08 - Ehrenschuld
hat. Was ist hier eigentlich los?« wollte der Politiker wissen.
»Sir, was hier im Moment los ist, ist folgendes: Wir haben Sie vor den Leuten gerettet, die Sie töten wollten.«
»Ein solcher Narr ist Yamata nicht«, gab Koga zurück. Er stand immer noch unter dem Schock, mit Gewalt konfrontiert worden zu sein, die nicht von den Abmessungen eines Fernsehgerätes begrenzt war.
»Er hat einen Krieg begonnen, Koga-san. Was bedeutet dagegen schon ihr Leben?« fragte der Mann auf dem Fahrersitz vorsichtig.
»Sie sind also wirklich Amerikaner«, beharrte Koga.
Ach, zum Teufel damit, dachte Clark. »Ja, Sir, das stimmt.«
»Spione?«
»Nachrichtenoffiziere«, zog Chavez vor. »Der Mann, der mit Ihnen im selben Raum war ...«
»Sie meinen den, den Sie umgebracht haben? Kaneda?«
»Ja, Sir. Er hat eine amerikanische Bürgerin ermordet, eine Frau namens Kimberly Norton, und ich bin ziemlich froh, daß ich ihn erledigt habe.«
»Wer war sie?«
»Gotos Geliebte«, erklärte Clark. »Und als sie für Ihren neuen Ministerpräsidenten zur politischen Bedrohung wurde, ließ Raizo Yamata sie eliminieren. Wir sind nur in Ihr Land gekommen, um sie nach Hause zu holen. Das war alles«, fuhr Clark mit seiner halbwahren Geschichte fort.
»Das hätte alles nicht sein müssen«, widersprach Koga. »Wenn Ihr Kongreß mir nur genug Zeit gelassen hätte ...«
»Sir, das kann durchaus sein. Ich weiß es nicht, aber möglich wäre es«, sagte Chavez. »Aber darauf kommt es nun doch nicht mehr an.«
»Dann sagen Sie mir, worauf es ankommt.«
»Diesen gottverdammten Mist zu beenden, bevor noch mehr Leute zu Schaden kommen«, schlug Clark vor. »Ich habe schon in Kriegen gekämpft, und das ist kein Vergnügen. Eine Menge junger Leute sterben, bevor sie die Chance hatten, zu heiraten und selbst Kinder zu haben, und das ist schlecht, okay?« Er hielt einen Augenblick inne. »Es ist schlecht für mein Land, und bestimmt wird es für Ihres noch schlechter werden.«
»Yamata glaubt -«
»Yamata ist ein Geschäftsmann«, sagte Chavez. »Sir, Sie sollten sich das lieber klarmachen. Er weiß nicht, was er da ausgelöst hat.«
»Ja, die Amerikaner sind sehr gut im Töten. Ich konnte mich vor einer Viertelstunde mit eigenen Augen davon überzeugen.«
»In dem Fall, Mr. Koga, haben Sie auch gesehen, daß wir einen Mann am Leben gelassen haben.«
Clarks wütende Erwiderung ließ das Gespräch einige Sekunden verstummen. Koga brauchte einen Moment, um zu erkennen, daß dies stimmte. Der eine vor der Tür war noch am Leben gewesen, als sie über ihn drübergestiegen waren. Er hatte gestöhnt und gezittert, als habe er Elektroschocks bekommen, aber er war eindeutig am Leben.
»Und warum haben Sie ihn nicht ...?«
»Es gab keinen Grund, ihn zu töten«, sagte Chavez. »Ich werde mich nicht für dieses Schwein Kaneda entschuldigen. Er hat es herausgefordert. Als ich ins Zimmer kam, griff er gerade nach seiner Waffe, und damit scherzt man nicht, Sir. Aber das hier ist kein Kinofilm. Wir bringen niemanden zum Spaß um, und wir haben Sie da herausgeholt, weil jemand diesen gottverdammten Krieg beenden muß - okay?«
»Selbst dann - nach dem, was Ihr Kongreß getan hat ... wie kann die Wirtschaft meines Landes überleben -«
»Ist irgend jemand besser dran, wenn der Krieg weitergeht?« fragte Clark. »Wenn Japan und China auf Rußland losgehen, was geschieht dann mit Ihnen? Wer, glauben Sie, wird den Preis für diesen Fehler bezahlen? China? Das glaube ich nicht.«
Die erste Nachricht ging in Washington über Satellit ein. Einer der ELINTSatelliten der NSA zeichnete zufällig das auf, was die NSA als »Terminierung des Signals« dreier AEW-Flugzeuge bezeichnete. Auch andere NSA-Lauschposten hatten den Funkverkehr der letzten Minuten eingefangen. Analytiker versuchten zur Zeit, sich einen Reim darauf zu machen, las Ryan in dem Bericht, den er in Händen hielt.
Nur ein Abschuß, sagte sich der Colonel. Damit müssen wir zufrieden sein. Sein Flügelmann hatte die letzte der F-15J heruntergeholt. Die Südformation hatte drei erwischt, und die Strike Eagles die anderen vier, als sie von jeglicher Unterstützung abgeschnitten waren und dadurch plötzlich und unerwartet verletzbar wurden. Vermutlich hatte das ZORRO-Team die dritte E-767 erledigt. Im großen und ganzen gar keine schlechte Arbeit für eine Nacht, dachte er. Eine lange Nacht. Er formierte seine Viererstaffel für das Treffen mit den Tankflugzeugen und den dreistündigen Heimweg nach Shemya. Am schwersten war
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