08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff
nicht gelten?«
Fidelma antwortete mit einem Achselzucken und wandte sich zum Gehen. An der Tür blieb sie stehen.
»Es ist an Murchad als Kapitän, seine Pflicht nach dem Gesetz zu erfüllen. Ich fürchte, er muß entscheiden, was mit Toca Nia und mit dir geschehen soll, ob er euch gehen läßt oder euch beide zur Verhandlung nach Éireann zurückbringt. Ich würde empfehlen, daß er euch einem Brehon in Laigin übergibt.«
»Ich handelte auf Befehl des Großkönigs«, beharrte Cian.
Fidelma stand an der Kajütentür.
»Das spricht dich nicht von deiner moralischen Verantwortung frei.«
Als sie später Murchad den Stand der Dinge erläuterte, spitzte der stämmige Kapitän die Lippen zu einem lautlosen Pfiff.
»Du meinst, ich muß Cian und Toca Nia nach Éireann zurückschaffen?«
»Oder sie einem anderen Schiff übergeben, das sie zurückbringt«, erklärte sie.
»Dann wollen wir hoffen, daß solch ein Schiff in Ushant liegt«, murmelte Murchad.
»Inzwischen, Kapitän, schlage ich vor, daß du sowohl Cian als auch Toca Nia verbietest, ihre Kajüten zu verlassen. Wir wollen kein weiteres Blutvergießen auf diesem Schiff.«
»Das werde ich tun, Lady«, stimmte er zu. »Beten wir dafür, daß Pater Pol in Ushant eine Möglichkeit findet, mir in dieser Sache zu helfen.«
Die »Ringelgans« umrundete das Vorgebirge von Ponte de Pern und holte dabei weit nach See aus, denn die Klippen und kleinen Inseln hier waren gefährlich. Murchad brauchte kaum darauf hinzuweisen, denn das Vorgebirge lief aus in zerklüftete schwarze Granitfelsen, die wie schlechte Zähne aus der See ragten, die sie gelblich umschäumte. Murchad steuerte langsam in die langgezogene, u-förmige Bucht von Porspaul hinein und hielt auf den geschützten Ankerplatz an ihrem Ende zu.
»Es wird schön sein, wieder eine Weile festen Boden unter den Füßen zu haben«, sagte Fidelma dankbar zu Murchad.
Der wies auf die Küste.
»Es sind keine anderen Schiffe im Hafen«, stellte er überflüssigerweise fest. »Das Hauptdorf und die Kirche von Lampaul liegen oberhalb von dem kleinen Kai, den du dort siehst. Ich will hier nur für einen Tag anlegen und frisches Wasser und Lebensmittel übernehmen. Das nächste Stück unserer Reise ist das längste, je nach dem Wind. Wir segeln dann fast genau nach Süden und sehen die ganze Zeit kein Land.«
»Aber wir müssen an die Sache mit Toca Nia denken«, erinnerte ihn Fidelma.
Murchad schaute sorgenvoll drein.
»Ich wäre sehr dafür, Toca Nia und Cian hier an Land zu bringen. Dann sollen sie die Sache unter sich ausmachen.«
»Das wäre eine einfache Lösung … für uns . Aber ich sehe Schwierigkeiten dabei«, antwortete sie.
Die »Ringelgans« kreuzte die drei Kilometer bis zum hinteren Ende der Bucht, von wo ein Pfad zu der Ansiedlung Lampaul hinaufführte. Die Einwohner hatten ihre Ankunft beobachtet, und einige kamen zur Begrüßung hinunter an den Hafen.
Murchad ließ erst das Großsegel und dann das Steuersegel reffen. Der Buganker fiel, und zum erstenmal seit Tagen schwoite das Schiff leicht in ruhigem Wasser.
»Ich gehe an Land«, verkündete Murchad und fragte Fidelma: »Möchtest du mitkommen und Pater Pol kennenlernen? Er ist hier nicht nur der Priester, sondern mehr oder weniger auch der Herrscher der Insel. Es wäre am besten, wenn wir die Sache von Bruder Cian und Toca Nia mit ihm besprechen.«
Fidelma erklärte sich bereit dazu. Sie brachten gerade das Skiff zu Wasser, als Bruder Tola und die anderen Pilger an Deck erschienen. Tola wollte sofort wissen, ob sie auch an Land gehen könnten, und die anderen verlangten ebenfalls danach.
Murchad hob die Hand und gebot Ruhe.
»Erst muß ich hin und das regeln. Ihr könnt später an Land und meinetwegen eine Nacht bleiben, um euch die Beine zu vertreten, während wir die Vorräte für die weitere Reise übernehmen. Aber bis ich das geklärt habe, ist es besser, wenn ihr alle an Bord bleibt.«
Diese Anordnung gefiel den Pilgern offensichtlich nicht, zumal sie sahen, daß Fidelma mit dem Kapitän ins Boot stieg.
Murchad und Gurvan ruderten das leichte Fahrzeug mit Fidelma am Heck das kurze Stück von der »Ringelgans« zu dem aus Steinen gefügten Kai.
Ein hochgewachsener Mann mit dunklem Teint und scharfgeschnittenen Zügen begrüßte den Kapitän, als dieser aus dem Boot stieg. Seine Kutte und das Kruzifix an seinem Hals zeigten seinen Beruf an.
»Schön, dich wiederzusehen, Murchad!« Sein Akzent verriet, daß Gälisch
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