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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Territorien zurückzuerobern. Nach dem Ersten Weltkrieg hatten die Japaner sich auch an Versuchen beteiligt, die Bolschewiken zu stürzen. Sie hatten eine ansehnliche Armee nach Sibirien geschickt und sie nur äußerst widerstrebend wieder abgezogen. Dasselbe war 1938 und 1939 noch mal passiert, diesmal mit ernsteren Folgen, zuerst seitens des Marschalls Blücher und dann eines Burschen namens Schukow. Rußland und Japan hatten wahrhaftig viel gemeinsame Geschichte.
»In der heutigen Zeit, Sergej?« fragte Ryan mit sarkastischem Unterton.
»Wissen Sie, Jack, Sie sind ja ein gescheiter Bursche, aber als Amerikaner, der Sie gleichwohl sind, haben Sie mit Invasionen nicht so ernste Erfahrungen gemacht wie wir. Sind wir deswegen in Panik? Nein, natürlich nicht. Aber ist es nicht etwas, das sorgfältige Beachtung verdient? Ja, Iwan Emmetowitsch, das ist es.«
Es war unverkennbar, daß er auf etwas hinarbeitete, und daß er sich damit soviel Zeit ließ, deutete darauf hin, daß es etwas Großes sein mußte, dachte Ryan. Jetzt war es an der Zeit, dem Rätseln ein Ende zu machen: »Nun, Sergej Nikolaitsch, ich glaube, ich kann Ihre Sorge verstehen, aber, ehrlich gesagt, ich sehe nicht ...« Golowko ließ ihn mit einem einzigen Wort verstummen.
» THISTLE .«
»Ljalins ehemaliges Netz. Was ist damit?«
»Sie haben es vor kurzem reaktiviert.« Der Vorsitzende des RWS sah, daß Ryan mindestens den Anstand hatte, erstaunt zu blinzeln. Ein gescheiter, seriöser Mann, dieser Ryan, aber einen guten Einsatzagenten würde er dennoch nicht abgeben. Seine Gefühle waren einfach zu leicht erkennbar. Vielleicht sollte er, dachte Sergej, ein Buch über Irland lesen, um den Mann in dem alten Ledersessel besser zu verstehen. Ryan hatte Stärken und Schwächen, und so richtig verstand er weder die einen noch die anderen.
»Wie kommen Sie denn darauf?« fragte der Amerikaner mit gespielter Unschuld, wissend, daß dieser gerissene alte Profi ihn durch den ausgelegten Köder gezwungen hatte, sich zu verraten. Er sah, daß Golowko über sein Unbehagen schmunzelte, und er fragte sich, ob es der Liberalisierung zuzuschreiben sei, daß er auf einmal so etwas wie Humor erkennen ließ. Früher hätte Golowko bloß mit unbeweglicher Miene dagesessen.
»Jack, wir sind doch beide Profis. Ich habe davon erfahren. Wie, das ist meine Sache.«
»Ich weiß nicht, welche Karten Sie in der Hand haben, mein Freund, aber bevor Sie fortfahren, müssen wir klarstellen, ob dies ein Freundschaftsspiel ist oder nicht.«
»Die eigentliche Spionageabwehr der Japaner ist, wie Sie wissen, der Ermittlungsdienst für öffentliche Sicherheit ihres Justizministeriums.« Die einleitende Äußerung war von wünschenswerter Klarheit und entsprach vermutlich der Wahrheit. Sie klärte zugleich die Bedingungen ihres Gesprächs. Dies war ein Freundschaftsspiel. Golowko hatte gerade selbst ein Geheimnis aufgedeckt, auch wenn es nicht gerade eine Überraschung war.
Man mußte die Russen bewundern. Im Spionagegeschäft waren sie Weltklasse, die unerreichte Spitze. Gab es eine bessere Methode, seine Agenten in einem fremden Land einzusetzen, als vorher in dessen Spionageabwehr ein eigenes Netz zu etablieren? Noch immer war der Verdacht nicht ganz ausgeräumt, daß sie den britischen Dienst MI-5 einige Jahre lang gesteuert hatten, und es war für Amerika noch immer peinlich, wie tief und gründlich sie in die interne Sicherheitsstruktur der CIA eingedrungen waren.
»Machen Sie Ihr Spiel«, sagte Ryan.
»Sie haben in Japan zwei Einsatzagenten, die als russische Journalisten getarnt sind. Sie reaktivieren das Netz. Sie sind sehr gut und sehr vorsichtig, aber einer ihrer Kontakte ist vom EDOS erfaßt worden. Das kann jedem passieren«, bemerkte Golowko fairerweise. Jack sah, daß er nicht einmal Schadenfreude darüber empfand. Dafür war er einfach zu sehr Profi, und es war, bei Lichte besehen, ein ziemlich faires Spiel. Der andere Aspekt der Bemerkung war ebenfalls von wünschenswerter Klarheit: Sergej war in der Lage, Clark und Chavez durch einen einzigen Fingerzeig zu verbrennen und so einen weiteren internationalen Zwischenfall zwischen zwei Ländern zu schaffen, die ohnehin genug Probleme miteinander zu regeln hatten. Das war der Grund, warum Golowko keine Schadenfreude empfand. Es war wirklich überflüssig.
Ryan nickte. »Okay, Sergej. Ich gebe mich geschlagen. Sagen Sie mir, was Sie wünschen.«
»Wir wüßten gern, warum Japan uns anlügt und was sonst noch nach Meinung von Mrs.

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