08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff
Augenblick von dem Priester und gingen langsam zurück zum Kai. Murchad war in düsterer Stimmung wegen der Aussicht, Cian und Toca Nia bis zu seiner Rückkehr nach Ardmore an Bord behalten zu müssen, meinte aber resigniert, es sei wohl das einzige, was ihm unter diesen Umständen übrigbliebe.
»Ich glaube, du hast eine weise Entscheidung getroffen, Murchad«, tröstete ihn Fidelma. »Mehr Sorgen macht mir die Sache mit Schwester Muirgel, denn ich habe noch nie zuvor vor einem Problem gestanden, bei dem ich auch nicht einen einzigen Weg sah, den ich auf der Suche nach einer Lösung einschlagen könnte.«
K APITEL 18
Fidelma erwachte plötzlich mit heftig klopfendem Herzen. Es war dunkel, und sie wußte nicht, was sie mit solch einem Ruck geweckt hatte. Sie fühlte sich erschöpft: Es war ein langer Tag gewesen. Alle waren an Land gegangen mit Ausnahme von Cian und Toca Nia, die unter Bewachung in ihren Kajüten bleiben mußten. Die schiffbrüchigen Matrosen waren an Land gebracht worden, und die Pilger und einige Besatzungsmitglieder hatten den Gottesdienst und das Fest des Justus besucht. Es wurde Mitternacht, bis alle wieder an Bord waren; in Lampaul war niemand über Nacht geblieben, denn Murchad hatte angekündigt, er werde mit der Ebbe am Morgen auslaufen. Die Vorräte waren schon alle geladen worden. Je schneller er Iberia erreichte, meinte er zu Fidelma, desto eher könne er seine beiden lästigen Passagiere nach Ardmore zurückschaffen.
Während Fidelma noch überlegte, was sie wohl geweckt hatte, hörte sie ein merkwürdiges kratzendes Geräusch, das aus dem Raum unter den Decksplanken ihrer Kajüte zu kommen schien. Verwundert richtete sie sich auf. Dann fiel ihr ein, was Wenbrit gesagt hatte. Ratten und Mäuse bevölkerten die unteren Räume des Schiffes.
Sie langte nach dem schweren warmen Knäuel am Fußende ihrer Koje und streichelte das schwarze Fell des Katers.
»Nun mach schon, Mäuseherr«, flüsterte sie. »Gehst du nicht ziemlich säumig deiner Pflicht nach?«
Der Kater rollte sich auf und streckte sich zu voller Länge. Es überraschte Fidelma immer wieder, wie lang sich Katzen machen konnten. Das Tier gab ein merkwürdig zirpendes Geräusch von sich, mehr wie ein Vogel denn wie eine Katze, glitt von der Koje, schlich durch den Raum, sprang zum Fenster hoch und verschwand.
Das Kratzen hörte bald auf, und Fidelma erschauerte leicht, als sie an die Ratten in der Dunkelheit unter ihr dachte, von denen sie nur einige Planken trennten. Sie horchte angespannt. Jetzt war alles still. Vielleicht waren sie fort. Mäuseherr löste seine nächtlichen Aufgaben anscheinend sehr gründlich.
Gähnend ließ sie sich wieder in die Kissen fallen und schlief sofort ein. Gleich darauf, so schien es ihr, wurde sie von Gurvan wachgerüttelt. Der Steuermann war sichtlich beunruhigt.
»Komm bitte in die nächste Kajüte, Lady«, flüsterte er kaum hörbar.
Fidelma zog sich die Kutte um die Schultern und schwang sich aus der Koje. Gurvans Miene hatte ihr deutlich gesagt, daß keine Zeit mit unnützen Fragen zu verlieren war. Ihr fiel ein, daß es sich um Gurvans Kajüte handelte, in der Toca Nia eingesperrt war.
Gurvan stand im Gang und hielt ihr die Tür zu seiner Kajüte auf. In dem kleinen Raum brannte eine Laterne, denn die Morgendämmerung hatte noch nicht begonnen. Fidelma blickte hinein.
Toca Nia lag auf dem Rücken mit weit offenen Augen, seine Brust blutig zerfetzt.
»Mehrere Einstiche in der Herzgegend, würde ich sagen«, murmelte Gurvan hinter ihr, als brauche sie eine Erklärung.
Fidelma stand einen Augenblick wie gelähmt da.
»Ist Murchad verständigt?« fragte sie dann.
»Ich habe ihm Bescheid sagen lassen«, antwortete Gurvan. »Vorsicht, Lady, auf dem Boden ist viel Blut.«
Sie schaute hin und sah, daß der ganze Boden blutig war. Es war schon jemand hineingetreten, vermutlich Gurvan, aber ihr kam ein Gedanke.
»Bleib dort stehen«, ermahnte sie ihn. Dann ging sie zur Tür und verfolgte die klebrigen Spuren auf dem Boden. Offensichtlich war Gurvan über die ersten Abdrücke gelaufen, die von dem Mörder stammen mußten. Die Abdrücke gingen bis zu ihrer Kajütentür und nicht weiter. Das verblüffte Fidelma. Sie hätte gedacht, die Spuren würden zum Ausgang auf das Hauptdeck führen. Sie öffnete die Tür ihrer Kajüte. Ein paar schwächere Abdrücke zeigten, wo Gurvan bei ihr eingetreten war. Der Mörder hatte wohl erkannt, daß er eine Spur hinterließ, und sich das Blut von
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