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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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versteckt gehalten worden war, dann mußte sie lebend hier festgehalten worden sein. Die Exkremente, der Urin, das Blut und die Fingerabdrücke legten davon stummes Zeugnis ab. Und selbst wenn man das, was vermutlich Charlottes Anwesenheit bewies, anders erklären konnte oder das Kind schon tot war, als man es herbrachte - wozu hätte der Täter die Tote hierherschaffen und riskieren sollen, daß er dabei beobachtet wurde? Nein, nein. Charlotte hatte gelebt, als sie hier gewesen war. Vielleicht nur noch Tage, vielleicht nur noch Stunden. Aber sie hatte gelebt. Und wenn das zutraf, dann mußte es hier irgendwo in der Nähe Leitungswasser geben, in dem das Mädchen ertränkt worden war.
    »Fahren Sie ins Dorf zurück, Robin«, sagte Barbara. »Draußen vor dem Pub war doch eine Telefonzelle, nicht? Rufen Sie die Dienststelle an und sagen Sie denen, sie sollen uns die Spurensicherung rausschicken. Sie sollen Lampen mitbringen, Scheinwerfer, den ganzen Klimbim.
    Ich warte solange hier.«
    Er blickte zur Tür, starrte in die Finsternis dahinter. »Ich find' den Plan nicht so toll«, sagte er. »Ich möchte Sie nicht ganz allein hier draußen lassen. Wenn der Mörder irgendwo in der Nähe ist -«
    »Ich komm' schon zurecht«, fiel sie ihm ins Wort. »Na los, fahren Sie schon. Rufen Sie an.«
    »Kommen Sie mit.«
    »Ich muß den Tatort sichern. Die Tür war offen. Da kann jeder x-beliebige daherkommen und -«
    »Genau das meine ich. Es ist gefährlich. Und sie sind doch bestimmt nicht bewaffnet, oder?«
    Er wußte, daß sie nicht bewaffnet war. Kein Kriminalbeamter trug eine Waffe. Er selbst war auch nicht bewaffnet. »Ich komm' schon zurecht«, versicherte sie wieder. »Der Kerl, der Charlotte entführt hat, hat jetzt Leo Luxford in seiner Gewalt. Und da Leo nicht hier ist, können wir uns, denke ich, darauf verlassen, daß der Mörder auch nicht hier ist. Also, fahren Sie los und rufen Sie an, und kommen Sie dann gleich wieder her.«
    Er zögerte immer noch. Sie wollte ihm gerade einen hilfreichen Schubs in Richtung Tür geben, als er sagte: »Also gut. Lassen Sie die Laterne brennen. Geben Sie mir die Taschenlampe. Wenn Sie jemanden hören -«
    »Schnapp ich mir eins von den Werkzeugen und verpass' ihm eins auf die Rübe, keine Sorge.«
    Er lachte und wandte sich zur Tür. Aber dort blieb er noch einmal stehen. Er ließ einen Moment verstreichen, ehe er sich nach ihr umdrehte. »Das klingt jetzt vielleicht ein bißchen persönlich«, sagte er. »Aber -«
    Sie wurde sofort argwöhnisch. Sergeant Stanleys Hang, persönlich zu werden, reichte ihr vollauf. Sie brauchte das gleiche nicht auch noch von Robin Payne. Aber seine Worte - und die Art, wie er sie sagte - überraschten sie.
    »Es ist nur, daß ... Sie sind nicht wie andere Frauen, nicht wahr?«
    Sie wußte schon seit geraumer Zeit, daß sie nicht wie andere Frauen war. Und sie wußte auch, daß sie so, wie sie war, auf Männer nicht sonderlich attraktiv wirkte. Darum musterte sie ihn jetzt aufmerksam und überlegte dabei, worauf er hinauswollte. Sie war sich nicht recht sicher, daß sie es wirklich erklärt haben wollte.
    »Ich meine, Sie sind etwas Besonderes.«
    Aber nicht so besonders wie ihre Celia, lag ihr auf der Zunge. Statt dessen erwiderte sie: »Vielleicht. Sie doch auch.«
    Er sah sie schweigend an. Sie schluckte eine plötzlich aufsteigende Angst hinunter. Sie wollte nicht darüber nachdenken, was sie plötzlich fürchtete. Sie wollte nicht darüber nachdenken, warum sie es fürchtete. »Fahren Sie«, sagte sie. »Rufen Sie die Dienststelle an. Es ist spät, und wir werden hier noch stundenlang zu tun haben.«
    »In Ordnung«, antwortete Robin, aber er zögerte noch einen Moment an der Tür, ehe er sich endlich abwandte und zu seinem Wagen zurückging.
    Die Kälte brach herein. Sobald Robin gegangen war, schien sie von allen Seiten durch die Mauern zu sickern. Barbara schlang ihre Arme um ihren Oberkörper und klopfte sich auf die Schultern. Sie wurde sich bewußt, wie unregelmäßig sie auf einmal atmete, und ging zur Tür hinaus, um frische Luft zu schnappen.
    Vergiß es, sagte sie sich. Reiß dich zusammen. Klär diesen Fall auf, bring hier alles zum Abschluß und fahr dann schleunigst nach London zurück. Aber verlier dich ja nicht in müßigen Phantasien.
    Zurück zum Wasser. Es ging um ganz gewöhnliches Wasser. Leitungswasser, das man in Charlotte Bowens Lunge gefunden hatte. Darauf sollte sie sich in diesem Moment konzentrieren, und das würde sie

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