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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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und sprintete hinaus zur Wachgalerie. Der Captain rutschte auf der Stahlleiter aus, zerriß sich die Hose und schlug sich ein Knie blutig, und er fluchte, als er bei den Wachen ankam.
»Sprechen Sie!«
»Ich habe es gesehen, Sir, wirklich!« Sie wußte nicht einmal, wer Sanchez war, und die silbernen Adler auf seinem Kragen ließen ihn als etwas so Wichtiges erscheinen, daß sie noch mehr Bammel vor ihm hatte als vor dem Gedanken, daß Waffen auf ihr Schiff abgefeuert worden waren, aber sie hatte es gesehen und ließ sich davon nicht abbringen.
»Ich habe es nicht gesehen, Sir«, verkündete der Marineobergefreite.
Sanchez richtete sein Fernglas auf den Zerstörer, der jetzt nur etwa tausendachthundert Meter entfernt war. Was ...? Dann schob er den älteren Matrosen von den »Big Eyes« fort und richtete sie auf das Achterdeck des japanischen Flaggschiffs. Dort war das Drei-Rohr-Abschußgestell, eingeschwenkt, wie es sich gehörte ...
... aber die Vorderenden der Rohre waren schwarz, nicht grau. Die Wetterschutzkappen waren ab ... Ohne hinzusehen, riß Captain Rafael Sanchez dem älteren Wachmatrosen das Sprechgerät herunter.
»Brücke, hier CAG. Torpedos im Wasser! Torpedos laufen von Backbord voraus auf uns zu!« Er richtete das Glas nach achtern und suchte nach Spuren an der Oberfläche, konnte aber keine entdecken. Aber das wollte nichts besagen. Nachdem er einen derben Fluch losgelassen hatte, wandte er sich in strammer Haltung an den Marinegefreiten Cynthia Smithers. »Ob es stimmt oder nicht, das haben Sie fein gemacht, Matrose«, sagte er zu ihr, während auf dem ganzen Schiff die Sirenen losgingen. Nur eine Sekunde später begann das japanische Flaggschiff der Johnnie Reb einen Blinkspruch zu übermitteln.
»Achtung, Achtung, wir hatten soeben ein technisches Versagen, wir haben mehrere Torpedos abgeschossen«, sagte der CO der Mutsu in das TBS-Mikrofon, und er schämte sich für seine Lüge, als er in den offenen Sprechfunkverkehr zwischen den Schiffen hineinhörte.
»Enterprise, hier Fife, es sind Torpedos im Wasser«, verkündete eine andere laute Stimme noch lauter.
»Torpedos - wo?«
»Es sind unsere. Wir haben einen Kurzschluß im Gefechtsleitstand«, erklärte die Mutsu als nächstes. »Die Torpedos sind möglicherweise scharf.« Die Stennis wendete bereits, wie er sah, denn an ihrem Heck brodelte das Wasser heftig. Es würde nichts ändern, doch wenn sie Glück hatten, würde vielleicht niemand getötet werden.
    »Was machen wir nun, Sir?« fragte Smithers.
»Vielleicht ein paar Ave Maria beten«, erwiderte Sanchez düster.
Vermutlich waren es ja Anti-Unterseeboot-Torpedos. Kleine Gefechtsköpfe.
Etwas so Großem wie der Johnnie Reb konnten sie doch nicht ernsthaft
schaden, oder? Auf dem Deck waren die Leute jetzt aufgesprungen und
rannten, ihre Badetücher in der Hand, auf ihre Gefechtsstationen. »Sir, ich muß mich beim Lecksicherungstrupp neun auf dem
Hangardeck melden.«
»Nein, Sie bleiben jetzt hier«, befahl Sanchez. »Sie können gehen«,
sagte er zu dem anderen.
Die John Stennis krängte jetzt schwer nach Backbord. Die scharfe
Wendung nach Steuerbord wirkte sich aus, und das Deck bebte, weil die
Leistung der Maschinen plötzlich hochgefahren wurde. Das war das Schöne
an den atomgetriebenen Flugzeugträgern. Sie verfügten wirklich über eine
phantastische Maschinenleistung, aber das Schiff wog über neunzigtausend
Tonnen und kam nur allmählich in Schwung. Die Enterprise, weniger als
zwei Meilen entfernt, war noch langsamer, und erst jetzt sah man, daß sie zu
wenden begann. Ach du Scheiße ...
»Achtung, Achtung, die Nixie aussetzen!« rief der OOD über die
Lautsprecheranlage.
    Die drei Mark-50-Torpedos zur U-Boot-Bekämpfung, die auf die Stennis zuliefen, waren kleine, intelligente Zerstörungsmittel, die kleine, tödliche Löcher in den Rumpf von U-Booten bohren sollten. Einem NeunzigtausendTonnen-Schiff konnten sie nicht viel anhaben, aber man konnte festlegen, welche Art von Schaden sie anrichten sollten. Sie rasten im Abstand von etwa hundert Metern mit sechzig Knoten vorwärts, jeweils von einem dünnen, isolierten Kabel gelenkt. Da sie schneller waren als das Ziel, mußten sie auf die kurze Entfernung todsicher treffen, und das Wendemanöver des amerikanischen Trägers bewirkte nichts anderes, als ihnen eine ideale Angriffsfläche zu bieten, denn sie steuerten alle auf die Schrauben los. Nach einer Laufstrecke von neunhundert Metern wurde der Suchkopf des ersten Aals aktiv. Das

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