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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Tragfläche und die stumpfe Nase der Boeing sehen konnte. Er betätigte erneut sein Funkgerät.
»Kami, hier Eagle eins-fünf.«
»Eagle.«
»Positive Identifikation. Air Canada sieben-sechs-sieben Echo Romeo mit angegebenem Kurs und Geschwindigkeit.« Interessanterweise fand die Verständigung bei den Patrouillenmaschinen der Luftabwehr auf englisch statt. Es war die Sprache der internationalen Luftfahrt. Alle Piloten sprachen sie, und bei wichtigen Mitteilungen funktionierte es so einfach besser.
»Roger.« Auf einen weiteren Befehl nahmen die Maschinen Kurs auf den ihnen zur Patrouille zugewiesenen Abschnitt. Der kanadische Pilot des Passagierjets würde nie erfahren, daß sich ihm zwei bewaffnete Kampfflugzeuge bis auf dreihundert Meter genähert hatten - aber schließlich konnte er so etwas auch nicht erwarten, denn schließlich herrschte ja Frieden, jedenfalls in diesem Teil der Welt.
Die japanischen Flieger wiederum nahmen ihre neuen Pflichten und den veränderten Tagesablauf phlegmatisch hin. Für unbestimmte Zeit würden nicht weniger als zwei Kampfflugzeuge in diesem Abschnitt patrouillieren, zwei andere blieben in Chitose in voller und vier weitere in halber Alarmbereitschaft. Ihr Staffelkommandeur bat dringend um die Erlaubnis, seinen Bereitschaftsgrad noch weiter heraufzusetzen, egal was Tokio sagte, denn schließlich war sein Land im Krieg, und das hatte er seinen Leuten auch gesagt. Die Amerikaner waren starke Gegner, hatte er seinen Piloten und dem leitenden Bodenpersonal bei der ersten Einweisung gesagt. Clever, listig und gefährlich aggressiv. Das schlimmste war, sie waren völlig unberechenbar, ganz im Gegensatz zu den Japanern, die, wie er weiter ausführte, sehr zur Berechenbarkeit neigten. Vielleicht hatte man ihm deshalb dieses Kommando gegeben, dachten die Piloten. Wenn es hart auf hart kam, würde es hier den ersten Kontakt mit feindlichen amerikanischen Kräften geben. Er wollte darauf vorbereitet sein trotz des damit verbundenen hohen Preises an Geld, Treibstoff und Ermüdung. Die Piloten waren ganz seiner Meinung. Krieg war eine ernste Sache, und obwohl er neu für sie war, hatten sie keine Angst vor ihrer Verantwortung.
    Die Zeitverschiebung würde sein größtes Hindernis sein, dachte Ryan. Tokio war Washington vierzehn Stunden voraus. Dort war es jetzt dunkel und schon der nächste Tag, und was immer er für clevere Ideen haben würde, mußte Stunden bis zur Verwirklichung warten. Das gleiche galt für den Indischen Ozean, aber wenigstens hatte er direkten Kontakt zu Admiral Dubros Gefechtsverband. Eine Nachricht an Clark und Chavez mußte nach Moskau gehen, und von da entweder an den RWS-Offizier in Tokio - was man nicht zu oft tun sollte - oder als Modem-Rückkontakt, sobald Clark per Computer einen Artikel an Interfax schickte. Es würde bei allem, was er tat, eine Verzögerung geben, und das konnte Menschen in Lebensgefahr bringen.
    Es ging um Informationen. Es ging immer darum, würde immer so sein. Der echte Trick bestand darin, herauszufinden, was vor sich ging. Was tat die andere Seite? Was dachte sie?
    Was versuchen sie zu erreichen? fragte er sich.
Krieg hing immer mit der Wirtschaft zusammen, eines der wenigen Dinge, die Marx richtig erkannt hatte. Es war einfach Habsucht, wie er dem Präsidenten erklärt hatte, ein bewaffneter Raubüberfall im großen Maßstab. Auf der Ebene der Nationalstaaten verpackte man es in Begriffe wie »Manifest Destiny« oder »Lebensraum« oder andere Parolen, die Aufmerksamkeit und Leidenschaft bei den Massen erregten, aber im Grunde war es bloß: Die haben es. Wir wollen es. Wir nehmen es uns.
Und trotzdem waren die Marianen es nicht wert. Sie waren die politischen oder ökonomischen Kosten einfach nicht wert. Diese Affäre würde Japan ipso facto seinen lukrativsten Handelspartner kosten. Davon würden sie sich für viele Jahre nicht erholen. Die seit den sechziger Jahren sorgfältig ausgebauten Marktanteile würden durch etwas ausgelöscht werden, das man höflich öffentliche Empörung nannte, das aber viel tiefer sitzen mußte. Denn aus welchem Grund konnte ein so auf das Geschäft ausgerichtetes Land allen praktischen Erwägungen den Rücken kehren?
Aber Krieg ist nie rational, Jack, das hast du dem Präsidenten selbst gesagt.
    »Also, erzählen Sie mir, was zum Teufel die denken«, befahl er und bereute gleich darauf seine Ausdrucksweise.
Sie waren im Konferenzraum im Keller. Scott Adler war beim ersten Treffen der Arbeitsgruppe

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