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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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dem Abgeordneten entschuldigt, dessen Meinung sie gerade für den Telegraph eingeholt hatte, und war in den Vorraum für die Abgeordneten gegangen. Dort hatte sie gerade eine Nachricht für einen anderen Abgeordneten geschrieben, um sie ihm in sein Fach zu stecken, als Luxford neben ihr erschien. »Wir müssen einen Kaffee zusammen trinken«, hatte er gesagt.
    »Das glaube ich nicht«, hatte sie erwidert. Daraufhin hatte er sie am Arm genommen. Sie hatte kühl gesagt: »Warum druckst du nicht gleich Anzeigen, Dennis?« Ohne einen Blick auf die Menschen rundum - von Touristen bis Taktikern - hatte er seine Hand weggezogen. »Tut mir leid«, hatte er gesagt. »Daran zweifle ich nicht«, hatte sie erwidert.
    Sie hatte ihm klargemacht, daß ihr seine Anteilnahme am Leben ihres Kindes niemals willkommen sein würde.
    Abgesehen von einem einzigen Anruf einen Monat nach der Geburt, bei dem er erfolglos versucht hatte, »eine finanzielle Regelung« mit ihr zu besprechen, hatte er nicht gewagt, sich in ihr Leben zu drängen. Mehrmals hatte sie geglaubt, er würde es vielleicht tun. Das erstemal, als sie sich zur Parlamentswahl gestellt hatte. Dann, als sie, wenig später, geheiratet hatte. Als er es nicht getan hatte und die Jahre vergangen warf n, hatte sie geglaubt, frei zu sein.
    Aber unsere Vergangenheit werden wir niemals los, sagte sie sich jetzt in Charlottes dunklem Zimmer. Und noch einmal bekannte sie sich im stillen zur Wahrheit: Sie hätte dieses Kind nie bekommen sollen.
    Sie drehte sich auf die Seite. Sie schob Mrs. Tiggy-Winkle unter ihr Kinn. Sie zog die Beine hoch und holte einmal tief Atem. Das Plüschtier roch leicht nach Erdnußbutter. Die in ihrem Zimmer zu essen sie Charlotte hunderttausendmal verboten hatte. Hatte Charlotte es tatsächlich gewagt, ihr wieder nicht zu gehorchen? Hatte sie das Spielzeug - eine teure Errungenschaft von Selfridge's - den Wünschen ihrer Mutter zum Trotz schmutzig gemacht? Eve senkte den Kopf und drückte ihr Gesicht in das steife Fell. Sie sog mehrmals schnell und argwöhnisch den Atem ein. Es roch tatsächlich wie - »Eve!« Er kam mit raschen Schritten durch das Zimmer. Eve spürte seine Hand an ihrer Schulter. »Nicht!« sagte er. »Nicht so. Nicht allein.« Dann wollte ihr Mann sie auf dem Bett herumdrehen. Als sie erstarrte, sagte er: »Laß dir doch von mir helfen, Eve.«
    Sie war froh, daß es dunkel war und sie den Plüschigel hatte, in dessen Fell sie ihr Gesicht verbergen konnte. »Ich dachte, du schläfst«, sagte sie.
    Sie spürte, wie das Bett nachgab, als er sich auf die Kante setzte. Er legte sich neben sie, glich seine Körperhaltung den Konturen ihres Körpers an. Sein Arm umschlang sie.
    »Es tut mir leid.« Seine Stimme war leise, und sie fühlte seinen Arm in ihrem Nacken.
    »Was denn?«
    »Daß ich zusammengeklappt bin.« Sie hörte den mühsam beherrschten Ton. Vergebens suchte sie nach einer Möglichkeit, ihm zu sagen, er brauche sie nicht zu trösten, vor allem nicht, wenn der Trost ihn so viel Selbstverleugnung kostete.
    »Ich war nicht darauf vorbereitet«, fuhr er fort. »Ich habe nicht geglaubt, daß es so enden würde. Mit Charlie.« Er umfaßte ihre Hand, die den Igel hielt. »Mein Gott, Eve. Ich kann nicht einmal ihren Namen aussprechen, ohne das Gefühl zu haben, in einen bodenlosen Schacht zu stürzen.«
    »Du hast sie geliebt«, flüsterte Eve.
    »Ich weiß nicht, was ich tun soll, um dir zu helfen.«
    Sie sagte ihm die Wahrheit. »Niemand kann etwas tun, um mir zu helfen, Alex.«
    Er preßte seine Lippen auf ihren Hinterkopf. Mit seiner Hand drückte er die ihre so fest zusammen, daß sie in den Igel biß, um nicht vor Schmerz aufzuschreien. »Du mußt damit aufhören«, sagte er. »Du gibst dir die Schuld. Tu das nicht. Du hast getan, was du für das Beste gehalten hast. Du hast nicht gewußt, was geschehen würde. Du konntest es nicht wissen. Und ich war mit allem einverstanden. Keine Polizei. Wenn also jemandem Vorwürfe zu machen sind, dann uns beiden. Ich lasse nicht zu, daß du diese Last allein trägst. Gottverdammt!«
    Seine Stimme zitterte bei dem Wort »verdammt«.
    Und als sie dieses Zittern hörte, fragte sie sich, wie er die kommenden Tage durchstehen würde. Ihr war klar, daß er keinesfalls einer Konfrontation mit Presse und Fernsehen ausgesetzt werden durfte. Diese Leute würden früher oder später entdecken, daß sie die Polizei nicht von Charlottes Verschwinden informiert hatte, und wenn sie erst einmal diesen Knochen

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