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08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

Titel: 08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Schatten ab.
    Sie erkannte, daß er älter aussah, auch reifer, und doch hatten sich seine Züge kaum verändert. Die Jahre hatten sein angenehmes Äußeres stärker ausgeprägt und – sie gab es ungern zu – ihn noch attraktiver gemacht.
    »Fidelma!« Seine Stimme klang lebhaft. »Du hier? Ich kann es kaum glauben!«
    Es wäre so einfach, auf dieses strahlende Lächeln einzugehen. Sie kämpfte einen Moment mit der Versuchung, und es gelang ihr, eine ausdruckslose Miene aufzusetzen. Erleichtert stellte sie fest, daß sie ihre Gefühle unter Kontrolle hatte.
    »Es ist eine Überraschung, dich hier zu sehen, Cian«, antwortete sie in gemessenem Ton. Dann setzte sie hinzu: »Was machst du denn auf einem Pilgerschiff?«
    In dem Moment, als sie die Frage stellte, bemerkte sie plötzlich, daß er in braunen Wollstoff gekleidet war und ein bronzenes Kruzifix an einer Lederschnur um den Hals trug.
    Cian stutzte bei ihrem kühlen, sachlichen Ton und setzte ein schiefes Lächeln auf. Ein bitterer Ausdruck überflog sein hübsches Gesicht.
    »Ich bin auf einem Pilgerschiff aus dem einfachen Grunde, weil ich ein Pilger bin.«
    Fidelma schaute ihn spöttisch an. »Ein Krieger der Leibgarde des Großkönigs, ein Krieger der Fianna, geht auf Pilgerfahrt? Das ist kaum zu glauben.«
    Lag es an dem unsicheren Licht, oder sah er seltsam aus?
    »Das liegt daran, daß ich kein Krieger mehr bin.«
    Trotz ihrer abweisenden Reaktion auf dieses Wiedersehen wollte Fidelma mehr erfahren.
    »Willst du damit sagen, du hättest die Truppe des Großkönigs verlassen, um in einen Mönchsorden einzutreten? Das glaube ich dir nicht. Religion bedeutete dir nie etwas.«
    »Kannst du mein ganzes Leben voraussagen? Darf ich meine Meinung nicht ändern?« Sein Ton wurde plötzlich feindselig. Fidelma beeindruckte das nicht. Sie hatte seine Ausbrüche in ihrer Jugend oft genug erlebt.
    »Ich kenne dich sehr gut, Cian. Ich habe diese Kenntnis teuer genug erworben – oder erinnerst du dich nicht mehr daran? Ich jedenfalls weiß das noch. Ich konnte es wohl kaum vergessen.«
    Sie wandte sich der Kajüte zu, die Wenbrit ihr gezeigt hatte, als Cian die Hand vom Türrahmen nahm, mit der er sich abgestützt hatte, und nach ihr langte. Durch die Bewegung des Schiffes kam er ins Straucheln. Wieder mußte er sich abstützen.
    »Wir müssen miteinander reden, Fidelma«, sagte er eindringlich. »Zwischen uns sollte es keine Feindschaft geben.«
    Ein seltsam verzweifelter Ton in seiner Stimme ließ sie aufhorchen. Sie zögerte, aber nur einen Moment lang.
    »Wir haben später noch reichlich Zeit dazu, Cian. Es wird eine lange Fahrt … Vielleicht sogar eine zu lange«, fügte sie bissig hinzu.
    Sie trat in die Kajüte und schloß die Tür hinter sich, bevor er antworten konnte. Einen Augenblick blieb sie schwer atmend, mit dem Rücken an die Tür gelehnt, stehen und wunderte sich, daß ihr kalter Schweiß ausbrach. Sie hätte nicht gedacht, daß ein Wiedersehen mit Cian nach all den Jahren solche Emotionen in ihr wiedererwecken würde. Nachdem er sie damals verlassen hatte, hatte sie viele Monate gebraucht, um sie zu unterdrücken.
    Sie konnte nicht leugnen, daß sie sich bei dieser ersten Begegnung mit Cian auf dem Fest von Tara in ihn vernarrt hatte. Nein, wenn sie ehrlich sein wollte, mußte sie zugeben, daß sie sich in ihn verliebt hatte. Trotz seiner Arroganz, seiner Eitelkeit und seines Stolzes auf seine Tüchtigkeit als Krieger hatte sie sich zum erstenmal in ihrem Leben verliebt. Er hatte alles an sich, was Fidelma verabscheute, aber das half nichts gegen die unwillkürliche Verbindung zwischen ihnen. Ihre Charaktere waren völlig entgegengesetzt, und unweigerlich zogen sie einander an wie Magnete. Das war ein sicheres Rezept für eine Katastrophe.
    Cian war ein junger Mann, der auf Eroberungen aus war, und Fidelma war eine junge Frau, die eine romantische Vorstellung von der Liebe hatte. In wenigen Wochen hatte er sie in einen Strudel widerstreitender Gefühle gestürzt. Selbst Grian begriff, daß Cians Werben um Fidelma ganz oberflächlich war. Ihre Freundin war jung, attraktiv und vor allem intelligent – und Cian wollte sich dieser Eroberung rühmen. Hatte er Erfolg, würde sie ihm gleichgültig werden. Und Fidelma, ob sie nun intelligent war oder nicht, weigerte sich zu glauben, ihr Liebhaber hätte so niedrige Motive. Daraus ergaben sich viele Streitereien mit Grian.
    Plötzlich erklang in dem Dunkel der Kajüte ein so herzzerreißendes Stöhnen,

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