08 - Ehrenschuld
einfach um.« Murray nickte sofort, als er diesen FBI-Euphemismus hörte.
»Was meinen Sie damit, Jack?« fragte Durling.
»Das ist die Gelegenheit. Die Japaner glauben, sie hätten eine gute interne Quelle und sind offensichtlich willens, die Informationen dieser Quelle zu nutzen. Gut«, sagte Jack. »Genau das machen wir uns zunutze. Wir jubeln ihnen ein paar heiße Informationen unter, und dann hauen wir sie ihnen um die Ohren, daß es nur so kracht.«
Die vordringlichste Aufgabe war, die Luftabwehr der Hauptinseln zu verstärken. Die Umsetzung dieses Auftrages verursachte dem japanischen Hauptquartier der Abwehr großes Kopfzerbrechen, da man sich nur auf Teilwissen stützen konnte, nicht auf genaue Daten wie bei der Vorbereitung des Gesamteinsatzplans, an den sich das militärische Oberkommando weiter gerne halten wollte. Die besten Radarwarnsysteme des Landes waren auf den vier Aegis-Zerstörern der Kongo-Klasse stationiert, die vor der Küste der Nördlichen Marianen patrouillierten. Es waren furchteinflößende Schiffe mit unabhängigen Luftabwehrsystemen. Natürlich nicht so mobil wie die E-767, aber leistungsstärker und in der Lage, auf sich selbst aufzupassen. Vor dem Morgengrauen erhielt das Flottengeschwader über Funk den Befehl, schleunigst nach Norden aufzubrechen und dort an der Ostseite der Hauptinseln eine Radarpostenkette zu bilden. Schließlich unternahm die amerikanische Marine nichts, und wenn die japanische Abwehr wieder funktionierte, gab es immer noch eine gute Chance für eine diplomatische Lösung.
Admiral Sato auf der Mutsu fand das einleuchtend, als er die Nachricht erhielt, und gab seinen Schiffen Befehl, auf maximale Dauergeschwindigkeit zu gehen. Dennoch war er beunruhigt. Er wußte, daß seine SPY-Radarsysteme Tarnkappenflugzeuge aufspüren konnten, das hatten die Amerikaner im Einsatz gegen ihre eigenen Leute demonstriert, und außerdem waren seine Schiffe so stark, daß amerikanische Flugzeuge sie nicht ohne weiteres angreifen würden. Was ihm jedoch Sorgen machte, war die Tatsache, daß sein Land zum ersten Mal in diesem Konflikt nicht agierte, sondern auf die amerikanischen Schachzüge reagierte. Aber das, hoffte er, würde nur vorübergehend sein.
»Das ist ja interessant«, stellte Jones sofort fest. Die Spuren waren nur wenige Minuten alt, aber es waren zwei; vermutlich mehr als zwei Schiffe in enger Formation, die Lärm machten und deren Peilung sich leicht nach Norden verschob.
»Überwasserschiffe, keine Frage«, bemerkte der Senior Chief. »Sieht aus wie ein Stampfen -« Er unterbrach sich, als Jones eine weitere Spur rot einkreiste.
»Und das sind die Schraubenumdrehungen. Dreißig Knoten, eher ein bißchen mehr. Und das heißt Kriegsschiffe, die es verdammt eilig haben.« Jones ging zum Telefon, um den ComSubPac anzurufen. »Bart? Ron hier. Wir haben was. Es geht um das Blecheimergeschwader, das hier um Pagan herum im Einsatz ist.«
»Was ist damit?« fragte Mancuso.
»Sie sind sehr schnell nach Norden unterwegs.« Jones erinnerte sich an Erkundigungen über die Gewässer um Honshu. Mancuso verschwieg ihm etwas, aber das war bei einem solchen Einsatz zu erwarten. Die Antwort bestand in der An, wie er die Frage umging, dachte der Zivilist.
»Können Sie mir den Kurs aufzeichnen?«
Bingo. »Lassen Sie uns ein bißchen Zeit, eine Stunde etwa. Die Daten sind noch etwas undeutlich, Skipper.«
Die Stimme klang ob dieser Antwort nicht sonderlich enttäuscht, stellte Jones fest. »Aye, Sir. Wir halten Sie auf dem laufenden.«
»Gute Arbeit, Ron.«
Jones legte den Hörer auf und sah sich um. »Senior Chief? Wir zeichnen den Kurs dieser Signale hier nach.« Irgendwo im Norden, dachte er, wartete jemand. Er fragte sich, wer das wohl sein mochte, und fand nur eine Antwort.
Die Zeit arbeitete nun für die Gegenseite. Hiroshi Goto eröffnete die Kabinettssitzung um zehn Uhr morgens Ortszeit; bei seinen Unterhändlern in Washington war zu diesem Zeitpunkt Mitternacht. Es war klar, daß die Amerikaner einen Wettstreit daraus machten, auch wenn einige im Sitzungsraum glaubten, es sei nur eine Verhandlungslist und die Amerikaner müßten ein bißchen Stärke zeigen, damit sie am Verhandlungstisch ernst genommen wurden. Ja, sie hatten die Luftabwehr ziemlich getroffen, aber das war es auch schon. Amerika konnte und würde keinen Generalangriff auf Japan starten. Die Risiken waren einfach zu groß. Zum einen hatte Japan Raketen mit Atomsprengköpfen. Zum anderen hatte es trotz der
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