig . Neunhundertzweiundsiebzig unschuldig, einer schuldig. Aber wer?
     
    Summer kam nach einer weiteren halben Stunde zurück und legte mir ein Blatt Papier hin: die Fotokopie einer Waffenanforderung, die Sergeant First Class Christopher Carbone vor vier Monaten eingereicht hatte. Sie betraf eine Pistole P 7 von Heckler & Koch. Vielleicht gefielen ihm die Maschinenpistolen von H&K, mit denen die Delta Force ausgerüstet war, und er wollte deshalb eine P 7 als persönliche Waffe. Er hatte die Ausführung, die Neunmillimeterparabellumpatronen verschoss, sowie vier Magazine zu je dreizehn Schuss angefordert - eine völlig normale Anforderung auf einem Standardvordruck. Ich bezweifelte nicht, dass sie genehmigt worden war. Politisch sprach nichts dagegen. H&K war eine deutsche Firma, und Deutschland war meines Wissens weiterhin NATO-Mitglied. Auch mit der Munition würde es keine Schwierigkeiten gegeben haben: Neunmillimeterparabellumpatronen waren der NATO-Standard. Die US Army hatte sie massenhaft vorrätig. Wir hätten
jahrelang jeden Tag eine Million Magazine zu je dreizehn Schuss füllen können.
    »Und?«, sagte ich.
    »Sehen Sie sich die Unterschrift an«, erwiderte Summer. Sie zog die Fotokopie von Carbones Beschwerde aus der Tasche und gab sie mir. Ich legte sie auf die Schreibtischplatte neben den Anforderungsvordruck. Sah von einem Blatt zum anderen.
    Die Unterschriften waren identisch.
    »Wir sind keine Graphologen«, sagte ich.
    »Nicht nötig. Sie sind identisch, Reacher. Das können Sie mir glauben.«
    Ich nickte. Beide Unterschriften lauteten C. Carbone, und das viermal wiederholte große C war sehr charakteristisch. Es bestand aus einem eleganten, flüssigen, in die Länge gezogenen Schnörkel. Auch das kleine e am Ende beider Unterschriften war unverkennbar. Auf ein kleines Oval folgte ein schwungvoller waagerechter Abstrich, der fast übermütig nach rechts in die Seite ausgriff. Das arbon in der Mitte war rasch, flüssig und linear geschrieben, insgesamt eine markante, stolze, gut leserliche, selbstbewusste Unterschrift, die sich bestimmt durch jahrelanges Unterzeichnen von Schecks, Barrechnungen, Mietverträgen und Autopapieren herausgebildet hatte. Natürlich ließ sich jede Unterschrift fälschen, aber ich vermutete, dass diese hier eine echte Herausforderung dargestellt hätte. Eine Herausforderung, der zwischen Mitternacht und acht Uhr fünfundvierzig auf einem Militärstützpunkt in North Carolina vermutlich niemand gewachsen gewesen wäre.
    »Okay«, sagte ich. »Die Beschwerde ist echt.«
    Ich ließ sie auf dem Schreibtisch liegen. Summer drehte sie um und las sie durch, obwohl sie den Text längst auswendig kennen musste.
    »Sie ist eiskalt«, meinte sie. »Sie ist wie ein Messer in den

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