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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Ryan vo n dem Professor für Augenchirurgie der Chiba-Universität, der die japanische Gruppe leitete, eine wunderschön verpackte Schachtel überreicht. Beim Auspacken fand sie ein Halstuch aus blauer Moireseide, mit Goldfäden bestickt. Es mußte über hundert Jahre alt sein.
    »Das Blau paßt so herrlich zu Ihren Augen, Professor Ryan«, sagte ihr Kollege mit aufrichtiger Bewunderung. »Ich fürchte, es ist kaum soviel wert wie das, was ich heute von Ihnen gelernt habe. In meinem Krankenhaus sind Hunderte von Diabetespatienten. Mit dieser Technik haben wir die Hoffnung, den meisten von ihnen das Augenlicht wiederzugeben. Ein großer Durchbruch, Frau Professor.« Er verbeugte sich förmlich und mit deutlichem Respekt.
    »Nun, die Lasergeräte kommen ja aus Ihrem Land«, antwortete Cathy. Sie war nicht sicher, welche Gefühle sie haben sollte. Das Geschenk war atemberaubend. Der Mann war so aufrichtig wie nur möglich, und doch waren ihre Länder im Krieg. Aber warum kam es nicht in den Nachrichten? Wenn Kriegszustand herrschte, warum stand dieser Ausländer nicht unter Arrest? Sollte sie ihn freundlich als bedeutenden Kollegen oder unfreundlich als Feind behandeln? Was zum Teufel ging eigentlich vor? Sie blickte zu Andrea Price hinüber, die nur mit verschränkten Armen an der Rückwand lehnte und lächelte.
    »Und Sie haben uns gezeigt, wie man sie effizienter einsetzt. Ein brillantes Beispiel angewandter Forschung.« Der japanische Professor dreht sich zu den anderen um und erhob die Hände. Die versammelte Gruppe applaudierte, und eine errötende Cathy Ryan erlaubte sich den Gedanken, daß sie vielleicht doch einmal die Statuette des Lasker-Preises auf ihren Kaminsims stellen könnte. Alle schüttelten ihr die Hand, bevor sie wieder zu dem Bus gingen, der sie ins Hotel Stouffer an der Pratt Street zurückbringen sollte.
»Kann ich es sehen?« fragte Special Agent Price, als alle weg waren und die Tür sich geschlossen hatte. Cathy gab ihr das Halstuch. »Wunderschön.
    Sie müssen sich ein passendes Kleid dazu kaufen.«
»Also brauchten wir uns gar keine Sorgen zu machen«, bemerkte Dr.
Ryan. Interessanterweise hatte sie schon fünfzehn Sekunden nach Beginn
ihres Vertrages nicht mehr daran gedacht. War das nicht bemerkenswert? »Nein, wie ich Ihnen sagte, ich habe nicht erwartet, das etwas passiert.«
Andrea Price gab das Tuch nicht ohne Widerstreben zurück. Der kleine
Professor hatte recht, dachte sie. Es paßte sehr gut zu ihren Augen. »Jack
Ryans Ehefrau« war die ganze Information gewesen, die man ihr gegeben
hatte. »Wie lange machen Sie das schon?«
»Netzhautoperationen?« Cathy schloß ihr Notizbuch. »Ich fing am
vorderen Ende des Auges an, bis zu der Zeit, als Jack jr. geboren wurde.
Dann kam mir eine Idee, wie die Netzhaut angewachsen ist und wie man sie
bei einer Ablösung wieder befestigen könnte. Wir fingen an, uns mit der
Restitution von Blutgefäßen zu beschäftigen. Bernie ließ mich machen, ich
kriegte ein Forschungsstipendium, und eines führte zum anderen.« »Und jetzt sind Sie auf diesem Gebiet die Nummer eins in der Welt«,
schloß Price die Geschichte ab.
»Ja, bis jemand mit besseren Händen kommt und die Sache lernt.«
Cathy lächelte. »Aber für ein paar Monate bin ich's wohl.«
»Und wie geht's dem Champion?« fragte Bernie Katz, als er eintrat und
Price zum ersten Mal sah. Der Ausweis an ihrem Kittel verwirrte ihn.
»Kenne ich Sie?«
»Andrea Price.« Die Agentin musterte Katz schnell und gründlich, bevor
sie ihm die Hand gab. Er fand das sogar schmeichelhaft, bis sie hinzufügte:
»Secret Service.«
»Warum gab es keine Cops wie Sie, als ich noch jung war?« fragte der
Chirurg galant.
»Bernie hat mich hier als erster unter seine Fittiche genommen. Er leitet
jetzt die Abteilung«, erklärte Cathy.
»Und seine Kollegin hat bald mehr Prestige als er. Ich bringe gute
Neuigkeiten. Ich habe einen Spion im Lasker-Komitee. Du bist in der
Endausscheidung, Cathy.«
»Was ist ein Lasker?« fragte Price.
»Es gibt nur einen wichtigeren Preis als den Lasker«, erklärte ihr Bernie,
»und den holt man in Stockholm ab.«
»Bernie, das schaffe ich nie. Ein Lasker ist schon schwer genug.« »Dann forsch mal schön weiter, Mädel!« Katz umarmte sie und ging
hinaus.
Ich will den Preis, ich will ihn, ich will ihn! sagte Cathy sich stumm. Sie
brauchte es nicht laut auszusprechen. Für Special Agent Price war es auch
so offensichtlich. Verdammt, war das nicht was Interessanteres, als Politiker
zu

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