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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Decke hinaufführte. Er ließ sich auf einer der unteren Stufen nieder und sah ihr einen Moment zu, ehe er sagte:
    »Es sind Exkremente.«
    »Was?«
    »Der andere Geruch. Der stammt von Exkrementen.«
    »Wo?«
    Er deutete hinüber auf die andere Seite der Kisten. »Für mich sah es so aus, als sollte hier jemand ...« Er zuckte die Achseln und räusperte sich, vielleicht verlegen darüber, daß seine Sachlichkeit ihn im Stich zu lassen drohte. »Es gibt hier keine Toilette, Barbara. Es gibt nur das da.«
    »Das da« war ein gelber Plastikeimer. Barbara sah das traurige kleine Häufchen Fäkalien auf seinem Grund. Es lag in einer Pfütze, von der scharfer Uringeruch aufstieg.
    Barbara holte tief Atem und stieß in einem Schwall die Luft wieder aus. »Ah ja. In Ordnung.« Dann begann sie, den Boden zu inspizieren.
    Sie fand das Blut in der Mitte an einem Ziegelstein, der ein wenig aus der Pflasterung herausstand, und als sie den Kopf hob und Robin einen Blick zuwarf, sah sie, daß auch er bei seinem früheren Besuch den Blutfleck gesehen hatte. »Was noch?« fragte sie.
    »Die Kisten«, antwortete er. »Schauen Sie sich die Kisten an. Auf der rechten Seite. Die dritte von unten. Vielleicht brauchen Sie mehr Licht.«
    Sie nahm die Taschenlampe und sah, was er gesehen hatte. Ein paar Fäserchen waren an einem Splitter an der Kante einer der Kisten hängengeblieben. Sie bückte sich zu ihnen hinunter und hielt das Licht näher an sie heran. Wegen der Schatten, die die Kisten warfen, konnte sie die Farbe nicht genau erkennen, darum nahm sie ein weißes Papiertaschentuch und hielt es hinter die Fasern. Sie waren grün. Es war das gleiche schmutzige Grün wie das von Charlotte Bowens Schuluniform.
    Ihr Herz klopfte schneller, aber sie ermahnte sich sofort, sich nicht zu früh zu freuen. Nach dem Fiasko mit dem Taubenhaus in Ford und der Werkstatt in Coate hatte sie von voreiligen Schlußfolgerungen fürs erste genug. Sie sah wieder zu Robin hinüber.
    »Auf der Kassette«, bemerkte sie, »hat sie was von einem Maibaum gesagt.«
    »Kommen Sie. Nehmen Sie die Lampe mit.«
    Er stieg die Treppe hinauf und stieß die Falltür in der Decke auf. Als Barbara ihm nachkam, bot er ihr die Hand und zog sie zu sich hinauf in das obere Geschoß der Mühle.
    Barbara sah sich um und unterdrückte mit Mühe ein Niesen. Der Staub hier oben trieb ihr das Wasser in die Augen. Sie rieb sie sich mit dem Ärmel ihres Pullovers. Als Robin sagte: »Ich habe hier oben vielleicht einen Teil der Spuren verwischt«, leuchtete sie mit der Taschenlampe über den Boden und sah die Fußabdrücke: große und kleine, die Abdrücke eines Kindes und die eines Erwachsenen. Sie überschnitten einander, verwischten sich gegenseitig. Es war daher unmöglich zu sagen, ob ein Kind oder zehn Kinder - ein Erwachsener oder zehn - in dem Raum gewesen waren. »Ich bin total ausgeflippt«, erklärte er, »wie ich unten die Fasern und das Blut gesehen hab', und bin sofort hier raufgerast. An den Boden hab' ich erst gedacht, als es schon zu spät war. Tut mir leid.«
    Barbara bemerkte, daß die Bodendielen so wellig und verbogen waren, daß keine einen ordentlichen Abdruck aufgenommen hatte. Die Form der Schuhsohlen war zu erkennen, nicht aber ihr Profil. »Machen Sie sich deswegen keine Sorgen«, sagte sie. »Die sehen sowieso nicht sehr brauchbar aus.«
    Sie ließ den Strahl ihrer Lampe vom Boden zu der gekrümmten Mauer wandern. Links von der Falltür war ein Fenster, das mit Brettern vernagelt war; darunter lag ein Haufen alter Werkzeuge, wie Barbara noch nie welche gesehen hatte. Manche waren aus Metall geschmiedet, andere aus Holz gemacht. Das seien Zurichtewerkzeuge, erklärte ihr Robin. Sie seien früher zur Zurichtung der Mahlsteine benutzt worden, die sich ein Geschoß höher befanden. Dort war damals das Getreide gemahlen worden.
    Staubige Holzzähne, zwei Rollen und eine Seilrolle lagen in der Nähe der Werkzeuge. Die Backsteinmauer über ihnen war von Flechten weiß gesprenkelt, und die Luft war klamm. Oben an der Decke, nicht weit über ihren Köpfen, hing ein riesiges Zahnrad, das große Kammrad, das genau zwischen zwei kleine Zahnräder eingepaßt war und zum Antriebsmechanismus der Mühle gehörte. Durch ein Loch in diesem Rad führte von dem Boden, auf dem sie standen, durch die Decke und vermutlich bis zum höchsten Punkt der Windmühle ein dicker Eisenmast voller Rostblasen.
    »Charlottes Maibaum«, sagte Barbara und ließ den Strahl ihrer Lampe an dem

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