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08-Die Abschussliste

08-Die Abschussliste

Titel: 08-Die Abschussliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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seien.
    »In welche Richtung geht Ihre vielleicht lohnendere Fährte?«, fragte er.
    »Unter Umständen gibt’s eine militärische Verbindung zu Mrs. Kramer. Vielleicht können wir Ihnen den Kerl auf einem Silbertablett präsentieren.«

    »Das würde mir echt gefallen.«
    »Kooperation«, sagte ich. »Sie sorgt dafür, dass die Welt sich weiterdreht.«
    »Das tut sie allerdings«, meinte er.
    Clark schien sehr zufrieden zu sein. Er glaubte mir und versprach, seine Ermittlungen auszuweiten und mich auf dem Laufenden zu halten. Als ich auflegte, klingelte das Telefon sofort wieder. Ich meldete mich und hörte eine Frauenstimme. Ihr Südstaatenakzent klang warm und intim. Sie bat mich, 10-33 für einen 10-16 von dem MP-Exekutivoffizier in Fort Jackson zu sein, was im Klartext hieß: Bitte halten Sie sich bereit, einen abhörsicheren Anruf von Ihrem Kollegen in South Carolina entgegenzunehmen. Ich wartete mit dem Hörer am Ohr und vernahm einen Augenblick lang nur elektronisches Rauschen. Dann folgte ein lautes Klicken, und mein Kollege in South Carolina meldete sich. Er teilte mir mit, Oberst David C. Brubaker, Kommandeur der Special Forces in Fort Bird, sei an diesem Morgen mit zwei Kugeln im Kopf in einer Gasse in einem schmuddeligen Viertel von Columbia aufgefunden worden - der Hauptstadt von South Carolina, immerhin zweihundert Meilen von dem Golfhotel in North Carolina entfernt, in dem er den Weihnachtsurlaub mit seiner Frau verbracht hatte. Und nach Aussage der dortigen Sanitäter war er schon ein bis zwei Tage tot.

14
    Mein Kollege in Fort Jackson war ein Mann namens Sanchez. Ich kannte ihn ziemlich gut und hatte eine noch bessere Meinung von ihm. Er war clever, und er war kompetent. Ich schaltete den Lautsprecher ein, damit Summer mithören konnte. Wir sprachen kurz über Zuständigkeiten, aber ohne große Begeisterung. Die Zuständigkeit war stets eine Grauzone, und wir wussten, dass wir von Anfang an schlechte Karten hatten. Brubaker
war im Urlaub gewesen, hatte Zivil getragen und wurde in einer Gasse der Stadt aufgefunden, weshalb das Columbia Police Department ihn für sich beanspruchte. Dagegen waren wir machtlos. Außerdem hatte das Columbia PD das FBI verständigt, weil Brubakers letzter bekannter Aufenthaltsort ein Golfhotel in North Carolina gewesen war, was dem Fall möglicherweise eine zwischenstaatliche Dimension verlieh, und das Bureau für Mordfälle, die mehr als einen Bundesstaat betrafen, zuständig war. Und auch, weil jeder Offizier ein Staatsangestellter ist, dessen Ermordung ein eigener Straftatbestand ist, sodass der Täter, falls er durch irgendein Wunder gefasst wurde, auch deswegen angeklagt werden konnte. Weder Sanchez noch Summer noch ich machten uns sonderlich viel aus dem Unterschied zwischen Staats- und Bundesgerichten, aber wir wussten, dass der Fall weit außerhalb unserer Reichweite lag, wenn das FBI sich damit befasste. Wir waren uns darüber einig, dass wir bestenfalls hoffen konnten, irgendwann eine Zusammenfassung der Ermittlungsergebnisse zu sehen - rein zur Information und aus kollegialer Höflichkeit. Summer verzog das Gesicht und wandte sich ab. Ich schaltete den Lautsprecher aus und sprach wieder allein mit Sanchez.
    »Was vermutest du?«, fragte ich ihn.
    »Er muss den Täter gekannt haben«, sagte Sanchez. »Nicht leicht, einen erfahrenen Delta-Soldaten wie Brubaker in einer dunklen Gasse zu überraschen.«
    »Waffe?«
    »Die Sanitäter tippen auf eine Neunmillimeterpistole. Und sie müssten’s wissen. Sie bekommen jede Menge Schusswunden zu sehen. Anscheinend sind sie in diesem Viertel jeden Freitagund Samstagabend im Einsatz.«
    »Was hatte er dort zu suchen?«
    »Keine Ahnung. Vermutlich ein Treff. Mit jemandem, den er kannte.«
    »Lässt sich ungefähr sagen, wann?«
    »Die Leiche ist eiskalt, die Haut leicht grünlich, die Totenstarre
voll eingetreten. Zwischen vierundzwanzig und achtundvierzig Stunden, meinen sie. Am sichersten wäre der Mittelwert. Sagen wir vorgestern Nacht zwischen drei und vier Uhr. Städtische Müllmänner haben ihn heute Morgen gegen zehn Uhr gefunden. Bei der wöchentlichen Müllabfuhr.«
    »Wo warst du am achtundzwanzigsten Dezember?«
    »Korea. Du?«
    »Panama.«
    »Warum haben sie uns versetzt?«
    »Ich glaube, dass wir das bald rauskriegen werden«, antwortete ich.
    »Hier ist irgendwas nicht koscher«, sagte Sanchez. »Ich habe ein bisschen herumgefragt, weil ich neugierig war, und festgestellt, dass wir weltweit über zwanzig MPs

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