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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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letzten beiden Schuljahren hatte er Umweltkunde und Wandern. Und die meisten Wanderungen haben in Wiltshire stattgefunden, rund um Salisbury.«
    »Das heißt, er kennt die Gegend.«
    Lynley griff über den Schreibtisch nach einem Bündel Nachrichten, die man ihm neben das Telefon gelegt hatte. Er setzte seine Brille auf und fragte, während er die Zettel durchblätterte: »Was Neues über den Stadtstreicher?«
    »Bis jetzt nicht. Aber es ist ja noch früh. Wir sind immer noch dabei, sämtliche Hilfspolizisten vom Revier Wigmore Street abzuklappern, um ihnen die Zeichnung zu zeigen. Und von den Männern, die die Obdachlosenheime überprüfen, hat sich noch keiner gemeldet.«
    Lynley warf die Zettel wieder auf den Tisch, nahm die Brille ab und rieb sich die Augen. »Ich habe das Gefühl, wir kommen langsamer als im Schneckentempo vorwärts.«
    »Hillier?« fragte Nkata verständnisvoll.
    »Das Übliche. Er sähe den ganzen Fall am liebsten innerhalb von vierundzwanzig Stunden geklärt, damit das Yard wieder einmal richtig glänzt. Aber er weiß, wie die Chancen stehen und wird nicht bestreiten, daß wir uns in einer äußerst ungünstigen Situation befinden.« Lynley dachte an die Reporter, die er am vergangenen Abend vor Eve Bowens Haus gesehen hatte, an die Zeitungsstände, die er an diesem Morgen gesehen hatte, mit Aufschriften wie Großfahndung der Polizei und Abgeordnete sagte: Keine Polizei! auf den Anschlagtafeln, die den Inhalt des Leitartikels bekanntgaben. »Zum Teufel mit ihnen«, brummte er.
    »Wen meinen Sie?« fragte Nkata.
    »Eve Bowen und Luxford. Morgen ist eine Woche seit der Entführung vergangen. Wenn sie uns gleich nach dem Verschwinden des Kindes eingeschaltet hätten, wären wir jetzt mit dieser Geschichte fertig. So aber suchen wir nach einer Fährte, die längst kalt geworden ist, fragen sechs Tage nach vollbrachter Tat mögliche Zeugen - die kein Interesse an der Sache haben und für die nichts auf dem Spiel steht -, ob sie sich vielleicht an etwas erinnern können, was sie gesehen haben. Das ist Wahnsinn. Wir müssen uns auf unser Glück verlassen, und das gefällt mir nicht besonders.«
    »Aber Glück ist doch fast immer mit im Spiel.« Nkata lehnte sich in Lynleys Sessel zurück. Er sah ganz so aus, als gehörte er an diesen Platz. Er hob die Arme und verschränkte die Hände im Nacken. Er lächelte.
    Dieses Lächeln verriet ihn. »Sie haben doch noch etwas in petto«, vermutete Lynley.
    »O ja. Ganz recht.«
    »Und?«
    »Es geht um Wiltshire.«
    »In Verbindung mit wem?«
    »Tja, da wird die Sache richtig interessant.«

    Der Verkehr hielt sie auf, sowohl in Whitehall als auch am Strand, aber während sie abwechselnd im Schneckentempo vorwärtskrochen und dann wieder standen, hatte Lynley Gelegenheit, den Artikel aus dem Magazin der Sunday Times zu lesen, auf den Nkata bei seinen Hintergrundrecherchen über die Verdächtigen gestoßen war. Der Artikel war sechs Wochen alt. Er trug den Titel Ein Blatt wird gewendet und berichtete über Dennis Luxford und seine erfolgreiche Sanierung der Source.
    »Sieben ganze Seiten«, bemerkte Nkata, während Lynley den Bericht überflog. »Die glückliche Familie zu Hause, bei der Arbeit, in der Freizeit. Und von jedem die ganze Vorgeschichte schwarz auf weiß. Klasse, was?«
    »Das«, meinte Lynley, »könnte der Durchbruch sein, auf den wir gewartet haben.«
    »Ja, das hab' ich mir auch gedacht«, stimmte Nkata zu.
    Bei der Source machte Lynleys Dienstausweis wenig Eindruck auf die Empfangsdame. Sie warf Lynley einen Blick zu, als wollte sie sagen, Typen wie ihr sind mir nichts Neues. Dann telefonierte sie nach oben und sagte nur: »Die Bullen. Scotland Yard« in das winzige Sprechgerät ihres Kopfhörers. Nach einer kleinen Pause fügte sie lachend hinzu: »Ja, das hast du schon richtig verstanden.« Nachdem sie in kindlich runder Schrift zwei Besucherkärtchen ausgestellt und in durchsichtige Plastikhüllen geschoben hatte, sagte sie zu Lynley: »Elfte Etage. Nehmen Sie den Aufzug. Und daß Sie mir nirgends rumschnüffeln, wo Sie nicht hingehören!«
    Im elften Stock wurden sie von einer grauhaarigen Frau in Empfang genommen. Ihre Schultern waren leicht nach vorn gekrümmt, als hätte sie sich zu viele Jahre über Aktenschränke, Schreibmaschinen und Computer gebeugt. Sie stellte sich als Miß Wallace vor, Privatsekretärin des Chefredakteurs, Mr. Dennis Luxford.
    »Darf ich mir noch einmal Ihre Ausweise ansehen?« fragte sie, und ihre welken Wangen

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