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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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bewachen?
»Darf ich Ihnen mal bei der Arbeit zusehen?«
»Wenn Sie möchten. Kommen Sie.« Cathy, die sich jetzt völlig an die
Secret-Service-Agentin gewöhnt hatte, ging mit ihr zurück ins Büro. Auf
dem Weg kamen sie durch die Klinik, dann durch ein Labor. In der Mitte
des Korridors blieb Dr. Ryan wie angewurzelt stehen und zog ein kleines
Notizbuch aus der Tasche.
»Habe ich was verpaßt?« fragte Price. Sie wußte, daß sie zuviel redete,
aber es dauerte etwas, bis man die Gewohnheiten seiner Schützlinge
mitbekam. Außerdem hielt sie Cathy Ryan für den Typ, der sich nicht gern
beschützen ließ und deshalb daran gewöhnt werden mußte.
»Sie werden sich an mich gewöhnen müssen«, sagte Professor Ryan
lächelnd, während sie ein paar Notizen kritzelte. »Wenn ich eine Idee habe,
schreibe ich sie sofort auf.«
»Trauen Sie Ihrem Gedächtnis nicht?«
»Nie. Man kann sich nicht auf sein Gedächtnis verlassen, wenn es um
Patienten geht. Das bringen sie einem beim Medizinstudium als erstes bei.«
Cathy schüttelte den Kopf, als sie die Notizen beendete. »Nicht in diesem
Beruf. Zu viele Gelegenheiten, um Fehler zu machen. Wenn man es nicht
aufschreibt, ist es nie passiert.«
    Es war bereits eine Routineaktion und in vieler Hinsicht nicht neu. Seit einer Generation hatte die japanische Luftwaffe die russischen Kampfflugzeuge der vorgeschobenen Basis Dolinsk Sokol beschattet zunächst in Zusammenarbeit mit der U.S. Air Force -, und eine der regelmäßigen Routen der sowjetischen Luftwaffe hatte den Spitznamen »Tokio-Express« erhalten, vermutlich in unbewußter Anspielung auf einen Namen, den 1942 die U.S. Marines auf Guadalcanal erfunden hatten.
    Aus Sicherheitsgründen waren die E-767 beim Sechsten Geschwader in Komatsu bei Tokio stationiert, aber die zwei F-15J-Jäger, die unter der Leitung einer E-767 operierten, die gerade die Stadt Nemuro auf der Nordostspitze von Hokkaido überflog, waren in Chitose auf der Hauptinsel Honshu stationiert. Diese beiden befanden sich hundert Meilen vor der Küste, jede mit acht Raketen ausgestattet, davon vier mit Hitzesensoren und vier mit Zielradar. Alle waren scharf, es fehlte nur noch ein Ziel.
    Es war nach Mitternacht, Ortszeit. Die Piloten saßen wach und aufmerksam in ihren Schleudersitzen und durchforschten mit scharfen Augen die Dunkelheit, während ihre Finger am Steuerknüppel sanfte Kurskorrekturen machten. Ihr eigenes Zielradar war ausgeschaltet, und obwohl die Positionslichter der Maschinen immer noch blinkten, konnte man diese im Ernstfall schnell abschalten und die Flugzeuge unsichtbar machen.
    »Eagle eins-fünf, beobachten Sie Zivilverkehr, fünfzig Kilometer Kurs null-drei-fünf von Ihrer Position, mit Kurs zwei-einsfünf.«
»Roger, Kami«, antwortete der Pilot. Kami, der Rufname der in großer Höhe fliegenden Aufklärungsmaschinen, war ein Wort mit vielen Bedeutungen, die meisten davon aus dem Bereich des Übernatürlichen, wie »Seele« oder »Geist«. Und so waren sie rasch die moderne Gestalt der Schutzgeister ihres Landes geworden, mit den F-15J als den starken Armen, die diesen Geistern Macht gaben. Die beiden Kampfflugzeuge stiegen fünf Minuten lang langsam bis auf siebenunddreißigtausend Fuß und entfernten sich mit fünfhundert Knoten von ihrem Land. Ihr Radar war noch abgeschaltet, aber jetzt erhielten sie digitale Signale von dem Kami, die auf ihren eigenen Bildschirmen erschienen, eine weitere Neuentwicklung und etwas, das die Amerikaner nicht hatten. Der Einsatzleiter ließ die Augen abwechselnd nach oben und nach unten wandern. Schade, daß der untere nicht mit dem oberen Bildschirm integriert war. Vielleicht würde das mit der nächsten Weiterentwicklung kommen.
»Da ist sie«, sagte er ins Funkgerät.
»Ich sehe sie«, bestätigte der andere Pilot.
Beide Kampfflugzeuge drehten jetzt nach links ab und gingen langsam hinter dem Flugzeug runter, das eine 767-ER der Air Canada zu sein schien. Ja, die flutlichtbeschienene Schwanzflosse zeigte das Ahornblatt der Gesellschaft. Wahrscheinlich der reguläre Flug über den Pol von Toronto International nach Narita. Die Zeit kam etwa hin. Sie näherten sich fast direkt von hinten - nicht ganz genau, damit ein zu schnelles Manöver nicht zu einer Kollision führte - und das Rütteln zeigte ihnen, daß sie in den Luftturbulenzen eines »Schwergewichts« waren, einer großen Passagiermaschine. Der Einsatzleiter näherte sich, bis er das Licht der Kabinenlampen, die gewaltige Turbine unter jeder

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