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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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zwischen Nationalstaaten gelten müßten, schlimmer noch, tatsächlich galten.
    Ryan überlegte kurz, was er antworten sollte. »Danach habe ich nicht gefragt.«
»Warum nicht?«
Jack hätte Verschiedenes erwidern können, fand aber, daß es an der Zeit war, seine Auffassung deutlich zu machen. Deshalb sagte er bewußt provokativ: »Weil es nicht wichtig war. Das Ziel, Mr. Secretary, bestand darin, Corp zu fassen. Das ist geschehen. In etwa dreißig Minuten wird er den legalen Behörden seines Landes - wenn man denn davon reden kann überstellt, und sie werden nach ihren eigenen Gesetzen über ihn befinden, durch eine Jury von Leuten seines Schlages oder wie immer sie es dort halten.« Ryan hatte sich nicht die Mühe gemacht, Näheres in Erfahrung zu bringen.
»Das läuft ja auf Mord hinaus.«
»Es ist nicht meine Schuld, daß seine Leute ihn nicht mögen, Mr. Secretary. Er ist außerdem für den Tod amerikanischer Soldaten verantwortlich. Hätten wir beschlossen, ihn selber umzubringen, wäre auch das kein Mord gewesen. Es wäre eine klare Angelegenheit der nationalen Sicherheit gewesen. Jedenfalls zu anderen Zeiten«, sagte Ryan einschränkend. Die Zeiten hatten sich in der Tat geändert, und auch Jack mußte sich auf eine neue Realität einstellen. »Wir handeln doch als gute Weltbürger, wenn wir einen gefährlichen internationalen Verbrecher festnehmen und ihn der Regierung seines Landes übergeben, die ihm den Prozeß machen wird wegen Drogenschmuggels, was in jedem mir bekannten Rechtssystem ein Verbrechen ist. Was dann geschieht, liegt in den Händen der Strafjustiz seines Landes. Es ist ein Land, mit dem wir unter anderem diplomatische Beziehungen und andere formlose Unterstützungsabkommen haben und dessen Gesetze wir daher respektieren müssen.«
Das gefiel Hanson gar nicht. Er zeigte es deutlich durch die Art, wie er sich in seinem Sessel zurücklehnte. Doch offiziell würde er diese Linie unterstützen, weil ihm gar nichts anderes übrigblieb. Das Außenministerium hatte letztes Jahr ein halbes dutzendmal erklärt, daß Amerika diese Regierung offiziell unterstütze. Was Hanson mehr schmerzte, war die Tatsache, daß dieser junge Parvenü, der vor ihm saß, ihn ausmanövriert hatte.
»Vielleicht schaffen sie es ja diesmal, Brett«, bemerkte Durling beschwichtigend, womit er der Operation WALKMAN seinen amtlichen Segen gab. »Und dann wächst Gras darüber.«
»Jawohl, Mr. President.«
»Jack, was diesen Clark betrifft, hatten Sie offenbar recht. Was soll mit ihm geschehen?«
»Das überlasse ich dem DCI, Sir. Vielleicht sollte man ihm noch einen Intelligence Star verleihen«, regte Ryan in der Hoffnung an, daß Durling die Idee nach Langley weitergeben würde. Andernfalls könnte er selber diskret bei Mary Pat vorfühlen. Jetzt kam es darauf an, den Zaun zu verstärken, eine neue Übung für Ryan. »Mr. Secretary, falls Sie es nicht gewußt haben sollten: Unsere Leute hatten Befehl, nach Möglichkeit mit nichttödlichen Mitteln vorzugehen. Ganz davon abgesehen, gilt meine Sorge allein dem Leben unserer Leute.«
»Sie hätten sich die Sache vorher von meinem Ressort genehmigen lassen sollen«, brummelte Hanson.
Tief Luft holen, befahl Ryan sich selbst. Es war das Außenministerium, das zusammen mit Ryans Vorgänger den Schlamassel angerichtet hatte. Erst waren sie hineingegangen, um in dem von einheimischen »Warlords« einem Ausdruck der Medien für gewöhnliche Verbrecher - zerstörten Land Ordnung zu schaffen, und als diese Mission gescheitert war, hatten die maßgeblichen Stellen beschlossen, daß die besagten Warlords an der »politischen Lösung« des Problems zu beteiligen seien. Dabei wurde geflissentlich übersehen, daß die Warlords das Problem überhaupt erst geschaffen hatten. Was Ryan am meisten empörte, war dieser logische Zirkel. Er fragte sich, ob sie in Yale auch Logik lernten. Am Boston College war das Pflichtfach gewesen.
»Die Sache ist erledigt, Brett«, sagte Durling ruhig, »und keiner wird Mr. Corp eine Träne nachweinen. Der nächste Punkt?« fragte der Präsident Jack Ryan.
»Die Inder werden ziemlich frech. Sie haben das Marschtempo ihrer Marine erhöht, und allem Anschein nach führen sie rings um Sri Lanka Operationen durch ...«
»Das haben sie schon vorher getan«, warf der Außenminister ein.
»Nicht in der Stärke, und mir gefällt auch nicht, daß sie ihre Verhandlungen mit den >Tamil Tigers< oder wie immer diese Verrückten sich jetzt nennen fortgesetzt haben. Es ist

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