08 - Geheimagent Lennet und der Auftrag Nebel
wir ja genug Beweise, um das Militär zu alarmieren.«
»Und das kannst du sicher besser als ich.«
»Auf Wiedersehen«, sagte Phil. »Versucht ihr hier, die Geschichte in die Länge zu ziehen.«
»Das ist klar. Auf bald, Phil.«
»Auf bald, Lennet.«
Die beiden Agenten tauschten einen Blick, der soviel bedeutete wie ein Händedruck.
»Laß dich nicht umbringen«, sagte Grigri mit zugeschnürter Kehle und zitternden Lippen.
»Abgemacht«, sagte Phil. »Übrigens, man muß ja mit allem rechnen. Wenn ich aus irgendeinem Grund nicht zurückkommen sollte, könnt ihr ja eine Nachricht aus dem Fenster werfen. Und schreibt alles drauf, was wir wissen.«
»Gut«, sagte Lennet.
Phil ging ins Büro von Smuts. Das Fenster war hier genauso fest eingebaut wie drüben im Studio. Phil nahm einen Glasschneider aus seiner Tasche und schnitt ein Loch in die Scheibe, das groß genug war, ihn durchschlüpfen zu lassen. Ein Schwall eisiger Luft kam herein.
Lennet hatte recht: Es ist nicht gerade sehr warm draußen, dachte Phil. Er streckte den Kopf durch das Loch. Das Gesims befand sich auf der Höhe des Zimmerbodens und war tatsächlich ungefähr dreißig Zentimeter breit. Von da her gab es also keine Schwierigkeiten.
Phil zog den Kopf zurück und stieg dann vorsichtig mit den Füßen zuerst hinaus. Dann war er ganz im Freien.
Das war ein erster Erfolg. Aber dann wurden die Dinge kompliziert.
Vor allem war die Wand vollkommen glatt. Es gab nicht den geringsten Vorsprung, an dem man sich hätte festhalten können. Dann war der Gedanke, daß es rund einhundertfünfzig Meter in die Tiefe ging, auch nicht gerade beruhigend. Und das Gesims, von dem Phil geglaubt hatte, es sei mit Schnee bedeckt, erwies sich als völlig vereist und spiegelglatt. Zu allem wehte ein Wind, der statt den Wanderer zwischen Himmel und Erde an die Wand zu drücken ihn vielmehr herunterzuwehen drohte.
Phil war alles andere als ein Feigling, aber einen Augenblick lang zögerte er jetzt doch. Dann dachte er daran, was wohl Lennet denken würde, wenn er an seiner Stelle wäre.
Glücklicherweise habe ich diese Rolle übernommen, dachte er. Es wäre doch nicht das Richtige für den jungen Kerl.
Er überwand den winzigen Anfall von Mutlosigkeit und machte sich mit kleinen Schritten auf den Weg, den Rücken nach außen, die Nase dicht an der Wand.
Lennet und Grigri waren allein zurückgeblieben, und Lennet fiel ein, was Phil zuletzt gesagt hatte: »Du kannst eine Nachricht durch das Fenster werfen.«
Er hatte sehr gut verstanden, was sein Freund damit sagen wollte: Es war nicht unwahrscheinlich, daß die Sonne, die am nächsten Morgen aufging, auf eine Welt scheinen würde, in der es weder einen Phil Himbeer noch eine Griselidis Vadebontrain noch einen Lennet gab.
Dennoch mußte der Auftrag ausgeführt werden. Also mußte man selbst die kleinste Möglichkeit ausnützen, das bereits gesammelte Beweismaterial weiterzuleiten.
»Grigri, hol bitte etwas Papier aus dem Schreibtisch und schreibe auf, was ich dir diktiere. Ich muß die Tür bewachen. Machst du das?«
»Aber ich kann doch im Dunkeln nicht schreiben.«
»Du kannst. Es muß ja nicht gerade Schönschrift sein.
Wenn man es lesen kann, reicht es schon.«
Grigri holte Papier. »Ich kann auch Steno, wenn es viel ist, was du mir diktieren willst.«
»Prima. Ich spreche ganz langsam. Versuche, deine Zeichen deutlich zu schreiben.«
Lennet sah weiterhin auf das matt erleuchtete Viereck der Glastür und begann zu diktieren: »Schreib die erste Zeile in normaler Schrift. ,Dringend an die Bundespolizei zu übergeben’. Jetzt kannst du in Steno weitermachen.«
Und Lennet diktierte eine Viertelstunde lang einen Bericht, in dem er zusammenfaßte, was sie bisher herausgebracht hatten und auch die Lage beschrieb, in der sie sich befanden. Er schloß: »Es scheint also, als ob sich alles auf den Empfänger des siebten Satzes von Fotografien konzentriere, den Smuts immer selbst überbrachte. Er ist ohne Zweifel der Chef der Organisation oder zumindest sein Stellvertreter. Es ist klar, daß er sein Hauptquartier im Haus hat. Jetzt ist es 23.35 Uhr. Wenn möglich, folgen weitere Nachrichten.«
Grigri gab Lennet die beschriebenen Blätter und Lennet setzte seine Unterschrift auf das letzte Blatt.
»Steck das Ganze in einen großen Umschlag und wirf es dann zum Fenster hinaus. Vergiß aber nicht, irgend etwas Schweres mit hineinzupacken.«
Grigri befolgte die Anweisung. Sie nahm einen Umschlag, wie er für
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