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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Vorzimmer vorbeizumüssen, und gemeinsam führten sie den verminderten Bestand an CIA-Ermittlungsagenten. In der Arbeit waren sie einander genauso eng verbunden wie in der Ehe, mit all den Kompromissen, die mit der letzteren verbunden waren, und das Ergebnis war die reibungsloseste Führung, die das Direktorium für Auslandsoperationen seit Jahren gehabt hatte.
    »Wir müssen uns einen Namen aussuchen, Schatz.«
»Wie wär's mit FIREMAN?«
»Nicht FIREFIGHTER?«
Ein Lächeln. »Sie sind beide Männer.«
»Ach, weißt du, Ljalin sagt, daß sie in Sprachen sehr gute Fortschritte
    machen.«
»Gut genug, um ein Essen zu bestellen und sich nach der Toilette zu
erkundigen.« Japanisch zu lernen war nicht gerade eine geringe geistige
Herausforderung. »Wetten, daß sie es mit russischem Akzent sprechen
werden?«
Beiden kam fast gleichzeitig die Idee. »Die Deckidentitäten?« »Ja ...« Mary Pat mußte fast lachen. »Glaubst du, daß jemand was
dagegen hat?«
Es war CIA-Agenten nicht erlaubt, sich als Journalisten zu tarnen. Als
amerikanische Journalisten, genauer gesagt. Die Vorschrift war kürzlich auf
Eds Verlangen hin geändert worden, der darauf hingewiesen hatte, daß
einige der von seinen Leuten angeworbenen Agenten Journalisten aus der
Dritten Welt waren. Da die beiden Agenten, die für die Aufgabe vorgesehen
waren, ausgezeichnet russisch sprachen, konnten sie sich doch leicht als russische Journalisten tarnen, oder nicht? Es verstieß gegen den Geist, aber nicht gegen den Buchstaben der Vorschrift; auch Ed Foley hatte seine
gewagten, cowboyhaften Momente.
»O ja«, sagte Mary Pat. »Clark möchte wissen, ob wir wünschen, daß er
versucht, THISTLE zu reaktivieren.«
»Darüber müssen wir mit Ryan oder dem Präsidenten sprechen«, merkte
Ed an, der jetzt wieder vorsichtig wurde.
Nicht jedoch seine Frau. »Nein, das müssen wir nicht. Eine
Genehmigung brauchen wir, wenn wir das Netz benutzen wollen, aber
nicht, um nachzuschauen, ob es noch da ist.« Ihre eisblauen Augen blitzten
wie meistens, wenn sie einen schlauen Einfall hatte.
»Schatz, das ist ziemlich gewagt«, warnte Ed. Aber das war einer der
Gründe, warum er sie liebte. »Aber es gefällt mir. Okay, solange wir nur
nachschauen, ob das Netz noch existiert.«
»Ich fürchtete schon, daß ich dir gegenüber meinen Rang raushängen
müßte.« Das waren Regelverstöße, für die ihr Mann einen wunderschönen
Tribut eintrieb.
»Du sorgst mir dafür, daß das Essen pünktlich auf den Tisch kommt,
Mary. Die Befehle gehen am Montag raus.«
»Dann muß ich auf dem Heimweg bei Giant rein. Wir haben kein Brot
mehr.«
    Kongreßabgeordneter Alan Trent aus Massachusetts war in Hartford. Er hatte sich für einen Samstag freigemacht, um einem Basketballspiel zwischen der Universität von Massachusetts und der Universität von Connecticut beizuwohnen, den beiden Mannschaften, die dieses Jahr gute Aussichten hatten, Regionalmeister zu werden. Das entband ihn jedoch nicht von der Notwendigkeit zu arbeiten, und so hatte er zwei Mitarbeiter bei sich, während ein dritter mit weiterer Arbeit erwartet wurde. Im Sheraton-Hotel neben der Hartford Civic Arena war es komfortabler als in seinem Büro, und er lag auf dem Bett, die Papiere um sich ausgebreitet fast wie Winston Churchill, dachte er, fehlt bloß der Champagner. Das Telefon neben dem Bett läutete. Er griff nicht nach dem Hörer. Dafür hatte er einen Mitarbeiter. Trent hatte sich dazu erzogen, das Klingeln des Telefons zu ignorieren.
    »Al, es ist George Wylie, von Deerfield Auto.« Wylie war Eigentümer eines großen Unternehmens in Trents Wahlbezirk und steuerte erhebliche Mittel zu seinen Wahlkämpfen bei. Aus beiden Gründen konnte er Trents Aufmerksamkeit beanspruchen, wann immer es ihm danach zumute war.
    »Wie zum Teufel hat er rausgekriegt, daß ich hier bin?« fragte Trent die Zimmerdecke, während er zum Hörer griff. »Hey, George, wie geht's?«
Die beiden Mitarbeiter von Trent sahen, wie ihr Chef sein Sodawasser abstellte und nach einem Notizblock griff. Der Kongreßabgeordnete hatte immer einen Stift in der Hand und in der Nähe einen Block Post-itHaftnotizen. Nicht, daß er sich etwas aufschrieb, war das Ungewöhnliche, aber der zornige Ausdruck auf seinem Gesicht. Er deutete auf den Fernseher und sagte: »CNN!«
Das Timing erwies sich als nahezu perfekt. Nach der Werbung und einer kurzen Einführung erschien das Gesicht von Bob Wright. Er kam diesmal vom Band, in einer redigierten Fassung. Es zeigte jetzt

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