08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff
Frieden des Fests durch Rüpelei, Gewalttätigkeit oder Diebstahl.
Fidelma war knapp achtzehn Jahre alt und noch nie zu einem großen Fest wie dem von Tara gewesen. Sie und ihre Gefährtinnen aus Moranns Rechtsschule schoben sich durch die sich drängende Menge, betrachteten die Stände, an denen Essen und Trinken aller Art verkauft wurde und auch Waren aus fernen Ländern. Ab und zu bestaunten sie die Künste der Clowns und Jongleure, während Musiker und Sänger ein nicht unangenehmes Durcheinander von Tönen hervorbrachten.
Fidelma und ihre Freundinnen blieben vor einem der Jongleure stehen, der neun scharfe kurze Schwerter in den Händen hielt, die er eins nach dem anderen in die Luft warf, wobei er keines auf den Boden fallen ließ, sondern alle auffing und immer wieder emporschleuderte, ohne sich zu verletzen. Das schwirrende Geräusch, das die Schwerter in der Luft erzeugten, erinnerte an das Summen von Bienen.
Brausender Beifall lockte Fidelma und ihre Gefährtinnen an den Rand einer Menge, die einen Rasenplatz umstand, auf dem ein immán -Spiel im Gange war. Jeder Spieler war mit einem hölzernen camán bewaffnet, einem über einen Meter langen Stock aus Eschenholz, der sorgfältig bearbeitet und geglättet war, das untere Ende flach und gebogen. Damit versuchte er einen mit Wolle gefüllten Lederball zu schlagen. Der Name des Spiels bedeutete »Treiben«, während der Stock seinen Namen von dem Wort cam herleitete, das seinen gebogenen Teil beschrieb.
Eine der beiden Mannschaften hatte gerade ein Tor erzielt, und als die jungen Studentinnen sich durch die Menge drängten, begann das Spiel von neuem damit, daß der Ball in der Mitte des Feldes in die Luft geworfen wurde. Die beiden Mannschaften standen an gegenüberliegenden Seiten des ebenen, grasbewachsenen Rechtecks, liefen nun los und bemühten sich, den Ball durch ihre Gegner hindurch in das von zwei Pfosten gebildete schmale Tor zu treiben.
Fidelmas Gruppe wartete, bis noch ein weiteres Tor gefallen war, und setzte dann in bester Stimmung ihren Weg fort. Es war ein glücklicher, sorgloser Tag, obgleich Fidelma im stillen wußte, daß ihr Lehrer, Brehon Morann, hoffte, seine Schülerinnen würden sich nicht nur auf dem Fest vergnügen, sondern auch den großen Debatten über die Gesetze lauschen und so ihr Wissen darüber erweitern. Daran wollte Fidelma gerade ihre Gefährtinnen erinnern, als sie sich in einer Menge wiederfanden, die den Beginn eines Pferderennens erwartete.
Cian war ihr sofort aufgefallen.
Er war nur ein oder zwei Jahre älter als sie und eine glänzende Erscheinung, groß, mit kastanienbraunem bis fast rötlichem Haar. Er hatte ein angenehmes Gesicht, war muskulös, und seine Kleidung verriet einen gewissen Rang. Für das Rennen hatte er sich leicht gekleidet in Hose und Hemd aus Leinen in verschiedenen Farben und einen kurzen Mantel aus gewebter Wolle mit Biberpelzbesatz. Er saß auf einem prächtigen, großartig gebauten Hengst, der wie sein Reiter kastanienbraun war, aber mit einem weißen Fleck auf der Stirn.
Die anderen Reiter, die sich neben Cian aufstellten, nahm Fidelma überhaupt nicht wahr. Sie schaute starr zu ihm auf, seltsam angezogen von seiner Jugend und Vitalität. Als er ihren Blick bemerkte, sah er ihr in die Augen und lächelte. Es war ein warmes, offenes Lächeln.
Dann ertönte der Ruf des Rennleiters, eine Flagge wurde gehoben, flatterte einen Moment über ihren Köpfen und senkte sich plötzlich. Unter den Anfeuerungsrufen der Menge stürmten die Pferde davon.
»Was für ein prächtiger Kerl!« flüsterte Fidelmas Gefährtin Grian. Grian war etwas älter als Fidelma und ihre beste Freundin in der Rechtsschule des Brehon Morann. Sie war eine gute Studentin, hatte aber einen frivolen Zug und schätzte den Genuß höher als ernsthaftes Studium, wenn sie zwischen beiden zu wählen hatte.
Gegen ihren Willen wurde Fidelma rot.
»Wen meinst du?« fragte sie möglichst harmlos.
»Den jungen Mann, mit dem du eben ein Lächeln getauscht hast«, neckte sie Grian.
»Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, antwortete Fidelma und lief noch röter an.
Grian wandte sich an einen kleinen älteren Mann, der einen bestimmten Reiter angefeuert hatte.
»Weißt du, wer die Reiter sind?« fragte sie ihn.
Der Mann hörte mit seinem Rufen auf und sah sie erstaunt an.
»Würde ich denn auf das Ergebnis des Rennens wetten, wenn ich das nicht wüßte?« erwiderte er. »Namen der Reiter, die Pferde und ihre Form, das ist das
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