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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Navy dezimiert erscheinen, wenn man sie mit dem Stand von vor - na, sagen wir - fünf Jahren vergleicht. Aber verglichen mit irgendeiner anderen Marine der Welt, sind sie immer noch ungeheuer stark. Einer ihrer Träger ist allen anderen Flugzeugträgern der Welt gewachsen.«
»Dann sind Sie also auch der Meinung, daß die Flugzeugträger ihre mächtigste Waffe sind?« fragte Yamata.
»Natürlich.« Chandraskatta arrangierte die Dinge auf dem Tisch neu. In die Mitte stellte er eine leere Sakeflasche. »Nehmen wir an, dies sei der Flugzeugträger. Um ihn ziehen wir einen Kreis von tausend Kilometern. In diesem Kreis existiert nichts ohne die Genehmigung des Trägerflugverbandes. Wenn sie ihr Operationstempo erhöhen, wächst dieser Radius sogar auf tausendfünfhundert Kilometer. Wenn es sein muß, können sie auch noch außerhalb dieses Radius zuschlagen, aber selbst bei der von mir dargestellten Mindestentfernung können sie ein riesiges Meeresareal kontrollieren. Nimmt man diese Träger weg, sind sie eine Fregattenmarine wie jede andere. Die Schwierigkeit besteht darin, sie ihnen wegzunehmen«, schloß der Admiral, der sich den Industriellen zuliebe bemühte, eine einfache Sprache zu benutzen.
Chandraskatta ging recht in der Annahme, daß diese Kaufleute von militärischen Dingen keine Ahnung hatten. Er hatte jedoch ihre Lernfähigkeit unterschätzt. Er kam aus einem Land, dessen kriegerische Tradition außerhalb seiner Grenzen kaum bekannt war. Inder hatten Alexander den Großen gestoppt, sein Heer geschwächt, den makedonischen Eroberer verwundet, möglicherweise tödlich, und seinem Expansionsdrang ein Ende gesetzt, was weder die Perser noch die Ägypter geschafft hatten. Indische Truppen hatten an der Seite Montgomerys Rommel besiegt - und die japanische Armee bei Imphal vernichtet, eine Tatsache, die er nicht zur Sprache zu bringen gedachte, da einer der Anwesenden in dieser Armee als Gefreiter gedient hatte. Ihre Absichten waren ihm ein Rätsel, doch einstweilen begnügte er sich damit, ihre Gastfreundschaft zu genießen und ihre Fragen zu beantworten, mochten sie auch noch so unbedarft sein. Der hochgewachsene, stattliche Flaggoffizier lehnte sich zurück und verspürte den Wunsch nach einem ordentlichen Stuhl und einem ordentlichen Drink. Der Sake, den diese pedantischen kleinen Kaufleute servierten, war eher mit Wasser als mit Gin zu vergleichen, den er gewöhnlich bevorzugte.
»Angenommen, Sie könnten es - was dann?« fragte Itagake.
»Dann sind sie«, erwiderte der Admiral geduldig, »eine Fregattenmarine, wie ich schon sagte. Immer noch mit hervorragenden Überwasserschiffen, aber die >Blase<, die ein einzelnes Schiff kontrolliert, ist dann viel kleiner. Mit einer Fregatte kann man Macht schützen, aber nicht Macht projizieren.« Seine gewählte Ausdrucksweise ließ, wie er bemerkte, das Gespräch für einen Moment verstummen.
Einer der Anwesenden erläuterte die sprachlichen Feinheiten, und Itagake lehnte sich mit einem langen »Ahhhh« zurück, als hätte er gerade eine tiefschürfende Erkenntnis gewonnen. Für Chandraskatta war das ein ganz einfacher Punkt - er dachte nicht daran, daß das Tiefschürfende oft das Einfache ist. Doch er bemerkte, daß eben etwas Wichtiges passiert war.
Woran denkt ihr? Er hätte alles dafür gegeben, das zu erfahren. Was immer es war - wenn man es rechtzeitig wußte, konnte man es vielleicht sogar verwenden. Er wäre überrascht gewesen, hätte man ihm gesagt, daß den übrigen Anwesenden genau derselbe Gedanke durch den Kopf ging.
»Jedenfalls verbrennen sie 'ne Menge Öl.« Mit dieser Feststellung eröffnete der Flotteneinsatzoffizier die morgendliche Lagebesprechung.
    USS Dwight D. Eisenhower steuerte einen Kurs von 98 Grad, Ost zu Süd, zweihundert Seemeilen südöstlich vom Felidu-Atoll. Das Marschtempo betrug achtzehn Knoten und sollte für den Beginn von Flugoperationen erhöht werden. Vor vierzig Minuten hatte das Radar eines E-3C-Hawkeye-Aufklärers das taktische Display im Auswertungsraum auf den neuesten Stand gebracht, und die Inder verbrannten tatsächlich eine beträchtliche Menge Bunkeröl oder was immer sie als Antriebsmittel für ihre Schiffe benutzten.
    Die Marschordnung, die er vor sich hatte, hätte ohne weiteres die eines Trägerkampfverbandes der U.S. Navy sein können. Die beiden indischen Flugzeugträger Viraat und Vikrant befanden sich im Zentrum einer kreisförmigen Formation, deren Grundmuster ein Amerikaner namens Nimitz vor fast achtzig

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