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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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andererseits sehr clever von den Amerikanern. Bei Spielen gegen Verbündete oder auch gegen ihre eigenen Kräfte setzten sie so selten ihre wahren Fähigkeiten ein, daß sie gelernt hatten, mit einem Handikap zu operieren, wie ein Läufer mit beschwerten Schuhen. Das führte dazu, daß sie, wenn sie einmal ein Spiel ohne das Handikap spielten, wirklich erstklassig waren.
    Aber das bin ich auch! sagte sich Ugaki. War er nicht damit großgeworden, russische U-Boote wie die Amerikaner aufzuspüren? Hatte er sich nicht ganz nah an ein russisches Akula-Boot herangeschlichen? Geduld. Der wahre Samurai ist geduldig. Dies war schließlich nicht eine Aufgabe für einen Händler.
»Es ist tatsächlich, als würde man Wale aufspüren, nicht wahr?« meinte Commander Steve Kennedy.
    »Ganz ähnlich«, erwiderte Sonarmann erster Klasse Jacques Yves Laval, Jr., der auf sein Display schaute und sich die Ohren rieb, die von den Kopfhörern schwitzten.
    »Kommen Sie sich betrogen vor?«
»Mein Papa hatte Gelegenheit, das echte Spiel zu spielen. Als Kind, Sir, habe ich immer nur gehört, was er mir darüber erzählen konnte, wie sie nach Norden gegangen waren und sich an die großen Pötte in ihrem eigenen Revier rangeschlichen hatten.« Frenchy Laval war unter den U-BootFahrern ein sehr bekannter Name, er war ein phantastischer Sonarmann, der andere phantastische Sonarmänner ausgebildet hatte. Jetzt, wo er im Rang eines Master Chief pensioniert worden war, trug sein Sohn die Tradition weiter.
Das komische daran war, daß das Aufspüren von Walen sich als gutes Training entpuppt hatte. Sie waren verstohlene Geschöpfe, nicht weil sie versuchten, sich der Entdeckung zu entziehen, sondern einfach, weil sie sich sehr kraftsparend bewegten, und die U-Boot-Fahrer hatten festgestellt, daß es vielleicht nicht gerade erregend, aber doch unterhaltsam war, sich so nah an einzelne Herden oder Familien heranzumachen, daß man sie identifizieren und zählen konnte. Unterhaltsam zumindest für die Sonarmänner, dachte Kennedy. Für die Waffenabteilung nicht sonderlich ...
Lavals Augen konzentrierten sich auf das Waterfall-Display. Er setzte sich in seinem Sessel zurecht und griff nach einem Fettstift, mit dem er den Sonarmann dritter Klasse neben ihm antippte.
»Zwei-sieben-null«, sagte er leise.
»Ja.«
»Was haben Sie gekriegt, Junior?« fragte der COB.
»Bloß ein schwaches Signal, Sir, auf der Sechzig-Hertz-Linie.« Dreißig Sekunden später: »Festigt sich.«
Kennedy stand hinter den beiden Lauschern. Er sah jetzt zwei gepunktete Linien, eine im Sechzig-Hertz-Bereich des Displays, eine andere in einem höheren Frequenzband. Die Elektromotoren der japanischen UBoote der Harushio-Klasse arbeiteten mit Sechzig-Hertz-Wechselstrom. Eine unregelmäßige Folge von Punkten, gelb auf dem dunklen Schirm, begann in einer Reihe unterhalb der Frequenzbezeichnung »60« nach unten zu sinken wie die Tropfen, die langsam aus einem undichten Wasserhahn herunterfallen, daher die Bezeichnung Wasserfall-Display.
Junior Laval ließ das Signal noch einige Sekunden lang zunehmen, um zu sehen, ob es nicht vielleicht zufallsbedingt war, und kam zu dem Schluß, daß es das vermutlich nicht war.
»Sir, ich denke, wir sollten jetzt eine Verfolgung einleiten. Dieser Kontakt erhält die Bezeichnung Sierra eins, möglicher getauchter Kontakt, Peilung pendelt sich ein bei zwei-sieben-vier, Stärke ist schwach.«
Kennedy gab die Information an die fünf Meter entfernte Feuerleitmannschaft weiter. Ein anderer Techniker aktivierte den Strahlenweganalysator, einen leistungsstarken Hewlett-PackardMinicomputer, der darauf programmiert war, die möglichen Wege zu untersuchen, die das identifizierte akustische Signal durch das Wasser genommen haben konnte. Es war zwar weithin bekannt, daß die Hochgeschwindigkeitssoftware für dieses Gerät existierte, aber sie war immer noch eines der bestgehüteten Geheimnisse der Navy, ein Erzeugnis, wie Kennedy sich erinnerte, von Sonosystems, einer in Groton ansässigen Firma, die einer von Frenchy Lavals besten Schülern betrieb. Der Computer kaute etwa tausend Mikrosekunden lang an den eingegebenen Daten und gab dann seine Antwort auf dem Bildschirm aus.
»Sir, es ist ein direkter Weg. Meine erste Schätzung der Entfernung ist sieben- bis zehntausend Meter.«
»Vorbereiten«, befahl der Zielerfassungsoffizier dem Unteroffizier an der Feuerleitkonsole.
»Das ist kein Buckelwal«, meldete Laval drei Minuten später. »Ich habe jetzt drei

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