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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Mast in die Höhe klettern.
    »Ja, genau das habe ich mir auch gedacht«, bestätigte Robin.
    »Er wird Königsbaum genannt. Da. Schauen Sie rauf.«
    Er nahm sie beim Arm und führte sie direkt unter das große Kammrad. Ihre Hand umfassend, richtete er den Strahl der Lampe auf einen der Zähne des Rads. Barbara konnte erkennen, daß Zahn und Nut von einer gallertartig aussehenden Substanz, die Ähnlichkeit mit Honig hatte, bedeckt waren.
    »Schmiere«, sagte Robin. Nachdem er sich vergewissert hatte, daß sie es gesehen hatte, senkte er ihren Arm und richtete das Licht dorthin, wo der Königsbaum im Boden verankert war. Dieselbe Substanz glänzte an der Verbindungsstelle. Als Robin davor niederkauerte und auf eine bestimmte Stelle hinwies, war Barbara klar, warum er schnurstracks nach Hause gefahren war, um sie zu holen, warum er die vielsagenden Bemerkungen seiner Mutter über seine zukünftige Braut einfach ignoriert hatte. In der alten Wagenschmiere am Fuß des Königsbaums waren Fingerabdrücke. Und sie stammten von einem Kind.
    »Teufel noch mal«, murmelte Barbara.
    Robin richtete sich wieder auf. Gespannt starrte er Barbara an.
    »Ich glaube, Sie haben es tatsächlich geschafft, Robin«, sagte sie und merkte, daß sie zum erstenmal an diesem Tag lächelte.
    »Ich werd' verrückt. Ich glaub', Sie haben's tatsächlich geschafft, Sie Tausendsassa.«
    Robin lächelte, schien jedoch zugleich verlegen über das Lob. Dennoch sagte er eifrig: »Ja, meinen Sie wirklich?«
    »Wirklich!« Sie drückte seinen Arm und erlaubte sich einen kurzen Juchzer freudiger Erregung. »Okay, London«, sagte sie triumphierend. »Das war's.« Robin lachte über ihren Überschwang, und sie lachte mit ihm und stieß die geballte Faust in die Luft. Dann wurde sie ernst und zwang sich, wieder in ihre Rolle als leitende Ermittlungsbeamtin zu schlüpfen. »Wir brauchen die Spurensicherung hier draußen«, sagte sie.
    »Heute abend noch.«
    »Dreimal an einem Tag? Da werden die aber nicht sehr erfreut sein, Barbara.«
    »Zum Teufel mit ihnen. Dafür bin ich erfreut. Was sagen Sie?«
    »Zum Teufel mit ihnen«, stimmte Robin ihr zu.
    Sie stiegen die steile Treppe hinunter. Unten bemerkte Barbara eine verknüllte blaue Decke. Sie sah sie sich an.
    Als sie sie unter der Treppe hervorzog, fiel etwas klappernd zu Boden.
    »Moment mal«, sagte sie und bückte sich, um den kleinen Gegenstand, der in eine Ritze zwischen zwei Ziegelsteinen gerutscht war, näher in Augenschein zu nehmen. Es war ein Tonfigürchen, ein kleiner Igel mit geriffeltem rundem Rücken und einer spitzen Schnauze. Er nahm gerade ein Sechstel ihrer Handfläche ein und paßte sicher genau in eine kleine Kinderhand.
    Barbara hob die Figur auf und zeigte sie Robin. »Wir müssen sehen, ob die Mutter das identifizieren kann.«
    Sie kehrte wieder zu der Decke zurück. Der rauhe Stoff war feucht, wie sie bemerkte. An der Luftfeuchtigkeit allein konnte das nicht liegen. Bei dem Gedanken an Feuchtigkeit, an Nässe, an Wasser trübte sich ihre Stimmung. Sie mußte daran denken, wie Charlotte Bowen gestorben war. Hier war noch eine offene Frage, die es zu klären galt.
    Sie drehte sich zu Robin um. »Wasser.«
    »Was ist damit?«
    »Sie ist ertränkt worden. Gibt es hier in der Nähe Wasser?«
    »Der Kanal ist nicht weit, und der Fluß -«
    »Sie ist in Leitungswasser ertrunken, Robin. In einer Badewanne oder einem Waschbecken. Vielleicht auch in einer Toilette. Wir brauchen Leitungswasser.« Barbara hielt sich vor Augen, was sie bisher gesehen hatte. »Was ist mit dem alten Wohnhaus da unten an der Straße? Wie zerfallen ist es? Gibt es dort Wasser?«
    »Das ist sicher längst abgestellt worden.«
    »Aber es hatte fließendes Wasser, als es noch bewohnt war, oder nicht?«
    »Das ist ewig her.« Er zog seine Handschuhe aus und stopfte sie in seine Jackentasche.
    »Es könnte also aufgedreht worden sein - vielleicht nur kurz -, wenn jemand die Hauptleitung gefunden hätte.«
    »Kann sein. Aber es ist wahrscheinlich Brunnenwasser, so weit außerhalb vom Dorf, wie das Haus liegt. Würde das bei einer Analyse nicht anders rauskommen als Leitungswasser?«
    Ja, natürlich. Dieses gottverdammte Leitungswasser, das man in Charlotte Bowens Lunge gefunden hatte, machte alles noch komplizierter. »Hier drinnen gibt es keine Wasserleitung?«
    »In der Mühle?« Er schüttelte den Kopf.
    »Mist«, brummte Barbara. Was hatte der Kidnapper eigentlich getan? Wenn dies der Ort war, an dem Charlotte Bowen

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