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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Hoffnung, Raketen würden nie so zielgenau werden, um so kleine Zielpunkte zu treffen. Japan würde daraus gelernt haben, deshalb suchten die Analytiker nach schwierigen Standorten. Wälder, Täler, Hügel und die Selektivität ihrer Aufgabe garantierten, daß sie Zeit brauchen und die Selektivität ihrer Aufgabe garantierten, daß sie Zeit brauchen Radarsatellit befanden sich in der Umlaufbahn. Erstere konnten Objekte bis zur Größe einer Zigarettenschachtel erkennen. Letzterer produzierte Schwarzweißbilder von weit geringerer Auflösung, konnte aber durch Wolken sehen und unter günstigen Umständen sogar bis zu zehn Meter tief in die Erde. Tatsächlich war er dafür entwickelt worden, sonst unsichtbare sowjetische Raketensilos und ähnlich getarnte Einrichtungen zu orten.
    Das war die gute Nachricht. Die schlechte war, daß ein Bild nach dem anderen von einem Expertenteam untersucht werden mußte; daß jede Irregularität oder Seltsamkeit noch einmal untersucht und eingestuft werden mußte; daß die benötigte Zeit immens war, trotz - oder gerade wegen - der Dringlichkeit der Aufgabe. Analytiker der CIA und der Aufklärungsdienste arbeiteten zusammen und suchten zwanzig Löcher im Boden, von denen sie nicht mehr wußten, als daß jedes einzelne keinen geringeren Durchmesser als fünf Meter haben konnte. Es konnte eine einzige Ansammlung, oder es konnten zwanzig einzelne, weit voneinander entfernte Löcher sein. Der erste Schritt, so stimmten alle überein, bestand darin, neue Aufnahmen aller Normalspurstrecken zu bekommen. Wetter und Aufnahmewinkel der Kameras behinderten diese Aufgabe etwas, und jetzt, am dritten Tag, fehlten noch zwanzig Prozent des benötigten Materials. Schon jetzt hatte man dreißig mögliche Standorte für die weitere Beobachtung bei leicht verändertem Licht und Aufnahmewinkel ausgesucht, was stereoskopische Bilder und zusätzliche Computerdaten erlauben würde. Die Leute im Team sprachen wieder über die Jagd nach den Scud-Raketen während des Golfkriegs. Es war keine angenehme Erinnerung. Obwohl man viele Lektionen gelernt hatte, war dies die wichtigste: Es war eigentlich nicht schwer, ein oder zehn oder zwanzig oder sogar hundert relativ kleine Objekte innerhalb der Grenzen eines Landes zu verstecken, wenn es sehr offen und flach war. Und Japan war keins von beidem. Unter diesen Umständen war es fast unmöglich, alle Raketen zu finden. Aber sie mußten es trotzdem versuchen.
    Es war elf Uhr abends, und die Pflichten seinen Vorfahren gegenüber hatte er im Moment erfüllt. Sie würden nie vollständig erfüllt werden, aber die Versprechen, die er ihren Geistern vor so vielen Jahren gegeben hatte, waren es nun. Was bei seiner Geburt japanische Erde gewesen war, war nun wieder japanische Erde. Was seiner Familie gehört hatte, gehörte nun wieder seiner Familie. Die Nation, die sein Land gedemütigt und seine Familie getötet hatte, war nun selbst gedemütigt und würde es lange, lange bleiben. Lange genug, damit sein Land endlich seinen Platz unter den großen Nationen der Welt einnehmen konnte.
    Sogar größer, als er geplant hatte. Er brauchte bloß die Finanzberichte anzusehen, die in seine Hotelsuite gefaxt wurden. Die von ihm geplante und ausgeführte Finanzpanik übersprang jetzt den Atlantik. Seltsam, daß er das nicht vorhergesehen hatte, dachte er. Die komplexen finanziellen Manöver hatten den japanischen Banken und Unternehmen plötzlich eine Menge Geld in die Hand gegeben, und die anderen Tycoons ergriffen die Gelegenheit, für sich und ihre Unternehmen europäische Aktien zu kaufen. Sie würden das Volksvermögen erhöhen, ihre Stellung in den europäischen Volkswirtschaften ausbauen und öffentlich den Eindruck erwecken, als kämen sie anderen zu Hilfe. Yamata vermutete, daß Japan einige Anstrengungen unternehmen würde, um Europa aus seinen Schwierigkeiten herauszuhelfen. Sein Land brauchte schließlich Absatzmärkte, und angesichts der plötzlichen Zunahme an Firmen in japanischem Besitz würden die Europäer den japanischen Vorschlägen nun vielleicht aufmerksamer zuhören. Nicht sicher, dachte er, aber möglich. Worauf sie auf jeden Fall hören würden, war Macht. Japan stellte die Macht Amerikas in Frage. Amerika würde es niemals gelingen, sein Land in die Knie zu zwingen, nicht mit einer Wirtschaft im Chaos, einer kastrierten Armee und einem politisch angeschlagenen Präsidenten. Und es war überdies ein Wahljahr. Die beste Strategie war es, Zwietracht im Haus

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