08 - Ehrenschuld
scharfen Torpedo in jeder Hinsicht identisch war bis auf den Gefechtskopf, der durch eine Instrumentenpackung ersetzt war. Sie waren außerdem darauf programmiert, nicht ihre Ziele zu treffen, sondern ihnen auszuweichen, weil bei einem Aufprall von Metall auf Metall etwas kaputtgehen konnte, und das zu reparieren konnte teuer werden.
»Er hat uns immer noch, Sir.«
Aber der Aal war durch den Knöchel direkt hindurchgelaufen ...
»Schnell abtauchen!« befahl Kennedy, obwohl er wußte, daß es dafür zu spät war.
USS Asheville ging mit einem Anstellwinkel von zwanzig Grad mit der Nase nach unten und beschleunigte wieder auf über dreißig Knoten. Der Köderraum stieß einen weiteren Blasenkanister aus. Die erhöhte Geschwindigkeit verschlechterte die Sonarleistung, aber das Display zeigte deutlich, daß der Typ 89 erneut durch das vorgetäuschte Bild eines Ziels hindurchgelaufen war und weiter auf sie zukam.
»Entfernung unter fünfhundert«, sagte der zweite Sonarmann. Einer von seiner Besatzung bemerkte, daß der Kapitän blaß war, und er fragte sich, warum. Na ja, keiner verliert gern, auch nicht bei einer Übung.
Kennedy dachte an weitere Manöver, als die Asheville erneut unter die Schicht tauchte. Er war zu nah, um ihm davonzufahren. Er lief schneller, und jeder Versuch, ihn zu täuschen, war fehlgeschlagen. Ihm fiel nichts mehr ein. Er hatte keine Zeit gehabt, sich das Ganze in Ruhe zu überlegen.
»Jesus!« Laval nahm die Kopfhörer ab. Der Typ 89 war jetzt auf der Höhe des Schleppsonars, und der Lärm ging weit über die Skala hinaus. »Jetzt müßte er jede Sekunde ausweichen ...«
Der Kapitän stand einfach da und schaute sich um. War er verrückt? War er der einzige, der dachte ...
In der letzten Sekunde blickte Sonarmann erster Klasse Laval sich nach seinem Kommandanten um. »Sir, er ist nicht ausgewichen! «
21 / Navy Blue
Die Air Force One hob einige Minuten früher als erwartet ab, auch deshalb, weil zu dieser frühen Stunde nichts dazwischengekommen war. Die Reporter traten schon in Aktion, bevor die VC-25B ihre Reiseflughöhe erreichte. Sie kamen nach vorn und wollten vom Präsidenten eine Erklärung für den überstürzten Abflug. War es nicht eine Panikreaktion, einen Staatsbesuch abzukürzen? Tish Brown fertigte die Journalisten mit der Erklärung ab, wegen der leidigen Entwicklung an der Wall Street sei es nötig, unverzüglich zurückzufliegen, damit der Präsident das amerikanische Volk beruhigen könne und so weiter und so fort. Im Augenblick wäre es vielleicht für alle ratsam, ein bißchen Schlaf nachzuholen, fügte sie hinzu. Mit dem Gegenwind, der um diese Jahreszeit über dem Atlantik herrsche, würde der Flug nach Washington immerhin vierzehn Stunden dauern, und auch Roger Durling brauche seinen Schlaf. Dieses Argument zog, auch deshalb, weil die Reporter an dem reichlichen Alkoholgenuß und dem Schlafmangel litten wie alle an Bord, das Flugpersonal natürlich - so hofften alle - ausgenommmen. Im übrigen schirmten Secret-Service-Agenten und bewaffnetes Air-Force-Personal die Gemächer des Präsidenten ab. Das wirkte ernüchternd, und alle gingen zu ihren Sitzen zurück. Bald kehrte Ruhe ein, und fast alle Passagiere schliefen oder taten zumindest so. Diejenigen, die nicht schliefen, wünschten sich, daß sie hätten schlafen können.
Der Kommandant der Johnnie Reb war von Gesetzes wegen Flieger. Er verstand deshalb mehr vom Fliegen als von der Führung eines Schiffes, und was er über die Systeme eines Schiffes wußte, hatte er nicht durch gründliches Studium und Erfahrung erworben, sondern nebenbei mitbekommen. Zum Glück hatte sein Chefingenieur lange Jahre Zerstörer gefahren und auch schon ein Kommando gehabt. Allerdings wußte der Skipper soviel, daß das Wasser außerhalb und nicht innerhalb des Rumpfes sein sollte.
»Wie schlimm, Chefingenieur?«
»Schlimm, Sir.« Der Commander deutete auf das Deck, auf dem immer noch ein Zoll Wasser stand, das allmählich von den Pumpen hinausgeschafft wurde. Zumindest waren die Löcher jetzt abgedichtet. Das hatte drei Stunden gedauert. »Die Wellen zwei und drei sind regelrecht Schrott. Die Lager sind hin, der achtere Teil der Wellen verzogen und gebrochen, das Getriebe im Eimer - da ist nichts zu machen. Die Turbinen sind okay. Das Getriebe hat den ganzen Druck aufgefangen. Welle Nummer eins ist okay. Die achterlichen Lager sind von dem Explosionsdruck beschädigt. Das kann ich selbst reparieren. Die Schraube Nummer vier ist
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