08 Geweihte des Todes - Adrian Lara
ein paar Jahrzehnte miteinander haben oder fast eine Ewigkeit. Du gehörst zu mir, Jenna.“
Sie holte stockend Atem, überwältigt vor Freude und Erleichterung. „Oh, Brock! Ich liebe dich so. Ich dachte schon, ich hätte dich heute verloren.“
„Niemals!“, sagte er und starrte ihr tief in die Augen. „Wir sind doch Partner, du und ich. Partner in allem. Ich werde dir immer den Rücken freihalten, Jenna.“
Sie lachte und schluchzte gleichzeitig auf, dann nickte sie ihm zu. „Und dir wird immer mein Herz gehören.“
„Für immer“, sagte er, und dann zog er sie in seine Arme zu einem tiefen, endlosen Kuss.
EPILOG
Jennas Stiefel knirschten im mondhellen Schnee, als sie am Stadtrand von Harmony in Alaska auf ein Stück unberührten, geweihten Boden trat.
Es war ein paar Tage her, seit sie auf der Krankenstation des Hauptquartiers aufgewacht war, völlig wiederhergestellt von der Stichwunde, die sie bei der Rettungsaktion der gefangenen Stammesgefährtinnen davongetragen hatte.
Nur ein paar Tage, seit sie und Brock einander versprochen hatten, ihre Zukunft zusammen zu verbringen als Liebespaar, Gefährten … Partner.
„Bist du sicher, dass du das wirklich tun willst?“, fragte er sie und legte ihr seinen starken Arm um die Schultern.
Sie wusste, dass er die arktische Kälte hasste, und trotzdem war er es, der ihr diese Reise in den Norden vorgeschlagen hatte. Er war geduldig und verständnisvoll gewesen, und sie wusste, dass er ewig mit ihr hier draußen stehen würde, wenn er dachte, dass sie mehr Zeit brauchte. Sein Atem gefror in der kalten Nachtluft, und unter der tiefen Kapuze seines Anoraks war sein schönes Gesicht von feierlichem Ernst erfüllt. Er sah sie aufmunternd an.
„Gehen wir“, sagte sie und warf einen verhangenen Blick auf den kleinen Friedhof, der schläfrig vor ihr lag. Ihre behandschuhten Finger ineinander verschlungen, gingen sie zusammen auf die hintere Ecke des Grundstücks zu, wo zwei Grabsteine aus Granit Seite an Seite unter ihrer dicken Schneedecke standen.
Sie war vorbereitet gewesen auf die Kummerwelle, die sie überrollte, als sie und Brock sich zum ersten Mal Mitchs und Libbys Gräbern näherten, aber ihr stockte doch der Atem. Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen, ihre Kehle war wie zugeschnürt, und einen Augenblick lang war sie doch nicht sicher, ob sie die Kraft hatte, das durchzustehen.
„Ich hab Angst“, flüsterte sie.
Brock drückte ihre Hand, seine tiefe Stimme war sanft. „Du schaffst das. Ich bin hier direkt neben dir, die ganze Zeit.“
Sie sah auf in seine ruhigen dunklen Augen, spürte, wie seine Liebe sie umhüllte und ihr seine Stärke lieh. Sie nickte, dann ging sie weiter, ihre nassen Augen fest auf die eingemeißelten Inschriften gerichtet, die alles so unwiderlegbar machten.
So schrecklich schmerzhaft und real.
Ihre Tränen begannen zu fließen, sobald sie vor die Grabsteine trat. Sie ließ Brocks Hand los und kam näher, sie wusste, diesen Teil des Weges musste sie alleine gehen.
„Hallo, Mitch“, murmelte sie leise, kniete sich in den Schnee und legte eine der beiden roten Rosen, die sie mitgebracht hatte, auf seinen Grabsteinsockel. Die andere, an der mit einer rosafarbenen Schleife ein kleiner Plüschbär befestigt war, legte sie vorsichtig neben den kleineren Grabstein. „Hallo, Mäuschen.“
So verharrte sie lange, lauschte dem Wind, der in den arktischen Kiefern rauschte, und ließ mit geschlossenen Augen ihren Tränen freien Lauf, während sie sich an die glücklichen Zeiten mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter erinnerte.
„Oh Gott!“, flüsterte sie heiser, von ihren Gefühlen überwältigt. „Es tut mir so leid. Ihr beiden fehlt mir so.“
Sie konnte den Schmerz nicht zurückhalten. Unter lauten Schluchzern strömten all der aufgestaute Kummer und ihre Schuldgefühle seit der Unfallnacht aus ihr heraus.
Noch nie hatte sie dieses Gefühl von Reinigung gespürt. Sie hatte zu viel Angst gehabt. War zu wütend auf sich selbst gewesen, um ihren Kummer wirklich spüren und ihn dadurch endlich loslassen zu können.
Aber jetzt konnte sie nicht aufhören. Sie spürte Brocks verlässliche Präsenz hinter sich – ihre Rettungsleine, ihr sicherer Hafen im Sturm. Jetzt fühlte sie sich stark und sicher.
Sie fühlte sich geliebt.
Und was das größte Wunder für sie war: Sie spürte, dass sie es wert war, geliebt zu werden.
Mit ein paar gemurmelten Abschiedsworten berührte sie nacheinander die beiden Grabsteine,
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