08 - Ehrenschuld
aktivieren, und noch mehr Rufen, sie seien zielerfaßt worden. Ein Pilot hatte gemeldet, er sei getroffen, war dann aber nicht mehr zu hören aber getroffen wovon? Wie konnte dasselbe Flugzeug, das die Kamis abgeschossen hatte, auch die Jagdflieger erwischen? Die Amerikaner hatten nur vier ihrer kostbaren neuen F-22. Und die hatten die Kamis gerade verfolgt. Welcher böse Zauber hatte ...? Aber genau das war das Problem. Sie wußten es nicht.
Die Luftabwehrspezialisten und die Ingenieure, die das weltbeste Flugradarsystem entwickelt hatten, schüttelten die Köpfe, senkten die Blicke, empfanden es wie eine persönliche Schande und wußten nicht, warum es passiert war. Von den zehn Flugzeugen, die sie in dieser Art gebaut hatten, waren fünf zerstört und nur vier andere einsatzbereit, und ihre einzige Erkenntnis bestand darin, daß es zu riskant war, die Maschinen weiter über dem Meer einzusetzen. Weiterhin wurde der Befehl erteilt, die Reservemaschine E-2C, die die E-767 ersetzt hatte, fest einzusetzen, aber bei diesen Maschinen handelte es sich um eine leistungsschwächere amerikanische Konstruktion, so daß die Offiziere sich schließlich eingestehen mußten, daß die Luftabwehr ihres Landes stark geschwächt worden war.
Es war sieben Uhr abends, und Ryan wollte gerade nach Hause gehen, als das Fax mit der Geheimnummer zu surren begann. Sein Telefon klingelte bereits, bevor das erste Blatt Papier erschien.
»Könnt ihr nicht mal ein Geheimnis für euch behalten?« wollte eine
Stimme mit starkem Akzent verärgert wissen.
»Sergej? Was ist denn los?«
»Koga ist unsere beste Chance, den Feinseligkeiten ein Ende zu machen,
und irgend jemand auf Ihrer Seite hat den Japanern gesagt, daß er mit Ihnen in Kontakt steht!« Golowko schrie fast; bei ihm zu Hause war es drei Uhr morgens. »Wollen Sie den Mann denn umbringen?«
»Sergej Nikolaitsch, um Gottes willen, beruhigen Sie sich doch.« Jack setzte sich wieder in seinen Stuhl, und jetzt lag ihm auch die Seite aus dem Faxgerät vor. Sie kam direkt von den Kommunikationsleuten der amerikanischen Botschaft in Moskau, zweifelsohne auf irgendeine Anweisung des RWS hin. »Oh, Scheiße.« Pause. »Okay, wir haben ihn ja wieder rausgeholt, oder?«
»Sie haben ziemlich weit oben eine undichte Stelle, Iwan
Emmetowitsch.«
»Sie sollten doch wissen, wie schnell so etwas passiert.«
»Wir sind dabei herauszufinden, wer es ist, da können Sie Gift drauf
nehmen.« Die Stimme war immer noch ärgerlich.
Wäre das nicht großartig? dachte Jack mit geschlossenen Augen. Der russische Abwehrdienst sagt als Zeuge vor dem Bundesgericht aus.
»Es wissen nicht viele Leute davon. Ich melde mich wieder bei Ihnen.«
»Ich bin außerordentlich erfreut zu hören, daß Sie geheime Informationen nur an so vertrauenswürdige Leute weitergeben, Jack.« Die Leitung war tot. Ryan drückte die Gabel herunter und wählte auswendig eine Nummer.
»Murray.«
»Ryan. Dan, ich brauche dich hier, sofort.« Jacks nächster Anruf galt Scott Adler. Dann ging er wieder ins Amtszimmer des Präsidenten. Die gute Neuigkeit, die er überbringen konnte, war, daß die andere Seite leichtsinnig mit wichtigen Informationen umging. Bestimmt wieder Yamata, der sich wie ein Geschäftsmann verhielt und nicht wie ein professioneller Agent. Er hatte sich noch nicht einmal die Mühe gemacht, seine Information geheimzuhalten, hatte nicht bedacht, daß er mit der Information auch die Quelle preisgeben würde. Der Mann kannte seine Grenzen nicht. Früher oder später würde er für diese Schwäche bezahlen müssen.
Jacksons letzte Befehle, bevor er in den Pazifik aufgebrochen war, beinhalteten die Abkommandierung von zwölf B-1B-Bombern des 384. Bombengeschwaders von ihrem Stützpunkt in Südkansas zuerst nach Lajes auf den Azoren und von dort nach Diego Garcia im Indischen Ozean. Für die sechzehntausend Kilometer nach Osten brauchten die Maschinen mehr als einen Tag, und als sie auf der von Amerika am weitesten entfernten Basis ankamen, waren die Besatzungen völlig erschöpft. Die drei KC-10, die Bodenpersonal und Ausrüstung transportiert hatten, landeten kurz darauf, und die gesamte Mannschaft lag innerhalb kurzer Zeit in tiefem Schlaf.
»Was soll das heißen?« wollte Yamata wissen. Die Vorstellung ließ ihn frösteln: seine eigene Wohnung war überfallen worden. Von wem?
»Das heißt, Koga ist verschwunden, und Kaneda ist tot. Einer Ihrer Sicherheitsleute lebt noch, aber alles, was er gesehen hat, waren zwei oder
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