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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Vater?«
    »Julian. Colonel Woodward. Er ist der Vorsitzende meiner Bezirksgruppe. Er arbeitet seit Jahren für die Partei. Ich weiß nicht, ob er damals in Blackpool war, aber möglich ist es. Das gilt auch für Joel.« Sie hob ihr Weinglas, aber sie trank nicht. Statt dessen hielt sie es mit beiden Händen vor sich und betrachtete es, während sie sprach. »Joel ist mein Assistent. Er hat politische Ambitionen. Es kommt vor, daß wir kräftig zusammenstoßen. Trotzdem ...« Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, daß Joel derjenige ist. Er kennt meinen Tagesablauf besser als jeder andere. Und auch den von Alex und Charlotte. Er muß Bescheid wissen. Das gehört zu seinen Aufgaben. Aber um das zu tun.. Wie hätte er es überhaupt anstellen sollen? Er war die ganze Zeit in London. Im Büro. Die ganze Zeit.«
    »Auch über das Wochenende?« fragte Lynley.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ihre Tochter wurde in Wiltshire gefunden, aber das heißt nicht, daß sie schon von Mittwoch an in Wiltshire festgehalten wurde. Sie kann praktisch überall gewesen sein, auch hier, in London. Sie kann irgendwann am Wochenende nach Wiltshire gebracht worden sein.«
    »Sie meinen, nach ihrem Tod«, sagte Eve Bowen.
    »Nicht unbedingt. Es kann sein, daß sie zunächst in London festgehalten wurde. Als hier aus irgendeinem Grund der Boden zu heiß wurde, hat man sie woandershin gebracht.«
    »Dann muß der Betreffende Wiltshire aber kennen. Wenn sie dort versteckt wurde, ehe - bevor sie tot war.«
    »Richtig. Auch das können wir der Gleichung anfügen. Jemand, der in Blackpool war. Jemand, der Ihnen Ihre Position mißgönnt. Jemand, der etwas gegen Sie hat. Jemand, der Wiltshire kennt. Wie steht es mit Joel Woodward? Kennt er die Gegend? Kennt sein Vater sie?«
    Sie starrte auf ihre Papiere und meinte plötzlich wie zu sich selbst: »Joel sagte... am Donnerstagabend sagte er zu mir... «
    »Dieser Woodward hat eine Verbindung zu Wiltshire?« fragte Nkata, bereit, sich eine entsprechende Notiz zu machen.
    »Nein. Es geht nicht um Joel.« Sie sah eilig ihre Papiere durch, schob sie zusammen und legte sie in das Ringbuch.
    Sie nahm ein zweites Buch von dem Stapel auf dem Stuhl neben dem ihren. »Es geht um ein Gefängnis«, erklärte sie. »Er will es nicht haben. Er hat deswegen mehrmals um ein Gespräch mit mir gebeten, aber ich habe ihn hingehalten, weil ... Blackpool. Natürlich, er war in Blackpool.«
    »Wer?« fragte Lynley.
    »Alistair Harvie. Ja, er war damals auch in Blackpool. Ich habe ihn für den Telegraph interviewt. Ich bat ihn um das Interview ... er war damals gerade frisch ins Parlament gewählt worden, frech, einer, der kein Blatt vor den Mund nahm. Sehr redegewandt. Intelligent. Gutaussehend. Der Goldjunge der Partei. Es gab Spekulationen darüber, daß er schon bald parlamentarischer Staatssekretär im Außenministerium werden würde und spätestens in fünfzehn Jahren Premierminister. Deshalb wollte ich eine Kurzbiographie von ihm bringen. Er war damit einverstanden, und wir machten einen Termin aus. In seinem Hotelzimmer. Ich dachte mir nichts dabei, bis er loslegte. So, sagte er, nun haben Sie mich kennengelernt. Da finde ich es nur fair, daß Sie mir jetzt Gelegenheit geben, Sie kennenzulernen, Sie richtig gut kennenzulernen. Ich glaube, ich habe ihn ausgelacht. Bestimmt habe ich mir nicht die Mühe gemacht, so zu tun, als hätte ich ihn mißverstanden, damit er das Gesicht wahren kann. Diese dreiste Art der Anmache hab' ich immer schon gehaßt.«
    In dem zweiten Buch, das sie aus dem Stapel zog, fand sie, was sie gesucht hatte: »Ja, es geht um ein Gefängnis«, sagte sie.
    »Die Planung läuft schon seit zwei Jahren. Ein teures Projekt, nach modernsten Erkenntnissen entworfen. Es bietet Platz für dreitausend Insassen. Und wenn Alistair Harvie es nicht irgendwie verhindern kann, wird es in seinem Wahlbezirk erbaut werden.«
    »Und der wäre?« fragte Lynley. »In Wiltshire.«

    Nkata verstaute seine langen Glieder auf dem Beifahrersitz des Bentley, ließ einen Fuß draußen auf dem Bürgersteig stehen und schrieb weiter, das Notizbuch auf seinem Knie.
    »Machen Sie daraus etwas halbwegs Lesbares für Hillier«, sagte Lynley, »und sehen Sie zu, daß er es morgen vormittag bekommt. Gehen Sie ihm möglichst aus dem Weg. Er wird uns auf Schritt und Tritt hinterher sein, aber wir können wenigstens versuchen, ihn auf Distanz zu halten.«
    »In Ordnung«, meinte Nkata. Er hob den Kopf und betrachtete Eve Bowens Haus.

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