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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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die Obduktion und schließlich eine Besprechung mit Sergeant Stanley.
    »Sehen Sie sich auch mal in der Gegend um Salisbury um«, sagte Lynley und erzählte ihr von Alistair Harvie, seiner feindseligen Einstellung zu Eve Bowen, seiner Anwesenheit in Blackpool vor elf Jahren und seiner Opposition gegen die geplante Errichtung eines Gefängnisses in seinem Wahlkreis.
    »Harvie ist unsere erste direkte Verbindung zwischen dem Parteitag der Tories und Wiltshire«, schloß er. »Das Ganze ist für mein Gefühl ein wenig zu offenkundig, aber wir müssen ihn auf jeden Fall überprüfen.«
    »In Ordnung«, sagte Havers. Sie murmelte: »Harvie ... Salisbury ...«, und Lynley konnte sie vor sich sehen, wie sie in ihr Heft kritzelte. Im Gegensatz zu Nkatas vornehmem Notizbuch war es ein Heft mit Pappumschlag und angeschmutzten Eselsohren. Manchmal hatte er das Gefühl, die Frau lebte in einem anderen Jahrhundert.
    »Ihr Mobiltelefon haben Sie aber dabei, Sergeant?« vergewisserte er sich freundlich.
    »Zum Teufel mit den Dingern«, gab sie in demselben umgänglichen Ton zurück. »Ich kann die Dinger nicht ausstehen. Wie ist es mit Simon gelaufen?«
    Lynley wich der Frage aus, indem er ihr sämtliche Fakten aus der Zusammenfassung seines Gespräches mit St. James zitierte. »Er hat auf dem Kassettenrecorder einen Fingerabdruck entdeckt«, sagte er zum Schluß. »Im Batteriefach, deswegen hält er ihn für echt und nicht für manipuliert. Er wird jetzt beim SO4 behandelt, aber wenn die da wirklich auf einen Namen stoßen und wir feststellen, daß irgendein alter Bekannter bei der Entführung die Hand im Spiel hatte, dann ist er bestimmt für den Job angeheuert worden.«
    »Was uns vielleicht wieder zu Harvie führen wird.«
    »Oder zu jeder Menge anderer Leute. Zu dem Musiklehrer zum Beispiel. Oder den Woodwards. Stone. Luxford. Zur Bowen selbst. Nkata überprüft sie alle.«
    »Um noch mal auf Simon zurückzukommen«, sagte Barbara. »Ist da alles in Ordnung, Inspector?«
    »Alles in Ordnung«, versicherte Lynley. »Bestens.«
    Mit dieser Lüge legte er auf. Er trank den mittlerweile lauwarmen Kaffee aus und warf den leeren Becher in den Papierkorb. Zehn Minuten lang bemühte er sich nach Kräften, nicht an die Begegnung mit St. James, Helen und Deborah zu denken. In dieser Zeit las er noch einmal den Bericht der Polizei von Wiltshire durch. Danach fügte er seinen Notizen einige Zeilen an. Dann verteilte er das Fallmaterial systematisch auf verschiedene Aktendeckel. Als er damit fertig war, konnte er den Gedanken an das, was zwischen ihm und seinen Freunden in Chelsea vorgefallen war, nicht länger ausweichen.
    Also machte er Schluß mit der Arbeit und ging. Er hatte genug für heute, sagte er sich. Er war müde. Er brauchte Ruhe, um wieder einen freien Kopf zu bekommen. Er wollte einen Whisky. Er hatte eine neue CD von der Deutschen Grammophon, die er noch nicht gehört hatte, und einen Stoß Geschäftspost von seinem Familiensitz in Cornwall, der noch nicht geöffnet war. Er mußte dringend nach Hause.
    Aber je näher er Eaton Terrace kam, desto klarer wurde ihm bewußt, daß er eigentlich zum Onslow Square fahren sollte. Er widerstand dem Sog, indem er sich noch einmal sagte, daß er von Anfang an im Recht gewesen sei. Aber es war, als besäße der Wagen einen eigenen Willen. Trotz Lynleys Entschlossenheit, nach Hause zu fahren, einen Whisky zu kippen und seine aufgewühlten Gefühle durch ein paar Takte Mussorgsky zu beruhigen, war er plötzlich in South Kensington statt in Belgravia und schon dabei, den Wagen ein paar Meter von Helens Haus entfernt einzuparken.
    Sie war im Schlafzimmer. Aber sie war trotz der späten Stunde noch nicht im Bett. Die Türen ihres Schrankes standen offen, die Schubladen der Kommode waren herausgezogen. Entweder veranstaltete sie hier einen verspäteten Frühjahrsputz oder große Garderobeninspektion. Zwischen der Kommode und dem Schrank stand ein großer offener Karton, in den sie eben ein sorgsam gefaltetes Rechteck pflaumenfarbener Seide legte. Es war, wie er erkannte, eins ihrer Nachthemden. Der Karton enthielt bereits einen ganzen Stapel solcher sorgfältig zusammengelegter Kleidungsstücke.
    Er sagte ihren Namen. Sie blickte nicht auf. Hinter ihr auf dem Bett sah er eine aufgeschlagene Zeitung liegen, und als sie sprach, bezog sie sich offenbar auf etwas, was sie dort gelesen hatte.
    »Ruanda«, sagte sie. »Der Sudan, Äthiopien. Ich verplempere meine Zeit in London - führe mit der

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