08 - Im Angesicht des Feindes
machen, wie man in der Redaktion über unserem Besuch denkt, sollten Sie vielleicht überlegen, was für einen Eindruck es machen wird, wenn wir vor Ihrer Bürotür auf und ab gehen, während wir auf die Ankunft Ihres Anwaltes warten.«
Luxford tippte noch einmal vier Zahlen ein. Seine Hand schwebte über dem Apparat, ehe er zur siebten kam. Lynley wartete.
Luxford knallte den Hörer auf. »Also gut«, sagte er. »Ich bringe Sie zu meinem Wagen.«
Der Wagen, ein Porsche, stand in einer nach Benzin und Urin riechenden Parkgarage, keine fünf Minuten vom Redaktionsgebäude der Source entfernt. Den Weg dorthin legten sie schweigend zurück. Luxford ging ein paar Schritte voran. Er hatte sich nur aufgehalten, um sein Jackett überzuziehen und Miß Wallace zu sagen, daß er eine Viertelstunde außer Haus sein würde. Auf dem Weg zum Aufzug hatte er weder rechts noch links geschaut, und als ein bärtiger Mann in einer Safarijacke von der Tür eines Büros auf der anderen Seite des Nachrichtenraums gerufen hatte: »Den, kann ich Sie mal einen Moment sprechen?« hatte Luxford ihn ignoriert. Er hatte sie alle ignoriert.
Der Porsche stand im fünften Untergeschoß der Garage, klein und geduckt zwischen einem schmutzigen Range Rover und einem weißen Lieferwagen. Als sie sich dem Fahrzeug näherten, zog Luxford eine kleine Fernbedienung aus seiner Tasche, mit der er die Alarmanlage des Wagens ausschaltete. Der kurze Pfeifton hallte in dem Betonbau wider.
Constable Nkata wartete nicht auf eine Aufforderung. Er zog Handschuhe an, öffnete die Beifahrertür des Porsche und setzte sich in den Wagen. Er inspizierte den Inhalt des Handschuhfachs und der Konsole zwischen den Sitzen. Er hob die Bodenmatten auf der Fahrer- und Beifahrerseite in die Höhe. Er griff in die in die Türen eingelassenen Fächer. Dann stieg er wieder aus und schob die Sitze nach vorn, um hinten mehr Platz zu haben.
Luxford sah dem allen schweigend zu. Irgendwo in der Nähe knallten forsche Schritte auf den Beton, aber er drehte sich nicht um, um nachzuschauen, ob die Durchsuchung seines Wagens beobachtet wurde. Sein Gesicht war starr und ausdruckslos. Es war unmöglich zu sagen, was in seinem Inneren vorging.
Nkatas Füße scharrten auf dem Beton, als er seinen langen Körper tief in den Wagen hineinschob.
»Sie glauben doch nicht im Ernst, daß Sie in meinem Wagen etwas finden werden, was für Ihre Ermittlungen auch nur die geringste Bedeutung hätte«, sagte Luxford schließlich. »Wenn ich ein zehnjähriges Kind aus der Stadt bringen wollte, würde ich wohl kaum meinen eigenen Wagen nehmen. Oder was meinen Sie? Ich bin doch kein Idiot! Und die Vorstellung, Charlotte in einem Porsche verstecken zu wollen, ist einfach absurd. In einem Porsche, du lieber Gott! In dem Wagen ist ja nicht einmal genug Platz, um -«
»Inspector«, unterbrach Nkata. »Hier hab' ich was gefunden. Unter dem Sitz.« Er arbeitete sich rückwärts aus dem Wagen. Er hatte etwas in der Hand.
»Das kann nichts mit Charlotte zu tun haben«, behauptete Luxford.
Aber er täuschte sich. Nkata richtete sich auf und zeigte Lynley, was er gefunden hatte. Es war eine Brille mit runden Gläsern und Schildpattgestell. Sie war der Brille, die Eve Bowen trug, beinahe zum Verwechseln ähnlich. Der einzige Unterschied war, daß dies eine Kinderbrille war.
»Was ist denn ...?« Luxford schien völlig überrascht. »Wem gehört die? Wie ist sie in meinen Wagen gekommen?«
Nkata legte die Brille auf ein Taschentuch, das Lynley ihm auf offener Hand ausgebreitet hinhielt. »Höchstwahrscheinlich werden wir feststellen, daß sie Charlotte Bowen gehört hat«, sagte Lynley. Er nickte Nkata zu und sagte: »Constable. Bitte.«
Nkata wies Luxford auf seine Rechte hin. Im Gegensatz zu Barbara Havers, die immer noch den dramatischen Effekt einer feierlichen Verlesung der Formel genoß, sagte Nkata sie mit völlig ausdrucksloser Stimme aus dem Gedächtnis auf. Dennoch veränderte sich Luxfords Miene. Sein Unterkiefer fiel herab. Seine Augen weiteten sich. Er schluckte, und als Nkata zum Ende gekommen war, explodierte er.
»Sind Sie denn völlig verrückt geworden?« rief er. »Sie wissen, daß ich mit dieser Sache nichts zu tun habe.«
»Vielleicht möchten Sie jetzt Ihren Anwalt anrufen«, erwiderte Lynley. »Er kann gleich ins Yard kommen.«
»Jemand hat mir die Brille in den Wagen gelegt«, behauptete Luxford. »Das ist doch ganz klar. Jemand wollte den Eindruck erwecken, als hätte ich
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