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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Bäume, die rechts und links in die Höhe ragten, und die Raine der Felder, die dahinter begannen. Sie waren bestellt wie in der Umgebung von Allington. Und wie dort war überall Weizen angebaut.
    Als sie sich dem nächsten Dorf näherten, wurde die Straße noch einmal schmäler. An ihren Rändern erhoben sich jetzt Böschungen, auf denen, unmittelbar an der Straße, vereinzelte Häuser standen. Die Bebauung wurde dichter, und schließlich rückten die Häuser zu einem Dorf zusammen, in dem an den Ufern eines Teiches Enten schliefen und ein Pub namens The Swan für die Nacht schloß. Seine letzten Lichter erloschen, als Robin und Barbara, noch immer in nördlicher Richtung, an ihm vorbeischossen.
    Knapp einen Kilometer hinter diesem Dorf begann Robin langsamer zu fahren. Dann bog er nach rechts in einen Weg ein, der so schmal und verwildert war, daß Barbara wußte, sie hätte ihn in dieser nächtlich finsteren Landschaft übersehen, wäre sie allein unterwegs gewesen. Der Weg, auf der einen Seite von einem Drahtzaun begrenzt, der ab und zu im Licht aufblitzte, auf der anderen von einer Reihe Silberbirken, führte rasch ansteigend nach Osten. Er war voller Schlaglöcher, und das Feld hinter dem Zaun war von Unkraut überwuchert.
    Sie erreichten eine Lücke zwischen den Birken. Dort bog Robin auf einen Pfad ab, der sie über Holpersteine und durch tiefe Furchen führte. Die Bäume standen hier sehr dicht. Sie waren vom ewigen Wind verformt und beugten sich über den Pfad wie Seeleute im Sturm.
    Vor einem Drahtzaun, der sich an einer Reihe von Pfosten spannte, endete der Pfad. Zu ihrer Rechten sahen sie ein altes Gatter, das schief wie ein Boot mit Schlagseite an seinem Pfosten hing. Nachdem Robin aus dem Kofferraum seines Escort eine Taschenlampe geholt hatte, die er Barbara reichte, führte er sie zu diesem Gatter. »Es ist gleich hier«, sagte er, während er sich den Bügel einer Campinglaterne, die er ebenfalls mitgenommen hatte, über den Arm schob.
    Robin stieß das Gatter mit einem kräftigen Schubs auf, bis es an einen kleinen Erdhaufen prallte und zum Stillstand kam. Der Zaun umschloß eine Koppel, in deren Mitte sich ein hohes zylinderförmiges Bauwerk in den Nachthimmel hineinstreckte. In der Dunkelheit sah es aus wie ein Raumschiff, das hier gelandet war. Es stand auf einer Anhöhe, auf drei Seiten von Feldern umgeben, die in die Finsternis abfielen, während auf der vierten Seite - vielleicht fünfzig Meter entfernt, nahe dem Feldweg, auf dem sie gekommen waren - die schattenhaften Umrisse eines zerfallenen alten Gebäudes zu erkennen waren, vermutlich eines ehemaligen Wohnhauses.
    Die Nacht war still und kühl. Der bedrängende Geruch nach feuchter Erde und Schafsdung umgab sie wie eine dicke Wolke. Barbara schnitt eine Grimasse und wünschte, sie hätte wenigstens daran gedacht, eine Jacke gegen die Kälte mitzunehmen. Den Gestank würde sie eben aushalten müssen.
    Sie stapften über eine dicht verwachsene Grasmatte, um zu dem Gebäude zu gelangen. Barbara richtete den Strahl ihrer Taschenlampe auf die Außenmauern. Sie sah die Ziegelsteine. Die Mauern ragten konisch in die Dunkelheit hinauf. Sie waren von einem weißen Metalldach gekrönt, das im Licht wie eine Eiscremekugel aussah. Von einem Punkt des kreisrunden Dachgesimses aus reckten sich kreuzförmig die gesplitterten Überreste vier langer hölzerner Arme nach außen, die früher einmal über die ganze Länge ein gitterähnliches Gerüst getragen hatten, das an lange Fensterläden erinnerte. Jetzt klafften dort, wo der Wind im Lauf der Jahre die Lamellen aus ihrer Verankerung gerissen hatte, zackige Lücken in der Konstruktion, doch ihre ursprüngliche Form war so weit erhalten, daß Barbara augenblicklich klar war, was sie vor sich hatte, als sie mit der Taschenlampe hinaufleuchtete.
    »Eine Windmühle«, sagte sie.
    »Für den Weizen.« Die nicht angezündete Laterne an Robins Arm schwang hin und her, als er mit einer umfassenden Geste auf die sanft geneigten Felder im Süden, Osten und Westen und das dunkle Wohnhaus im Norden, nah an der Straße, wies. »Früher einmal«, erklärte er, »waren überall am Bedwyn, dem Fluß hier, Mühlen. Bis sie den Kanal gebaut und das Wasser umgeleitet haben. Als das passiert ist, sind rundum solche Windmühlen wie die Pilze aus dem Boden geschossen und haben die Müllerei übernommen. Sie sind gelaufen wie geschmiert, bis die vollautomatischen Kunstmühlen in Betrieb gegangen sind. Jetzt verfallen sie

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