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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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»Was meinen Sie?«
    »Zuerst Wiltshire.«
    »Dieser Harvie?«
    »Es ist ein Anfang. Ich lass' das Havers drüben an ihrem Ende machen.«
    »Und was tun wir hier, an diesem Ende?«
    »Wir suchen.« Lynley ließ sich alles, was St. James ihm berichtet hatte, noch einmal durch den Kopf gehen. »Versuchen Sie erst einmal festzustellen, wie es mit Doppelverbindungen aussieht, Winston. Wir müssen wissen, wer eine Verbindung zu Bowen und zu Wiltshire hat. Harvie haben wir schon, aber das erscheint mir irgendwie zu glatt, um wahr zu sein. Nehmen Sie sich also Luxford vor und die Woodwards. Nehmen Sie sich Charlottes Musiklehrer Chambers vor. Er ist immerhin der letzte, der sie lebend gesehen hat. Und schauen Sie sich Maguire an, die Haushälterin. Und den Stiefvater, Alexander Stone.«
    »Sie glauben wohl nicht, daß er so niedergeschmettert war, wie Mrs. Bowen uns weismachen wollte?« fragte Nkata.
    »Alles ist möglich.«
    »Auch, daß die Bowen selbst mitgemischt hat?«
    »Überprüfen Sie sie auf jeden Fall. Wenn das Innenministerium in Wiltshire nach einem Standort für ein neues Gefängnis gesucht hat, dann hat man bestimmt eine Abordnung losgeschickt, um Ortsbesichtigungen durchzuführen. Und wenn sie zu dieser Abordnung gehört hat, wird sie die Gegend ganz gut kennengelernt haben. Kann gut sein, daß sie ein Versteck wußte und ihre Tochter dort festhalten ließ, wenn sie tatsächlich selbst hinter der Entführung steckt.«
    »Da gibt's aber ein dickes Warum, Sir. Angenommen, sie hat die Entführung selbst inszeniert, was hatte sie dabei zu gewinnen?«
    »Sie ist durch und durch Politikerin«, antwortete Lynley.
    »Jede Antwort auf diese Frage könnte meiner Ansicht nach nur mit Politik zu tun haben. Was sie verlieren würde, ist ja leicht genug zu sehen.«
    »Wenn Luxford die Story bringen würde, wäre sie erledigt.«
    »Das jedenfalls sollen wir glauben. Von Anfang an richtete sich die gesammelte Aufmerksamkeit auf das, was Eve Bowen zu verlieren hat, und wie St. James mir sagte, hat jeder der Beteiligten - mit Ausnahme des Musiklehrers - sofort darauf hingewiesen. Wir werden es also im Kopf behalten. Aber oft lohnt es sich auch, einen Weg einzuschlagen, der nicht so überdeutlich ausgeschildert wurde. Versuchen wir also herauszubekommen, ob die Bowen nicht doch auch etwas zu gewinnen hatte.«
    Nkata schloß seine Aufzeichnungen mit einem präzise gesetzten Punkt. Er legte das Lesebändchen ein, steckte Buch und Stift in seine Jackentasche und stieg aus dem Wagen. Wieder wanderte sein Blick über die Fassade des Hauses der Staatssekretärin, vor dem mit verschränkten Armen der einsame Wachposten stand.
    Er beugte sich zum Auto hinunter und sagte durch das geöffnete Fenster: »Das kann ganz schön heikel werden, wie, Inspector?«
    »Es ist schon heikel«, antwortete Lynley.

    Dank eines Abstechers von ihrem Häuschen in Chalk Farm nach Greenford, das im Westen lag, gelangte Barbara Havers erst lange nach Abflauen des abendlichen Berufsverkehrs auf den M4. Es half ihr allerdings nicht viel, wie sie bald entdeckte. Kurz vor Reading hatte sich infolge eines Zusammenstoßes zwischen einem Range Rover und einem Lkw, der Tomaten transportierte, ein langer Stau gebildet, und nun krochen die Fahrzeuge im Schneckentempo durch den roten Matsch. Als sie die endlose Kette roter Bremslichter sah, die bis zum Horizont leuchtete, schaltete sie herunter und fummelte am Radio des Minis herum, bis sie einen Sender gefunden hatte, der ihr sagen konnte, was da vor ihr los war, und machte sich auf eine längere Wartezeit gefaßt. Ehe sie von zu Hause weggefahren war, hatte sie einen Blick auf die Straßenkarte geworfen und wußte, daß sie, wenn nötig, vom motorway abfahren und ihr Glück auf der A4 versuchen konnte. Doch dazu brauchte man erst mal eine Ausfahrt, und Ausfahrten waren erfahrungsgemäß immer dann dünn gesät, wenn man sie am dringendsten brauchte.
    »So ein Mist!« schimpfte sie. Sie würde Ewigkeiten brauchen, um aus diesem Schlamassel herauszukommen. Und dabei hatte sie einen Bärenhunger.
    Sie wußte, sie hätte sich vor der Fahrt noch schnell eine Mahlzeit zurechtmachen sollen. Aber es war ihr in dem Moment längst nicht so wichtig erschienen, irgend etwas hinunterzuschlingen, wie ein paar Klamotten und ihre Zahnbürste in ihre Reisetasche zu stopfen und vor ihrem Ausflug nach Wiltshire noch nach Greenford hinauszufahren, um ihrer Mutter die große Neuigkeit zu verkünden. Ich leite einen Teilbereich der

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