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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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schützten, die den Feuerlöscher hielten, der feuerhemmendes Gas in den hinteren Teil des Wagens blies. Das kühlende Kohlendioxid sollte sein Leben und ein weiteres retten. Er suchte in dem sich ausbreitenden weißen Dampf nach dem Säugling, aber er war nirgends zu sehen, und das kleine Mädchen auf dem linken Sitz schrie vor Angst und Schmerz, direkt vor ihm. Seine behandschuhten Hände fanden und öffneten das Gurtschloß, rissen sie aus dem Kindersicherheitssitz, wobei er ihr einen Arm brach, dann machte er einen Satz, um dem Feuer, das ihn einhüllte, zu entkommen. Direkt hinter der Leitplanke lagen noch Reste einer Schneeverwehung, in die er sich stürzte, um seine und ihre brennenden Kleider zu löschen, er schüttete den salzigen Matsch über sie, im Gesicht einen stechenden Schmerz, der bloß eine dürftige Ankündigung dessen war, was noch kommen sollte. Er zwang sich dazu, sich nicht umzublicken. Er hörte die gellenden Schreie hinter sich, doch zu dem brennenden Wagen zurückzukehren wäre Selbstmord gewesen, und hinzuschauen hätte ihn möglicherweise nur dazu getrieben, in den eigenen Tod zu rennen. Er blickte statt dessen hinunter auf Jessica Denton, deren Gesicht geschwärzt war und deren Atem stoßweise ging, und er betete, daß rasch ein Bulle käme und mit ihm ein Rettungswagen. Als es fünfzehn Minuten später soweit war, befanden er und das Kind sich in einem schweren Schock.

8 / Eilsache
    Der Mangel an aktuellen Meldungen und die Nähe einer Großstadt sorgten für eine gewisse Aufmerksamkeit der Medien, und die Zahl und das Alter der Opfer sorgten für noch mehr Aufsehen. Eine der örtlichen TVStationen von Knoxville hatte eine Vereinbarung mit CNN, und am Mittag war die Story der Aufmacher der CNN News Hour. Ein Satellitenwagen gab einem jungen Lokalreporter die Gelegenheit, sich durch eine weltweite Ausstrahlung bekannt zu machen - er wollte nicht ewig in Knoxville bleiben
-, und der sich lichtende Nebel gewährte den Kameras einen ungehinderten Blick auf den Unfallort.
    »Verflucht«, schnaufte Ryan, der zu Hause in seiner Küche saß. Jack hatte sich, selten genug, den Samstag freigenommen, war mit seiner Familie beim Mittagessen und hatte vor, mit ihnen zur Abendmesse zu gehen, damit er auch einmal den Sonntagmorgen zu Hause genießen konnte. Seine Augen nahmen die Szene auf, und er ließ den Sandwich, den er in der Hand hatte, auf den Teller sinken.
    Drei Feuerwehrautos und vier Rettungswagen waren herbeigeeilt, von denen zwei - ein bedenkliches Zeichen - noch immer vor Ort waren. Der Laster im Hintergrund war praktisch unbeschädigt, nur die Stoßstange war offenkundig verbogen. Was wirklich vorgefallen war, sah man im Vordergrund. Zwei Schrotthaufen, vom Feuer geschwärzt und entstellt. Offene Türen gewährten Einblick in das dunkle, leere Innere. Ungefähr ein Dutzend Beamte der Staatspolizei standen herum, mit starrer Haltung, die Lippen zusammengekniffen, ohne ein Wort zu sagen, ohne die Witze, die aus ihrer Sicht sonst bei Autounfällen üblich waren. Die meisten blickten zu Boden, neun Meter hinter dem Reporter, der die übliche Leier aufsagte und sich zum hundertsten Mal in seiner kurzen Laufbahn wiederholte. Nebel. Hohe Geschwindigkeit. Beide Benzintanks. Sechs Menschen tot, vier davon Kinder. Ich bin Bob Wright und berichte von der Interstate 40, außerhalb von Oak Ridge, Tennessee. Werbung.
    Jack wandte sich wieder seinem Essen zu und unterdrückte einen Kommentar über die Ungerechtigkeit des Lebens. Noch gab es keinen Grund, warum er mehr wissen oder tun sollte.
    Die Autos trieften jetzt von Wasser, dreihundert Meilen Luftlinie von der Chesapeake Bay entfernt, weil die eintreffenden freiwilligen Feuerwehrleute es für nötig gehalten hatten, alles unter Wasser zu setzen, obwohl sie wußten, daß diese Übung den Insassen nicht mehr helfen konnte. Der Gerichtsfotograf verschoß seine drei Rollen 200er-Farbfilm, hielt die offenen Münder der Opfer fest als Beweis, daß sie schreiend gestorben waren. Der höchstrangige Polizeibeamte, der an den Schauplatz geeilt war, war Sergeant Thad Nicholsen. Er war ein erfahrener Verkehrspolizist, hatte zwanzig Jahre Autounfälle hinter sich und war gerade gekommen, als die Leichen abtransportiert wurden. Pierce Dentons Dienstrevolver war auf das Pflaster gefallen, und der hatte ihn mehr als alles andere als Polizeikollegen identifiziert, bevor die Tatsache aufgrund der üblichen Computeranfrage nach den Autokennzeichen amtlich war. Vier

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