08 Geweihte des Todes - Adrian Lara
haben … mir Dinge angetan. Schreckliche Dinge, Brock.“
Sie vergrub sich in seiner Umarmung, klammerte sich an ihn, als wollte sie ihn nie wieder loslassen. Brock hielt sie, völlig sprachlos geworden von allem, was er da hörte.
Er wusste nicht, was er zu ihr sagen sollte. Er hatte keine Ahnung, wie das, was sie ihm sagte, überhaupt möglich sein konnte.
Aber es war so.
Sie lebte.
Nach all der Zeit, nachdem er sich jahrzehntelang die Schuld an ihrem Tod gegeben hatte, war Corinne plötzlich wieder da und lag ihm lebendig in den Armen.
Jenna stieg hinter der letzten Gefangenen die Kellertreppe hinauf. Sie konnte kaum glauben, dass es vorbei war, dass sie und Renata, Dylan und Alex die Frauen tatsächlich gefunden hatten und es ihnen gelungen war, sie zu befreien.
Ihr Herz schlug immer noch heftig, ihr Puls raste immer noch, von dem Adrenalin und ihrer tiefen Befriedigung und Erleichterung darüber, dass das Martyrium dieser fast zwanzig hilflosen Frauen endlich Vergangenheit war. Sie führte ihre letzte Schutzbefohlene um die erschossenen Lakaien im Salon herum und hinaus auf die Veranda. Inzwischen war die Dämmerung gekommen und tauchte den Hof voller Menschen in ein friedliches abendliches Blau.
Jenna atmete die kühle Luft ein und trat hinter der Stammesgefährtin auf die Veranda hinaus. Sie sah zur Auffahrt hinüber, wo Renata und Niko gerade einigen der Frauen in den Rover halfen. Rio und Dylan, Kade und Alex waren auf dem verschneiten Rasen beschäftigt und brachten weitere befreite Gefangene in einem zweiten Geländewagen des Ordens unter.
Aber es war der Anblick von Brock, der sie zur Salzsäule erstarren ließ.
Ihre Füße hörten einfach auf, sich zu bewegen, ihr brach das Herz, als sie ihn mit einer zierlichen dunkelhaarigen Frau in den Armen stehen sah.
Jenna brauchte ihr Gesicht nicht zu sehen, um zu wissen, dass es das von Claires Zeichnung war. Dass diese zerbrechliche Schönheit, die Brock da so zärtlich in seinen starken Armen hielt, die junge Frau auf dem Foto war, das er all die Jahre aufgehoben hatte, weil er sie für tot gehalten hatte.
Corinne.
Durch eine wunderbare Fügung des Schicksals war Brocks verlorene Liebe zu ihm zurückgekehrt. Jenna würgte ein bittersüßes Schluchzen zurück, weil ihm eben das Unmögliche zuteilgeworden war – das Geschenk wiederauferstandener Liebe.
Und auch wenn der Anblick ihr das Herz zerriss, konnte sie nicht leugnen, dass diese zärtliche Wiedervereinigung sie zutiefst bewegte.
Und sie konnte nicht ertragen, sie zu unterbrechen, egal wie verzweifelt sie sich in diesem Augenblick danach sehnte, selbst diejenige zu sein, die Brock in den Armen lag.
Sie stählte sich innerlich, trat leise von der Veranda und ging an ihnen vorbei, um die restlichen befreiten Gefangenen zu evakuieren.
32
Brock blickte auf und sah, wie Jenna an ihm vorbeiging, auf die allgemeine Betriebsamkeit in der Auffahrt zu.
Sie war in Sicherheit.
Gott sei Dank!
Vor Erleichterung machte sein Herz einen solchen Sprung, dass er schon dachte, es würde ihm aus dem Brustkorb springen.
„Jenna!“
Sie drehte sich langsam zu ihm um, und die Erleichterung, die er eben noch gespürt hatte, verflog schlagartig. Ihr Gesicht war blass und angeschlagen, ihr Mantel vorne zerrissen und hatte hässliche dunkelrote Flecken.
„Um Gottes willen.“ Er löste sich von Corinne und rannte hinüber, wo Jenna stehen geblieben war. Er packte sie an den Schultern, und sein panischer Blick nahm sie von Kopf bis Fuß in sich auf, seine Stammessinne überwältigt von so viel frischem kupfrigem Blut. „Himmel, Jenna, was ist mit dir passiert?“
Mit etwas verkniffenem Gesicht schüttelte sie den Kopf und entzog sich ihm. „Ich bin okay, das ist nicht mein Blut. Einer der Lakaien hat mich im Keller angegriffen. Ich hab ihn erschossen.“
Brock zischte vor Sorge, obwohl sie vor ihm stand und ihm sagte, dass sie unverletzt war. „Als ich hörte, dass hier was schiefgelaufen ist …“ Seine Stimme versagte mit einem wüsten Fluch. „Jenna, ich hatte solche Angst, dass dir was passiert ist.“
Sie schüttelte den Kopf, ihre haselnussbraunen Augen blickten traurig, aber unbeirrt. „Mir fehlt nichts.“
„Und Corinne“, platzte er heraus und sah hinüber, wo sie immer noch stand, so klein und verloren, nur noch der Schatten des lebenslustigen Mädchens, das vor so langer Zeit aus Detroit verschwunden war. „Sie lebt, Jenna. Sie war hier mit den anderen eingesperrt.“
Jenna
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