Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

Titel: 08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
Vom Netzwerk:
hinaus: Stets kehret sie wieder. Cian war ein geborener Betrüger, und an der Wahrheit seiner Worte mußte man immer zweifeln. Mit einem leichten Schuldgefühl stellte sie fest, daß sie ihn schon wieder aus ihrem persönlichen Empfinden heraus verurteilte.
    Sie setzte zum Sprechen an, als in der Nähe ein lauter Ruf ertönte.
    Pater Pol sah stirnrunzelnd auf, als einer der Inselbewohner, ein schmächtiger Bursche in Fischerkleidung, um die Ecke der Kirche gerannt kam. Bei ihrem Anblick blieb er jäh stehen und rang nach Luft.
    »Was ist los, Tibatto?« fragte Pater Pol unwirsch. »Du solltest wissen, daß man nicht so ungestüm zum Haus Gottes kommt.«
    »Angelsachsen!« keuchte der junge Mann atemlos. »Angelsächsische Räuber!«
    »Wo?« fragte der Priester nur, während Murchad entsetzt herumfuhr und nach dem Messer im Gurt langte.
    »Ich war auf der Landspitze oberhalb Rochers …«
    »An der Nordküste«, warf Pater Pol zu ihrer Erklärung dazwischen.
    »Da sah ich ein angelsächsisches Schiff nach Süden auf die Bucht zu kreuzen. Es ist ein Kriegsschiff mit einem Blitz auf seinem Segel.«
    Murchad wechselte einen raschen Blick mit Fidelma, die ebenso wie Cian aufgesprungen war.
    »Wie bald werden sie in der Bucht sein?« fragte der Priester mit düsterer Miene.
    »In einer Stunde, Pater.«
    »Schlag Alarm. Wir führen die Leute ins Innere der Insel«, entschied er. »Komm, Murchad, bring deine Mannschaft und die Pilger an Land. Es gibt Höhlen, in denen wir uns verstecken und schlimmstenfalls auch verteidigen können.«
    Murchad schüttelte entschlossen den Kopf.
    »Ich überlasse mein Schiff keinem Piraten, ob Angelsachse, Franke oder Gote! Die Gezeiten wechseln gerade. Ich segle aus der Bucht heraus. Wenn einer meiner Passagiere an Land gehen will, ist das seine Entscheidung.«
    Pater Pol starrte ihn einen Moment entgeistert an.
    »Du schaffst es auf keinen Fall, in Fahrt zu kommen, bevor sie die Mündung der Bucht blockieren. Wenn sie schon auf der Höhe von Rochers sind, brauchen sie nur noch eine halbe Stunde, bis sie das Vorgebirge umrundet haben.«
    »Lieber bin ich auf dem Schiff, als daß ich hier auf der Insel sitze und darauf warte, bis sie landen und alles niedermachen«, erwiderte Murchad. Er wandte sich an Gurvan. »Ist noch jemand an Land außer uns?«
    »Niemand, Kapitän.«
    »Kommst du mit, Lady?« fragte er Fidelma.
    Sie zögerte keinen Augenblick.
    »Wenn du versuchst, ihnen zu entkommen, dann bin ich dabei, Murchad.«
    »Also los!«
    Cian hatte daneben gestanden, während sie das besprachen. Jetzt trat er vor.
    »Wartet! Nehmt mich mit.«
    Murchad schaute ihn überrascht an.
    »Ich dachte, du suchst Asyl«, spottete er.
    »Ich sagte doch schon, ich suchte um Asyl nach, weil ich Zeit haben wollte, meine Verteidigung gegen die Beschuldigungen Toca Nias vorzubereiten.«
    »Aber jetzt mußt du dich womöglich gegen die Beschuldigung, ihn ermordet zu haben, verteidigen«, gab ihm Fidelma zu bedenken.
    »Darauf lasse ich es ankommen. Aber ich möchte nicht hier wehrlos diesen Räubern ausgeliefert sein. Nehmt mich mit.«
    Murchad zuckte die Achseln. »Wir haben keine Zeit zu verschwenden. Komm mit oder bleib hier. Wir gehen jetzt.«
    Ein zorniges, warnendes Hornsignal ertönte. Als sie die Kirche verließen, sahen sie, wie die Leute in alle Richtungen auseinanderrannten, Frauen mit schreienden Kindern, Männer mit Waffen, die sie gerade zur Hand hatten.
    Murchad verabschiedete sich von dem Priester.
    »Viel Glück, Pater Pol. Ich glaube, dieses angelsächsische Schiff hat es hauptsächlich auf uns abgesehen, nicht auf deine Insel. Wir sind ihm schon einmal entkommen, vielleicht schaffen wir es wieder.«
    Murchad führte sie rasch den Pfad hinunter zur Bucht.
    Fidelma schaute sich um und sah Pater Pol sie mit erhobenem Arm segnen, dann verschwand er. Jetzt war es seine Pflicht, dafür zu sorgen, daß die Menschen auf der Insel in Sicherheit gebracht wurden.
    Wortlos eilten die vier den Pfad hinab zum Kai, wo ihr Skiff lag. Erst als sie im Boot saßen und Gurvan und Murchad sie mit kraftvollen Schlägen zur »Ringelgans« hinüberruderten, begegnete Cian dem forschenden Blick aus Fidelmas grünen Augen. Er hielt ihm stand, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Ich habe Toca Nia nicht umgebracht, Fidelma«, erklärte er ruhig. »Ich habe erst erfahren, daß er tot ist, als ihr zu Pater Pol kamt und es mir gesagt habt. Das schwöre ich.«
    Beinahe glaubte ihm Fidelma, aber sie wollte sichergehen. Sie

Weitere Kostenlose Bücher