08 - Ehrenschuld
von ihm erzeugte Sonarbild wurde in den Gefechtsleitstand der Mutsu als ein grelles gelbes Ziel auf schwarzem Grund zurückgemeldet, und der Offizier an der Konsole steuerte es geradewegs an, wobei die beiden anderen Torpedos automatisch dem ersten folgten. Das Zielgebiet kam näher. Achthundert Meter, sieben, sechs ...
»Ich habe euch beide«, sagte der Offizier. Einen Moment später zeigte die Sonaranzeige das verworrene Bild, das der amerikanische NixieStörsender erzeugte, indem er die Ultraschallfrequenzen, mit denen der Suchkopf des Torpedos arbeitete, nachahmte. Eine weitere Neuerung bei den Nixies war ein starkes pulsierendes Magnetfeld, um die von den Russen entwickelten Torpedos zu täuschen, die, mit einem magnetischen Sensor versehen, unter dem Kiel explodierten. Aber der Mark 50 war eine Kontaktwaffe, die über das Kabel gesteuert wurde, und so konnte der Offizier sie zwingen, die akustische Störung zu ignorieren. Es war nicht fair, es war nicht sportlich, aber wer hatte denn gesagt, daß es im Krieg fair und sportlich zugeht? fragte er die Konsole, die ihm keine Antwort gab.
Was man sah, hörte und spürte, war seltsam unzusammenhängend. Das Schiff bebte kaum, als die erste Wassersäule in den Himmel schoß. Das Geräusch war unverkennbar echt, und da es ohne Vorwarnung auftrat, veranlaßte es Sanchez, an die backbord-achterliche Ecke der Insel zu laufen. Sein erster Eindruck war, daß es gar nicht so schlimm gewesen war, daß der Aal möglicherweise im Kielwasser der Johnnie Reb explodiert war. Er irrte sich.
Die japanische Version des Mark 50 hatte einen kleinen Gefechtskopf, nur sechzig Kilogramm schwer, aber es war eine gerichtete Haftladung, und die erste explodierte auf der Nabe des Propellers Nummer zwei, der nach backbordbinnen liegenden Welle. Die Druckwelle riß sofort drei der fünf Schraubenblätter ab, wodurch der Propeller, der sich jetzt mit hundertdreißig Umdrehungen pro Minute drehte, eine Unwucht bekam. Die wirksamen physikalischen Kräfte waren enorm, sie rissen die Wellenlager und Dichtungen auf, an denen das ganze Antriebssystem befestigt war. Der achterliche Teil des Wellentunnels war augenblicklich überflutet, und Wasser begann über den verwundbarsten Punkt in das Schiff einzudringen. Was weiter vorn geschah, war noch schlimmer.
Die John Stennis wurde, wie die meisten großen Kriegsschiffe, von Dampfturbinen angetrieben. In ihrem Falle waren es zwei Atomreaktoren, deren Energie direkt auf Siedewasser übertragen wurde. Der dabei entstehende Dampf strömte in einen Wärmetauscher, in dem anderes Wasser (ohne dadurch radioaktiv zu werden) erhitzt und nach achtern auf eine Hochdruckturbine gelenkt wurde. Der auf die Turbinenschaufeln treffende Dampf versetzte diese in eine Drehbewegung, den Flügeln einer Windmühle vergleichbar, und im Grunde war die Turbine ja nichts anderes; um die Restenergie zu nutzen, wurde der Dampf anschließend auf eine Niederdruckturbine gelenkt. Die Umdrehungsgeschwindigkeit, bei der die Turbinen am effizientesten arbeiteten, war weit höher als die des Propellers, und sie wurde deshalb durch ein Untersetzungsgetriebe auf eine Umdrehungszahl reduziert, mit der das Schiff etwas anfangen konnte praktisch eine Schiffsversion eines Autogetriebes. Die exakt aufeinander abgestimmten walzenartigen Räder in diesem Teil des Schiffes waren das empfindlichste Element seines Antriebsstranges, und die Explosionsenergie des Gefechtskopfes hatte sich über die ganze Welle fortgepflanzt und bewirkt, daß die Räder sich in einer Weise verkeilten, für die sie nicht ausgelegt waren. Das asymmetrische Zerren der mit Unwucht rotierenden Welle vollendete rasch die Zerstörung des gesamten Antriebsstrangs Nummer zwei. Das Geräusch brachte die Matrosen völlig aus dem Häuschen, noch bevor der zweite Gefechtskopf auf Nummer drei auftraf.
Diese Explosion ereignete sich an der Außenkante des Steuerbordbinnen-Propellers und riß ein halbes Blatt von Nummer vier mit ab. Der Schaden an Nummer drei deckte sich mit dem an Nummer zwei. Nummer vier hatte mehr Glück. Beim ersten Anzeichen einer Vibration hatte die Besatzung des Maschinenraums den guten Einfall, den Dampf umzulenken. Schnüffelventile gingen schlagartig auf und bremsten über die achterlichen Antriebsschaufeln die Welle ab, bevor der Schaden bis zum Getriebe vordringen konnte, genau gleichzeitig mit der vollständigen Zerstörung des Steuerbord-außen-Propellers durch den dritten Torpedo.
Jetzt ertönte das
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