08 - Ehrenschuld
beschädigt, wie schwer, wissen wir nicht, aber wir können sie nicht benutzen, ohne die Wellenlager zu gefährden. Das Steuerbordruder ist blockiert, aber das schaffe ich, und vielleicht ist es in einer Stunde wieder mittschiffs. Vielleicht müssen wir's ersetzen, je nachdem, wie groß der Schaden ist. Wir haben nur noch eine funktionierende Welle. Wir können zehn, elf Knoten machen, und wir können behelfsmäßig steuern.«
»Reparaturdauer?«
»Monate - im Augenblick schätze ich mal vier bis fünf, Sir.« Das alles würde - und das wußte der Commander ja - bedeuten, daß er festliegen würde, während der Antrieb des Schiffes zur Hälfte, vielleicht zu zwei Dritteln neugebaut wurde. Den Schaden an Nummer vier hatte er dabei noch gar nicht vollständig erfaßt. An dieser Stelle riß dem Captain der Geduldsfaden. Wurde auch Zeit, dachte der Chefingenieur.
»Wenn ich einen Luftangriff fliegen könnte, würde ich diese Arschlöcher versenken!« Aber bei der Geschwindigkeit, die eine einzige Welle schaffte, war es sehr fraglich, ob man überhaupt würde starten können. Außerdem war es ja ein Unfall gewesen, und der Skipper hatte es nicht ernst gemeint.
»In der Beziehung stehe ich voll hinter Ihnen, Sir«, versicherte ihm der Chefingenieur, und auch er meinte es nicht ganz ernst, denn er fuhr fort: »Vielleicht sind sie ja so nett und bezahlen die Reparaturen.« »Können wir wieder Fahrt machen?«
»Welle Nummer eins ist von dem Druckschaden ein bißchen mitgenommen, aber damit kann ich leben, Sir.«
»Okay, bereiten Sie alles soweit vor. Ich bringe diesen überteuerten Kahn zurück nach Pearl.«
»Aye aye, Sir.«
Admiral Mancuso war wieder in seinem Dienstzimmer und sah sich die ersten Ergebnisse der Übung an, als sein Verwaltungsunteroffizier mit einer Meldung hereinkam.
»Sir, sieht so aus, als hätten zwei Flugzeugträger Probleme.« »Was ist passiert, sind sie zusammengestoßen?« fragte Jones, der in der
Ecke saß und andere Daten durchging.
»Schlimmer«, antwortete der Verwaltungsunteroffizier dem Zivilisten. Der ComSubPac las die Meldung. »Oh, wirklich ausgezeichnet.« Da
klingelte sein Telefon; es war die abhörsichere Direktleitung vom Flotteneinsatzoffizier. »Hier ist Admiral Mancuso.«
»Sir, hier ist Lieutenant Copps von Fleet Communications. Ich habe ein U-Boot-Funkboje, Lage ungefähr 31 Nord, 175 Ost. Die Position wird derzeit genauer geklärt. Die Codenummer ist die von Asheville, Sir. Keine Sprachübertragung, nur das Notsignal. Ich leite eine SUBMISS/SUBSUNK-Aktion ein. Die nächsten Marineflieger sind auf den beiden Flugzeugträgern ...«
»Großer Gott.« Seit der Scorpion hatte die U.S. Navy kein UBoot mehr verloren, und damals war er auf der High-School. Mancuso schüttelte den Kopf, um auf klare Gedanken zu kommen. Es gab schließlich was zu tun. »Diese beiden Träger sind vermutlich nicht einsatzfähig, Mister.«
»Oh?« Davon hatte Lieutenant Copps seltsamerweise noch nichts gehört.
»Schicken Sie die P-3 auf Suche. Ich habe Arbeit.«
»Aye aye, Sir.«
Mancuso brauchte sich die Sache gar nicht anzusehen. In dem genannten Gebiet war der Pazifik drei Meilen tief. Kein Unterseeboot konnte auch nur ein Drittel dieser Tiefe überleben. Wenn es ein Notsignal gab und wenn es Überlebende gab, dann mußten sie innerhalb von Stunden geborgen werden, weil sie sonst in dem kalten Oberflächenwasser umkommen würden.
»Ron, wir haben gerade ein Signal reingekriegt. Die Asheville ist möglicherweise unten.«
»Unten?« U-Boot-Fahrer hörten das Wort nicht gern, auch wenn es ein sanfterer Ausdruck war als gesunken. »Frenchys Junge ...«
»Und hundertzwanzig weitere.«
»Was kann ich tun, Skipper?«
»Zu SOSUS rübergehen und nach den Daten gucken.«
»Aye aye, Sir.« Jones hastete aus der Tür, während der SubPac den Hörer abnahm und Tasten zu drücken begann. Er wußte schon, daß es vergebliche Mühe war. Alle Unterseeboote der Pazifikflotte hatten jetzt die AN/BST-3 -Notsender an Bord, die so programmiert waren, daß sie sich von ihrem Schiff lösten, wenn es eine Tiefe erreichte, in der der Rumpf zerquetscht wurde, oder wenn der wachhabende Steuermannsmaat den Uhrwerksmechanismus des Geräts aufzuziehen versäumte. Daß letzteres vorliegen könnte, war jedoch kaum anzunehmen. Bevor die Sprengbolzen losgingen, machte das BST einen gottserbärmlichen Krach, um dem pflichtvergessenen Seemann die Leviten zu lesen ... Es stand nahezu fest, daß die Asheville gesunken war, und dennoch
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