08 - Ehrenschuld
Faxe zu drucken. Das erste war nicht geheim, aber wichtig. Die Europäer versuchten, US-Schatzwechsel loszuwerden, und es gab immer noch niemanden, der sie kaufte. Einen solchen Tag konnte man als Abweichung ansehen. Einen zweiten nicht. Buzz Fiedler und der FedVorsitzende würden wieder zu tun haben, und der Börsenmakler in Ryan war besorgt. Es war wie der kleine Holländer mit dem Daumen im Deich. Was passierte, wenn er ein zweites Loch sah? Und selbst wenn er es erreichte, was war mit dem dritten?
Die Nachrichten aus dem Pazifik waren unverändert, wurden aber detaillierter. Die John Stennis würde Pearl Harbor bald erreichen, aber die Enterprise brauchte länger als erwartet. Keine Anzeichen japanischer Verfolgung. Gut. Die Atombombensuche war angelaufen, aber noch ohne Ergebnisse, was nicht überraschte. Ryan war nie in Japan gewesen, was er bedauerte. Sein einziges aktuelles Wissen kam von Aufklärungsfotos. In den Wintermonaten, wenn der Himmel über Japan ungewöhnlich klar war, hatte die Aufklärung dieses Land (und andere) tatsächlich zur Feineinstellung ihrer Satellitenkameras benutzt, und Ryan erinnerte sich an die Eleganz der Gärten. Sein übriges Wissen stammte aus den Geschichtsbüchern. Aber was war dieses Wissen jetzt wert? Geschichte und Ökonomie waren seltsame Bettgenossen, nicht wahr?
Jack schickte Cathy und die Kinder mit den üblichen Abschiedsküssen auf den Weg und saß bald in seinem Dienstwagen nach Washington. Der einzige Trost war, daß sein jetziges Büro näher lag als die CIA-Zentrale in Langley.
»Ich hoffe, Sie haben sich wenigstens ausgeruht«, bemerkte Robberton. Mit anderen politischen Amtsträgern hätte er nie soviel gesprochen, aber mit diesem Burschen fühlte er sich wohler. Ryan war kein Wichtigtuer.
»Ich denke schon. Die Probleme sind immer noch da.«
»Wall Street immer noch Nummer eins?«
»Ja.« Ryan schaute in die Landschaft, nachdem er die
Geheimdokumente weggeschlossen hatte. »Mir wird erst jetzt klar, daß das die ganze Welt treffen könnte. Die Europäer versuchen, unsere Schatzwechsel zu verkaufen. Niemand kauft. Heute könnte die Panik losgehen. Unsere Liquidität ist gebunden, und eine Menge von ihrer steckt in unseren Schatzwechseln.«
»Liquidität heißt Bargeld, richtig?« Robberton wechselte die Spur und
beschleunigte. Sein Nummernschild zeigte den Polizisten, daß sie ihn in Ruhe lassen sollten.
»Genau. Schöne Sache, Bargeld. Gut, es zu haben, wenn man nervös wird - und wenn man es nicht kriegt, dann wird man nervös.«
»Ist es wie 1929, Dr. Ryan? Ich meine, ist es so schlimm?«
Jack blickte zu seinem Leibwächter herüber. »Vielleicht. Wenn sie nicht die Unterlagen in New York aufdröseln können - es ist, als sollte man mit gefesselten Händen kämpfen, als stünde man ohne Geld am Spieltisch. Wenn man nicht spielen kann, steht man nur da. Verdammt.« Ryan schüttelte den Kopf. »Es ist einfach noch nie passiert, und das mögen die Börsenmakler auch nicht.«
»Wie können so clevere Leute so in Panik geraten?«
»Wie meinen Sie das?«
»Was hat irgend jemand geraubt? Es hat doch niemand die Münze in die Luft gejagt« - er schnaubte -, »das wäre dann ein Fall für uns gewesen.«
Ryan gelang ein Lächeln. »Wollen Sie den ganzen Vortrag?«
Paul machte eine abwehrende Geste. »Ich habe Psychologie studiert, nicht Wirtschaft.« Die Antwort überraschte ihn.
»Wunderbar. Dann wird es einfach.«
Europa hatte dieselben Sorgen. Kurz vor zwölf Uhr mittags führte eine Konferenzschaltung der Zentralbanken Deutschlands, Frankreichs und Englands zu kaum mehr als mehrsprachiger Verwirrung. Die vergangenen Jahre des Wiederaufbaus in Osteuropa hatten eine enorme Last auf die westeuropäischen Volkswirtschaften gelegt, die im Grunde die Rechnung für zwei Generationen ökonomisches Chaos bezahlten. Um sich gegen die resultierende Schwäche ihrer Währungen abzusichern, hatte sie Dollar und US-Schatzwechsel gekauft. Die atemberaubenden Vorgänge in Amerika hatten zu einem wenig aktiven Tag ohne katastrophale Verluste geführt. Das hatte sich jedoch geändert, nachdem der letzte Käufer die letzten heruntergesetzten US-Schatzwechsel erworben hatte - denn für manche war der Preis einfach zu verlockend -, und das mit Geld, das aus Aktien verkaufen stammte. Dieser Käufer dachte bereits, es sei ein Fehler, und verfluchte sich, daß er dem Trend wieder hinterherlief statt voraus. Um zehn Uhr dreißig Ortszeit begann der Pariser Markt eine steile Talfahrt,
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