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08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

Titel: 08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Aufsicht. Ich hab schon von Schiffen gehört, die Feuer gefangen haben wie eine Zunderbüchse.«
    Fidelma verbarg nach Kräften ihre Belustigung über die bemüht selbstsichere Art des Jungen, der wie ein erfahrener Seemann redete.
    »Am Mittag gibt es eine Mahlzeit, sagtest du?«
    »Ich läute eine Glocke, die die Passagiere zum Essen ruft.«
    »Sehr gut.« Fidelma wandte sich der Tür der Kajüte zu, auf die der Junge gezeigt hatte.
    »Ach, noch eins …«
    Sie drehte sich fragend um.
    »Ich soll dir noch sagen, daß diese Kajüten im hinteren Teil des Schiffes liegen. Das ist das Heck. Auf dem Deck darüber sind die Kajüte des Kapitäns und andere Unterkünfte. Vorn ist in dieser Richtung. Das heißt auch der Bug. Im Heck gibt es einen Abort, hinter der Tür da. Vorn am Bug ist noch einer. Den kann dir jeder zeigen, wenn nötig. Wenn es Probleme gibt und wir das Schiff verlassen müssen, dann sind dafür zwei kleine Boote mittschiffs quer festgezurrt. Da müßt ihr hin, wenn wir in Not geraten. Macht euch keine Sorgen, einer von der Mannschaft sagt euch dann, was ihr zu tun habt.«
    Der Junge drehte sich rasch um und eilte an Deck.
    Fidelma blieb stehen, und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Offensichtlich hatte Wenbrit keine hohe Meinung von »Landratten«, wie er die Passagiere nannte. Sie wandte sich wieder der Kajütentür zu, die er ihr gezeigt hatte. In dem Moment ging hinter ihr auf der anderen Seite des Korridors eine Tür auf. Sie vernahm ein überraschtes Atemholen, und dann sagte eine sanfte männliche Stimme: »Fidelma! Was um Himmels willen machst du denn hier?«
    Sie fuhr herum und versuchte die Stimme zu erkennen, die aus einer lange zurückliegenden Erinnerung kam, einer Erinnerung, die auszumerzen ihr schon beinahe gelungen war.
    Ein hochgewachsener Mann stand da im unsicheren Licht der pendelnden Laterne.
    Unwillkürlich trat Fidelma einen Schritt zurück und langte wie Halt suchend nach der hölzernen Wand. Zum erstenmal, seit sie an Bord der »Ringelgans« gekommen war, wurde ihr schwindlig, und es kam nicht von dem Wogen des Meeres, sondern vom Aufwallen ihrer eigenen Gefühle.
     

K APITEL 3
    »Cian!«
    Wie ein Gespenst aus einer geisterhaften Vergangenheit stand vor ihr der Mann, der ihre erste Liebe gewesen war, der in ihr, als sie noch ein junges Mädchen war, die Sinnlichkeit geweckt und sie dann wegen einer anderen fallengelassen hatte.
    In einem atemlosen Augenblick durchfluteten sie diese Erinnerungen. Fidelma hatte ihre erste Begegnung noch so lebhaft im Gedächtnis, als sei es erst gestern gewesen. Doch seitdem waren zehn Jahre vergangen, zehn lange Jahre …
     
    Der alte Brehon Morann hatte seinen Schülerinnen frei gegeben, damit sie das alle drei Jahre stattfindende große Fest in Tara besuchen konnten, das Féis Teamhrach . Hätte er ihnen nicht frei gegeben, wären sie wahrscheinlich trotzdem hingegangen, denn das große Fest war der Höhepunkt des Jahres. Es war vom Großkönig Ollamh Fódhla vor ungefähr vierzehn Jahrhunderten begründet worden. Sein offizieller Zweck bestand darin, die Gesetze der fünf Königreiche zu überprüfen. Der Großkönig und die Provinzkönige kamen zusammen, ebenso wie die hervorragendsten Vertreter aller gelehrten Berufe aus den fünf Königreichen.
    Zwar hatten die Großkönige schon vor hundert Jahren Tara als Hauptresidenz aufgegeben wegen eines Fluchs, den der heilige Ruadan von Lorrha in Muman gegen den Ort ausgesprochen hatte, doch an dem großen Fest hatte das nichts geändert, es wurde weiterhin in jedem dritten Jahr abgehalten. An den sieben Tagen des Fests stand niemandem der Sinn nach Lernen. Es begann drei Tage vor dem Feiertag des Samhain und endete am dritten Tag danach.
    Während Gelehrte und Rechtskundige und die Könige und ihre Ratgeber die Angelegenheiten des Staates und die Anwendung der Gesetze besprachen und erwogen, ob neue Gesetze vonnöten seien, und wenn ja, welche, gab es Spiele, Wettbewerbe und Festlichkeiten für die Allgemeinheit und für die Reichen, die kamen, um zu sehen und gesehen zu werden. Kaufleute reisten nicht nur aus den fünf Königreichen an, sondern von allen Enden der Welt, und ebenso strömten Gaukler, Sänger, Jongleure, Narren und Akrobaten zusammen. Es war eine Zeit, sich zu erholen und fröhlich zu sein, denn die alten Gesetze schrieben für die Dauer des Fests einen heiligen Waffenstillstand vor, der jeden vor Festnahme oder Verfolgung schützte, es sei denn, er bräche selbst den

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