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08-Die Abschussliste

08-Die Abschussliste

Titel: 08-Die Abschussliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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sind, die im gleichen Boot sitzen. Und auf allen Versetzungsbefehlen steht Garbers Unterschrift, aber ich vermute, dass sie gefälscht ist.«
    »Ich weiß bestimmt, dass sie gefälscht ist«, erklärte ich. »War dort unten viel los, bevor sich die Sache mit Brubaker ereignet hat?«
    »Überhaupt nichts. Die ruhigste Woche meines Lebens.«
    Wir legten auf. Ich verharrte eine Weile reglos auf meinem Stuhl. Meines Wissens lag Columbia, South Carolina, ungefähr zweihundert Meilen von Fort Bird entfernt. Man fuhr auf dem Highway nach Südwesten, überquerte die Staatsgrenze, fand die nach Westen führende I-20, hatte noch ein paar Meilen und war auch schon da. Vorletzte Nacht war Carbones Leiche entdeckt worden. Ich hatte Andrea Nortons Dienstzimmer kurz vor zwei Uhr morgens verlassen. Bis zu diesem Zeitpunkt konnte sie mein Alibi bestätigen. Dann war ich um sieben Uhr in der Leichenhalle bei der Autopsie gewesen. Das konnte der Pathologe bestätigen. Aber zwischen zwei und sieben Uhr morgens gähnte eine fünfstündige Lücke, in deren Mitte Brubakers mutmaßlicher Todeszeitpunkt lag. Konnte ich in fünf Stunden diese zweimal zweihundert Meilen gefahren sein?
    »Was?«, fragte Summer.

    »Die Delta-Typen verdächtigen mich bereits, Carbones Mörder zu sein. Jetzt frage ich mich, ob sie mir auch den Mord an Brubaker anhängen werden. Was halten Sie von vierhundert Meilen in fünf Stunden?«
    »Ich könnte es wahrscheinlich schaffen«, sagte sie. »Mit einem Achtzigerschnitt. Hängt natürlich davon ab, welchen Wagen ich fahre, und von Baustellen, der Verkehrsdichte, dem Wetter und den Cops. Möglich ist’s durchaus.«
    »Klasse!«
    »Aber nur mit Glück zu schaffen.«
    »Das will ich hoffen. Der Mord an Brubaker wird sie treffen, als sei Gott ermordet worden.«
    »Fahren Sie hin, um die Nachricht zu überbringen?«
    Ich nickte. »Das muss ich wohl. Eine Frage des Respekts. Aber Sie benachrichtigen inzwischen den Standortkommandanten, okay?«
     
    Der Adjutant der Special Forces war ein Arschloch, aber auch menschlich. Er wurde sehr still und blass, als ich ihm von Brubaker berichtete, und nicht nur deshalb, weil er den bürokratischen Zirkus fürchtete. Man erzählte sich, Brubaker sei streng, distanziert und autoritär, aber auch eine wirkliche Vaterfigur für seine Männer und die Einheit als Ganzes gewesen. Und er hatte für die Idee einer Elitetruppe gekämpft. Die Special Forces im Allgemeinen und die Delta Force im Besonderen waren im Pentagon und auf dem Capitol Hill nicht besonders beliebt. Die Army hasst Veränderungen und braucht lange, um sich an Neues zu gewöhnen. Der Plan, eine bunt zusammengewürfelte Truppe von Jägern und Killern aufzustellen, war anfangs schwer zu verkaufen gewesen, und Brubaker hatte zu den Männern gehört, die ihn unermüdlich vertreten hatten. Seine Ermordung würde die Special Forces treffen, wie der Mord an einem Präsidenten die gesamte Nation getroffen hätte.
    »Carbone war schon schlimm genug«, sagte der Adjutant. »Aber dies hier ist unglaublich. Gibt’s einen Zusammenhang?«

    Ich sah ihn an.
    »Wie könnte es einen geben?«, antwortete ich. »Carbone war ein Dienstunfall.«
    Er schwieg.
    »Wieso war Brubaker in einem Hotel?«
    »Weil er gern Golf spielt. Er hat seit vielen Jahren ein Ferienhaus bei Bragg, aber der dortige Golfplatz gefällt ihm nicht.«
    »Wo liegt das Hotel?«
    »Außerhalb von Raleigh.«
    »War er oft dort?«
    »Bei jeder sich bietenden Gelegenheit.«
    »Golft seine Frau auch?«
    Der Adjutant nickte. »Sie spielen zusammen.«
    Dann machte er eine Pause.
    »Spielten«, sagte er und wich meinem Blick aus. Vor meinem inneren Auge erschien Brubaker. Ich hatte ihn nicht selbst kennen gelernt, aber ich kannte Typen wie ihn. Heute sprechen sie darüber, wie eine Schützenmine so angebracht werden muss, dass die kleinen Stahlkugeln in genau dem richtigen Winkel weggeschleudert werden, damit sie das Rückgrat feindlicher Soldaten so wirksam wie möglich durchschlagen. Morgen tragen sie pastellfarbene Hemden mit kleinen Krokodilen auf der linken Brustseite, golfen mit ihren Frauen und halten vielleicht lächelnd Händchen, während sie auf kleinen Elektrokarren gemeinsam die Fairways entlangfahren. Ich kannte genügend Kerle dieser Art. Mein Vater war einer von ihnen gewesen. Nicht dass er jemals gegolft hätte. Er hatte Vögel beobachtet. Er war in Dutzenden von Ländern stationiert gewesen und hatte eine Menge Vögel gesehen.
    Ich stand auf.
    »Rufen Sie

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