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08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

Titel: 08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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gespannt.
    »Keine Zeit für Erklärungen«, rief Murchad. »Wir müssen in Fahrt kommen!« Er wandte sich um und schrie: »Alle Mann an die Brassen!«
    Seine Mannschaft reagierte sofort.
    Fidelma trat zurück und beobachtete, wie die Matrosen das Segel setzten. Gurvan und Drogan packten das Steuerruder. Das gewohnte freudige Klatschen zeigte an, daß die Brise das lederne Segel erfaßt hatte. Rasch wurde der Anker gelichtet. Dann schoß die »Ringelgans« vorwärts.
    Über das Wasser der Bucht hinweg kam der mächtige Ruf »Woden!« von dem Seeräuberschiff. Die Ruderblätter wurden gehoben, das Wasser auf ihnen funkelte im Sonnenlicht, und der hohe Bug des Schiffes schien auf sie zuzustürmen.
    Wie Gurvan vermutet hatte, ruderten die Angelsachsen ihnen entgegen, um sie abzufangen, und hielten sich dabei an die breite nördliche Durchfahrt. Der Wind wehte nach Südwest, und bald schäumte das Wasser um den Bug der »Ringelgans«, die der südlichen Durchfahrt im Schutz der kleinen Insel zustrebte.
    »Das wird gefährlich«, hörte sie Murchad rufen.
    »Stimmt schon«, erwiderte der Steuermann. »Aber ich kenne diese Gewässer.«
    »Ich gehe zum Bug und lotse dich durch die Durchfahrt«, antwortete Murchad.
    Verwirrt sah Fidelma zu, wie der Kapitän nach vorn ging. Mittschiffs blieb er stehen und gab seinen Matrosen ein paar Anweisungen. Ein halbes Dutzend von ihnen verschwanden unter Deck und kamen kurz darauf wieder mit ein paar traditionellen Bogen von anderthalb Meter Länge und Köchern mit Pfeilen. Murchad ließ keine Chance aus. Wenn er kämpfen mußte, dann würde er auch kämpfen. Inzwischen war die »Ringelgans« in den Schutz der kleinen Insel gelangt. Die schien an ihr vorbeizufliegen, und als sie hinter der Insel hervorkamen, sah sie, daß der Kapitän des angelsächsischen Schiffes gezögert hatte, weil er annahm, seine Beute werde das Segel reffen, Treibanker auswerfen und hinter der Insel mit ihm Verstecken spielen wollen. Andererseits konnte die »Ringelgans« auch versuchen, kehrtzumachen und doch die nördliche Durchfahrt zu nehmen. Sein Zögern hatte der »Ringelgans« einen kleinen Vorsprung verschafft, weil sie gerade durch die südliche Durchfahrt hinter der Insel gesegelt war. Sobald die Angelsachsen das begriffen hatten, wendeten sie ungeschickt ihr Schiff und setzten ihnen mit wütenden Ruderschlägen nach.
    Gurvan grinste Fidelma an und hob den Daumen.
    »Jetzt brauchen wir nur noch dafür zu beten, Lady, daß sich ihr Kapitän entschließt, das Segel zu setzen und uns hinterherzujagen.«
    Fidelma war immer noch verwirrt.
    »Ich dachte, das angelsächsische Schiff wäre unter Segeln mit dem Wind von achtern schneller als wir.«
    »Das hast du dir gut gemerkt – aber wir wollen hoffen, daß er das alte Sprichwort nicht kennt: Ein Blick voraus ist besser als zwei zurück.«
    Gurvans belustigte Miene sagte Fidelma nichts.
    Die »Ringelgans« legte sich weit über, als sie vor dem Wind an der Südseite der Bucht nur wenige Meter von der Felsenküste entfernt dahinbrauste. Fidelma merkte, daß Gurvan das südliche Vorgebirge umrunden wollte. Sie konnte sich aber nicht vorstellen, was er danach vorhatte, denn dann wären sie auf offener und ziemlich ruhiger See. Dort würden die Angelsachsen sie leicht einholen können.
    Lag die Antwort in den langen Bogen, die die Mannschaft an Deck gebracht hatte? Wollten Murchad und Gurvan es einfach auf einen Kampf auf offener See ankommen lassen?
    In dem Augenblick erkannte sie, was vor ihnen lag: Ein wahrer Irrgarten von Felsen und winzigen Inseln, durch die starke Strömungen tobten und schäumten. So weit sie sehen konnte, erstreckten sich unzählige Riffe. Ihr erschienen sie noch bedrohlicher als die bei den Sylinancim-Inseln, die sie passiert hatten.
    Gurvan bemerkte die Anspannung, die sie erfaßt hatte.
    »Verlaß dich auf mich, Lady«, rief er, den Blick nach vorn gerichtet. »Was du siehst, ist der Grund, weshalb kein Schiff das südliche Vorgebirge dieser Insel umsegelt. Hier herrschen Wind und Gezeiten, und wenn sie ein Schiff auf die zerklüftete Felsenküste treiben, schlagen sie es in tausend Stücke. Deshalb nehmen wir diesen Kurs. Ich bin hier schon einmal durchgefahren, und ich hoffe, ich schaffe es wieder. Wenn nicht … na, dann lieber in Freiheit sterben, als versklavt werden oder durch das Messer der Angelsachsen fallen.«
    »Und wenn die Angelsachsen hinter uns her kommen?«
    »Dann sollten sie zu ihrem Gott Woden beten, daß ihr

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