Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

08 Geweihte des Todes - Adrian Lara

Titel: 08 Geweihte des Todes - Adrian Lara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Lara
Vom Netzwerk:
mit entnervender Ruhe zu, wie sie wieder auf den Boden sackte. Zeit verging, schien sich endlos auszudehnen. Sie kämpfte damit, ihre Stimme wiederzufinden, um das Wort auszusprechen, das sie entweder befreien oder verdammen würde. Und immer noch kauerte er neben ihr, wiegte sich auf den Fersen und schien mit schief gelegtem Kopf etwas abzuwägen.
    Dann, zu ihrem Entsetzen und ihrer Verwirrung, streckte er den linken Arm aus und schlitzte sich mit einem klauenartigen Fingernagel das Fleisch an seinem Handgelenk auf. Blut spritzte aus der tiefen Wunde, scharlachrote Tropfen regneten auf die hölzernen Dielenbretter unter ihm. Er fuhr mit dem Finger in den offenen Schnitt und bohrte ihn in die Muskeln und Sehnen seines Unterarms.
    „Oh, Scheiße! Was machst du da?“ Ekel schüttelte sie. Ihre Instinkte schrien ihr die Warnung zu, dass gleich etwas Schreckliches passieren würde – vielleicht noch schrecklicher als der Horror ihrer Gefangenschaft bei diesem albtraumhaften Wesen, das sich von ihrem Blut nährte. „Oh mein Gott, hör auf. Was zur Hölle machst du da?“
    Er antwortete nicht, sah sie nicht einmal an, bis er etwas Winziges aus der Wunde in seinem Fleisch hervorgepult hatte und vorsichtig zwischen seinem blutigen Daumen und Zeigefinger hielt. Er blinzelte langsam, für einen kurzen Augenblick waren seine Augen hinter seinen Lidern verborgen, dann nagelte er sie wieder mit einem hypnotischen bernsteingelben Lichtstrahl fest.
    „Leben oder Tod“, zischte die Kreatur und machte ihre unbarmherzigen Augen schmal. Er beugte sich zu ihr herüber, immer noch tropfte Blut aus der Wunde in seinem Unterarm, die er sich selbst beigebracht hatte. „Du musst dich entscheiden, sofort.“
    Nein, dachte sie verzweifelt. Nein!
    Irgendwo tief in ihr brandete Wut auf wie eine Springflut. Sie konnte sie nicht unterdrücken, den Wutanfall nicht zurückhalten, der jetzt ihre wunde Kehle hinaufstieg und mit einem Furienschrei aus ihrem Mund explodierte.
    „Nein!“ Sie hob die Fäuste und schlug auf die nackten Schultern der Kreatur ein, deren harte Haut nichts Menschliches hatte. Sie schlug um sich und tobte, beschimpfte ihn mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte, und genoss jeden schmerzhaften Aufprall, wenn ihre Schläge seinen Körper trafen. „Verdammt noch mal, nein! Fass mich nicht an!“
    Wieder drosch sie mit den Fäusten auf ihn ein, wieder und wieder, und immer noch kroch er näher heran.
    „Lass mich in Ruhe, verdammt! Hau ab!“
    Ihre Fäuste trafen ihn an den Schultern und seitlich am Schädel, Schlag auf Schlag fiel, selbst dann noch, als eine schwere Dunkelheit sich über sie zu senken begann und sie einhüllte wie ein schweres, nasses Leichentuch, ihre Bewegungen träge machte und ihre Gedanken verwirrte.
    Ihre Muskeln erschlafften und gehorchten ihr nicht mehr. Und immer noch schlug sie auf die Kreatur ein, jetzt langsam, als stünde sie bis zum Hals in einem schwarzen, teergefüllten Ozean.
    „Nein“, stöhnte sie und schloss die Augen vor der Dunkelheit, die sie umgab. Sie sank tiefer, immer tiefer in eine geräuschlose, schwerelose, endlose Leere hinein. „Nein … lass mich los. Verdammt … lass mich los …“
    Dann, als sie schon dachte, dass die Dunkelheit, die sie einhüllte, sie nie wieder freigeben würde, spürte sie etwas Kühles und Feuchtes an ihrer Stirn, und irgendwo über ihrem Kopf erklang unverständliches Stimmengewirr.
    „Nein“, murmelte sie. „Nicht. Lass mich los …“
    Mit allerletzter Kraft versetzte sie der Kreatur, die sie niedergedrückt hielt, einen weiteren Schlag. Harte Muskeln absorbierten ihn. Da klammerte sie sich an ihren Entführer, versuchte, ihn zu packen, zu kratzen. Verblüfft spürte sie weichen Stoff in den Händen. Nicht die klamme nackte Haut der Kreatur, die in ihr Haus eingebrochen war und sie gefangen hielt, sondern einen warmen Strickpullover.
    In ihrem trägen Verstand feuerte ihre Verwirrung einen Warnschuss ab. „Wer … nein, fass mich nicht an …“
    „Jenna, hören Sie mich?“ Der tiefe, rollende Bariton, der so nah an ihrem Gesicht ertönte, war ihr irgendwie vertraut. Seltsam tröstlich.
    Diese Stimme sprach etwas tief in ihr an und gab ihr etwas zum Festhalten, jetzt, wo nichts als dieses bodenlose dunkle Meer um sie war. Sie stöhnte, immer noch verloren, doch nun spürte sie einen kleinen Hoffnungsschimmer, dass sie vielleicht überleben würde.
    Die tiefe Stimme, nach der sie sich jetzt plötzlich verzweifelt sehnte, meldete

Weitere Kostenlose Bücher